Wandern: Taminaschlucht - 05.05.2007

 

Es wird langsam Zeit, sich und die Kinder für die Sommersaison, in der natürlich noch einige Berge bestiegen werden sollen, einzulaufen.  Wir entschieden uns für ein Projekt, dass schon länger in meiner Vorstellung schlummerte, aber immer irgendeiner Verhinderung zum Opfer gefallen war.

Die Taminaschlucht bei Bad Ragaz. Der Bericht einer hiesigen Wandergruppe las sich sehr gut und das Projekt schien lohnenswert zu sein. http://www.alpine-wandergruppe.de

Noch ein wenig zur Historie, denn die gehört auch an diese Stelle und es gibt einiges dazu zu berichten:


Um 1240 entdecken zwei Jäger der Benediktinerabtei Pfäfers die 36,5° warme Quelle. Die Mönche des Klosters fanden bald heraus, dass die Quelle Heilkraft besaß. Die Patienten wurden auf sehr eigenwillige Weise in Körben am Seil in die Schlucht abgelassen und kann mir vorstellen, dass nur die wirklich Kranken, diese Möglichkeit der Heilung in Erwägung zogen. Sie badeten in den in Fels gehauenen Löchern und blieben dort während 6-7 Tagen Tag und Nacht (Grusel). Alle eher hypochondrisch Veranlagten nahmen von diesem modernen Canyoningabenteuer sicher Abstand. 1350 wurden hölzerne Badehäuser errichtet und der Kurbetrieb ausgebaut. In ihren Glanzzeiten beherbergten sie bis zu 500 Gäste. 1838 nach Auflösung der Benediktinerabtei von Pfäfers gelangten Quelle und Badehäuser in den Besitz des Kantons St.Gallen. Ab 1840 wird das Thermalwasser auch talwärts geleitet, wo der weltberühmte Kurort Bad Ragaz entsteht.

Der erste Badearzt war 1535 kein geringerer als der berühmte Mediziner, Naturforscher und Philosoph Paracelsus (1493-1541).

Bad Pfäfers stellte 1969 seinen Betrieb ein. Nachdem ein Abbruch abgewendet werden konnte, wurde es restauriert. Heute stehen dem Besucher das Kloster- und Badmuseum mit Wechselausstellungen, die neugotische Badkapelle sowie die Schlucht zur Besichtigung vom 28.04. bis 21.10 von 10:00 bis 17:00 offen.

Das Alte Bad Pfäfers war Begegnungsstätte berühmter Gäste wie Ulrich Zwingli, Rainer Maria Rilke (Bild), Friedrich Nietzsche, Victor Hugo, Hans Christian Andersen, Johanna Spyri, Thomas Mann, Carl Zuckmayer und viele andere.

Ein 1987 gebauter Stollen weist schliesslich den Weg durch das Felsinnere am kleinen Thermalwasserbrunnen (36.6°) vorbei bis zur Quellwasser-Grotte.
http://www.altes-bad-pfaefers.ch
http://www.spavillage.ch/de/navpage-Summer-ExcursionsSu-1161.html


Soweit die offiziellen Informationen.

Es hatte sich doch eine kleine Runde eingefunden:
Ulli (Bergfreak1959)  und Andrea (minimaus), Peter (retebu) und Ulrike, Walter (moehrchen857) und Elke,  Ann-Sophie, Sabrina und ich.

Wir trafen uns gemütlich gegen 11:30 in Bad Ragaz, einem auch aus den Heidiromanen bekannten Kurort, in der Schweiz.
http://www.badragaz.ch

© Lisanne 2007
Bad Ragaz

Eile war nicht gefragt, weil es sowieso regnete und der Weg zwar schön, aber nicht anspruchsvoll werden sollte. Parkplätze waren bei dem Wetter auch nicht das Problem. Der Weg zur Taminaschlucht führt durch das idyllische Örtchen und biegt an der Tamina, die durch Bad Ragaz fließt auf einen Forstweg ab.

© Lisanne 2007
Weg zur Taminaschlucht

© Lisanne 2007
Wasserfall

Nach ca. 1 Stunde erreichten wir die Schlucht, die hinter dem alten Bad Pfäfers beginnt und natürlich nur mit einem kleinen Obulus am Drehkreuz (Kleingeld nicht vergessen !) betreten werden kann.

