alpenjogi
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Der Weg ist das Ziel
Nein, ganz richtig ist die Überschrift nicht. Auf den Unnnütz will ich schon gehen, zumindest auf den Hinterunnütz... Wenn ich danach keine Wanderlaune mehr verspüre, steige ich wieder ab nach Achenkirch. Dort bin ich bei meiner Schwester einquartiert, einen Fernseher hat sie auch und das WM-Spiel gegen Kamerun wird natürlich auch in Tirol übertragen.....es gibt also eine Alternative.
Doch die Fußball-Übertragung habe ich schnell vergessen. Nach zwei Regentagen ist die Luft rein und kühl, schnell komme ich vorwärts. Besser gesagt, aufwärts, denn es geht steil bergauf, aber es macht Spaß. Am Wegrand blühen schon die Alpenrosen und die Sonne blinzelt vom leicht bewölktem Himmel. Am Hinterunnützgipfel halte ich mich nicht lange auf, klebe nur ein SAN-Pickerl ins Buch und weiter geht es über den Hochunnütz der dennoch nicht ganz so hoch ist wie der im Süden aufragende Vorderunnütz. Am „Vorderen“ überlege ich nicht lange, heute gehe ich hinüber ins Sonnwendgebirge, wie die Rofanberge auch genannt werden. Beim Abstieg zur Köglalm schaue ich immer wieder hinunter auf den schönen Achensee. Etwas oberhalb der Köglalm quere ich nach links, da müsste das Steiglein sein welches hinauf zur Kotalm führt. Ich finde es auch schnell und nun geht es sanft und kaum spürbar wieder aufwärts. Mein Schritt wird schneller, der Atem jedoch nicht. Ein gutes Zeichen, ich denke, das wird noch ein schöner Wandertag. Das Klobenjoch kommt immer näher und schon bald sehe ich die Hütten der Kotalm. Überraschend viele Leute sehe ich hier und ohne Halt gehe ich weiter, das Steinerne Tor ist das nächste Ziel. Malerisch schön ist hier das Felspanorama, fast so wie ein paar Tage zuvor, als ich zur Falkenhütte aufstieg. An der verfallenen oberen Kotalm gehe ich vorbei, durchquere eine Mulde, dann rechts hoch und schon sehe ich das Steinerne Tor, zwei Felstürme die jedoch einen Durchgang bieten. Schnell ein Foto und weiter geht es. Am Tor scharf links aufwärts, geht es da schon auf den Hochiss? Kommt mir komisch vor, ein Blick in die Karte, nein, das ist erst der Streichkopf und nach einigen Drahtseilsicherungen geht es ostwärts auf dem höchsten Gipfel des Rofans. Auch am Hochiss ein SAN-Pickerl geklebt. Danach abgestiegen und am Gegenhang wieder aufgestiegen. Der Weg geht wohl zur Seekarlspitze, die mich jedoch nicht sehr interessierte und deshalb steige ich auf der anderen Seite ab. Der Weg ist steil, gut dass hier kein Schnee mehr liegt... Schnell kommt das Gipfelkreuz der Rossköpfe näher doch es führt kein Weg zum Gipfel. Komisch, das Kreuz so nah und für mich so fern. Na, vielleicht führt der Normalweg von der hinteren Seite auf dem Gipfel. Die Markierung lässt das zumindest vermuten. Ich bleibe also auf dem rot markierten Steiglein und das führte auch um den Berg rum, aber nicht dorthin wo ich wollte, sondern direkt über ein Joch zur Rofanspitze. Ich steige also weglos höher, komme am Ausstieg des, jetzt gesperrtem, Bettlersteiges vorbei und gewinne schnell an Höhe. Der Untergrund ist rutschig, hier merkt man das es die letzten zwei Tage stark geregnet hat. Der erdige Grat ist ausgesetzt und auch dort wo er felsig wird, sehe ich keinen für mich gangbaren Weg. Ich drehe um, soll halt nicht sein. Ein bisserl ärgere ich mich schon, wäre gerne da oben gesessen. Doch schnell vergesse ich mein Kneifen und steige zum Joch ab, den Grubasee rechts liegen lassend steige ich links zur Rofanspitze hoch. Dieser Weg ist, so wie es aussieht, wohl ein Teil des E4-Weitwanderweges. Am Gipfel der Rofanspitze muss wohl jemand ungeschickt gewesen sein. Jedenfalls war kein Blechdeckel mehr zu sehen und das Gipfelbuch war schon weich wie Brei. Mein wetterfestes SAN-Pickerl hat trotzdem einen guten Platz gefunden... Ich schaue hinaus ins Inntal, schaue hinüber zu den Unnützgipfeln und es wird mir bewusst, dass ich schon ein ganz schönes Stückerl gewandert bin. Es wird Zeit mal in die Karte zu schauen um zu gucken wie es weitergehen soll. Hinab zur Erfurter Hütte und ins Tal mit der Seilbahn? Nein, der Tag ist noch lang und ich sehe einen Weg der in Richtung Sagzahn und Vorderes Sonnwendjoch führt. Ein kurzes Telefonat mit meiner Schwester, sie solle sich mal keine Sorgen machen, es kann spät werden. Schnell komme ich dem Sagzahn näher, doch wo soll da ein Weg hochführen? Ein Schild „Sagzahn-Umgehung“ hat mich gleich mal hellhörig gemacht. Soll das heute den zweiten Verhauer geben? Erleichtert sehe ich, dass ein nagelneues Stahlseil durch die Wand führt, durch eine Rinne geht es aufwärts und nach wenigen Minuten geht es über Wiesen zum Gipfel. Nun sitze ich hier, umringt von neugierigen Schafen, ob die meinen Uhu auffressen wollen? Ohne Höhenverlust geht es weiter zum Vorderen Sonnwendjoch. Am Gipfel treffe ich zwei Einheimische. Sie zeigen mir Möglichkeiten wie ich am schnellsten ins Inntal komme und einer von beiden sagt ziemlich spaßig, ich kann auch zur Scherbensteinalm absteigen um von dort über die Haidachstellwand wieder zurück ins Achental zu gelangen. Die letzte Bahn werde ich wohl nicht mehr erreichen, bis nach Maurach sind es von der Erfurter Hütte jedoch nur noch 90 Minuten. Gesagt getan, es ist 19 Uhr als ich auf diesen schönen Gipfel stehe und die Abendsonne genieße. Mein letzter Aufkleber wird verarbeitet, Jogi von der SAN trägt sich ein letztes Mal ein. Westwärts geht es hinab, an einer Steilstufe hangle ich mich am Drahtseil hinunter, immer wieder schaue ich hinüber zur Bergstation, wohl wissend, dass ich mir da keine Hoffnungen zu machen brauche. Schön wäre es, wenn der Weg direkt ins Tal führen würde, aber das tut er nicht und zum Schluss geht es sogar nochmals bergauf zur Erfurter Hütte. Jetzt spüre ich die Müdigkeit, es werden wohl so an die 3000 Höhenmeter gewesen sein. Ich will so schnell wie möglich ins Tal und bin froh, dass kurz vor der Erfurter Hütte der Wegweiser „Nach Maurach 1 ½ Stunden“ mich links hinunter führt. Um 21 Uhr erreiche ich Maurach, per Anhalter geht es zurück nach Achenkirch. Diese Wanderung hätte ich nie geplant, ich wäre sie auch nie gegangen. Heute war jedoch stets der Weg das Ziel.
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