© Lisanne 2007
Altes Bad Pfäfers

© Lisanne 2007
Eingang zur Taminaschlucht

© Lisanne 2007
Drehkreuz

Doch das lohnt sich wirklich. Die Tamina hat sich hier im Laufe so einiger Jahre ordentlich in den Fels gegraben und an einige n Stellen dringt kaum Licht von oben in die Schlucht herab.

© Lisanne 2007
Lichtschacht

© Lisanne 2007
Schlucht

Es schäumt ganz mächtig und gurgelt im Fels.

Am Ende des zugänglichen Teils der Schlucht beginnt der Schaustollen, in dem man von Meter zu Meter merkt, wie es wärmer wird.

© Lisanne 2007
Schlucht

Wir erinnern uns, es handelte sich um Thermalwasser, was aus der Erde dringt. Andrea und Ansi liefern sich erst mal eine ordentliche Wasserschlacht, weil ein Brunnen im Stollen einfach zu verlockend aussieht. Dann kann man auf keinen Fall vorbeigehen, ohne dem anderen eine anständigen Schwall schönes warmes Wasser über den Kopf zu gießen. Auf jeden Fall sehen alle Beteiligten aus wie die nassen Katzen. Aber das macht ja nix, draußen regnet es ja immer noch und so kommt man nicht auf’s Unbekannte.

Wir besichtigen die etwas grünlichen Felsbadewannen und denken uns, dass moderne Thermalbäder einfach bequemer sind. Leider kann man die Schlucht nur auf dem gleiche Weg verlassen und so machen wir uns auf die Suche nach einem Weg, der nach oben führt, denn laut Wanderkarte sollten wir noch über eine Naturbrücke aus der Schlucht nach oben aussteigen können.

© Lisanne 2007
An der Naturbrücke

Die Naturbrücke (eigentlich ein Erdwall mit Steinen) finden wir schnell, von da ab geht es in nicht enden wollenden Stufen nach oben. Ich nehme es als willkommenes Training, andere fluchen, einige sind verzweifelt.

© Lisanne 2007
verzweifeltes Kind

© Lisanne 2007
Himmelsleiter

Aber irgendwann ist dieser Himmelsaufstieg auch beendet und wir machen uns bei Dauerregen auf den Rückweg nach Bad Ragaz. Wir hätten noch über Tristeli weiterlaufen können, aber bei dieser Dauerbeschüttung von oben macht das auch nur mäßig Spaß. Also wählen wir die Straße zurück nach Pfäfers, von der wir zum Glück nach einigen hundert Metern wieder in den Wald abbiegen können. Dort schüttet es eindeutig weniger.

© Lisanne 2007
Wegzehrung für Alle

© Lisanne 2007
nasse Wandertruppe

Unterwegs fällt Sabrina ein, dass ihre Bergschuhe wesentlich zu klein geworden sind und sie klagt erheblich. Doch die Spekulationen auf einen ehrenhaften Transport mittels Bahre mache ich zunichte und sie muß wohl oder übel durchhalten. Also muß Mutter demnächst wieder in neue Schuhe investieren. Man hat ja sonst nix zu tun.

Der Weg führt uns am neuen Thermalbad in Bad Ragaz vorbei, leider haben wir unser Schwimmzeugs nicht dabei. Das wäre ein willkommener, wärmender Abschluß unserer Wanderung gewesen. Auf dem Rückweg stellen wir uns noch kurz vor dem Casino zwecks Gruppenfoto auf , was dann doch etwa gequält zum Teil wirkt, weil jeder nur an trockene Klamotten denkt. Ins Casino wollte man uns in diesem Aufzug auch nicht so gern reinlassen.

© Lisanne 2007
vor dem Casino

Der Abschied am Auto gestaltet sich ungewohnt kurz, die warme und trockene Stube bei Ulli in Lindau ist einfach zu verlockend. Peter und Ulrike müssen leider weiter nach Hause. Der Rest zieht gehen Lindau und fällt mit Vorräten beladen zwecks Grillen in Wohnung und Garten ein. Irgendwie gelingt es die Massen an zwei Tischen zu verteilen und wir sind uns einig, dass wir den Elementen erfolgreich getrotzt haben und das Beste aus dem Tag gemacht haben.

© Lisanne 2007
Heimfahrt

© Lisanne 2007
gelungener Abend

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die zur Verfügung gestellten Fotos. Meine Kamera hat ja leider gestreikt.

obadoba, 27.04.2019 17:52