Tourenbericht : Balfrin

Tourenbericht Balfrin (CH-Wallis), 17.-18.07.2020

Balfrin (CH-Wallis), 17.-18.07.2020
Es gibt Berge, da kommt Mensch wieder. Wegen ...
... dicht-bei,
... war ich schon mal,
... nicht wirklich hoch,
... gleich da,
... doch leicht.
Bei dem hier wäre die Antwort ein klares JEIN. Dem Balfrin (CH-Wallis, Mattertal), oberhalb von Grächen/Gasenried. Hier & manchem durchaus bekannt ... sogar ein (das) Yak war schon da. (3 Berichte gibt´s von 2012/2013 ... im Archiv).

17. Juli 2020. Grächen hat (wieder) ein Parkhaus (mit Coop drüber). Nach früher Anfahrt aus D dort mittags los. CH zeigte sich „normal“, also ohne Maske (Pflicht nur im ÖPNV). In Zeiten von Covid-19 mitzunehmen war nur ein Kopfkissenbezug und Desi-Lösung (niemand fragte). Aus dem Ort raus und gen Südost aufwärts. Bekannte Route. Eine Weile später erst alpin.

Hoch hinauf, na klar. Rechts die 1850er Moräne, links das Idyll Alpja.

Bei rund 2.700 m ist ein Gletscher zu queren, längst aper. Einige Drahtgerippe markieren die Route. Beide Male ging es ohne Steigeisen & Gerödel. Gleichwohl, Spalten und Gletschermühle gibt es da!

Wie nicht selten in CH, Schikanen knapp vor der Hütte. Trotz Schild für D/M/W (oder wie heute heißt, was immer schon da war): Barfuß ist keine Pflicht.

Zeiten ändern sich. Wie heißt das jetzt „richtig“? Steinmann? Steinfrau? Mit ´chen? Oder Stein*e, oder gar Genderstein? Affen*acke, sowas war doch schon (fast) immer da.

Die Bordierhütte selbst (2.886 m) spare ich aus, hat ´ne homepage mit Webcam. Die hier mit Fell sind quasi Haustiere. Jahrzehnte von Pius gefüttert, führen das die neuen Hüttenleut´ fort. Die nächste Hütte mit nun Wirten aus „Ö“. Der Kuchen ... oh nö!

Der Covid-Fluch bedingt anno 2020 online-Buchungen bei reduzierter Schlaflager-Zahl. Eine Woche vorher bekamen wir nur noch die heutige Nacht Fr/Sa. – Rund 1.400 m über Grächen, doch 900 m unterm Balfrin.
5:30 Uhr am Morgen ergab schon mal ein ... aaaahhh, ein ... oohhh, ein ...





Die 4 & 5 „Punkte“ tief unten, bei kurzen Seilabständen, die wollten noch zum Nadelhorn (4.327 m). Wir waren am Anfang, uns schwebte „tieferes“ vor.


Ohnehin dämmerte mir, die gefühlt Trillionen Steine des Aufstiegs münden ja doch irgendwann in einem Abstieg. Die unschöne Vorstellung. Wurzeln schlagen galt nicht, Schönwetter herrscht nicht ewig.
Zwei junge Kerle aus einem Nachbarland, nicht viel über 20, die brauchten für den Nadelgrat hin via Galenjoch und retour über Gletscher, also von der B-Hütte zur B-Hütte bloss 10 Stunden. Und freilich noch weiter ins Tal. – Ja mei, die Jugend; Chapeau!

Mit der wachsenden Reife (?) sollte-dürfte-könnte doch DER Ausblick für ALLES schon genügen?

Der Balfrin (Vorgpifel, 3.783 m). Da sollte es hin.
Rechts hinten Ulrichshorn (3.925 m), Lenzspitze (4.294 m), Nadelhorn (4.327 m) und Stecknadelhorn (4.241 m). (Von links nach rechts). Blick vom Groß Bigerhorn (3.626 m). Ein Hubbel, um den in CH nirgends ein Hahn kräht.

Des Ganzen etwas näher. Wie auch die beiden im 2ten Bild ganz oben, taten wir es auch: Auf Steigeisen seilfrei hinauf. Kann man machen, bei solider Gehtechnik nebst Selbstvertrauen. Muss Mensch aber nicht. Noch lag wenig Eis blank. Die Route „links“ (östlich) rum im Firn. Am „rechten“ (westlichen) Fels-/Blockgrat waren überall auffällige Spuren im z.Z. eisfreien Gelände längst gut sichtbar, eisfrei gingen wir da hinab. Zum Balfrin sollte Mensch Steigeisen dennoch stets mitführen.



Apropos, der Kamerad am Hang ist nicht im steilsten Stück. Und „nur“ auf Firn.
Die Wolken an diesem Morgen waren schon ´übsch.

Zum Vorgipfel (3.783 m) nur noch ein wenig über Firn. Ab der Bordierhütte (2.886 m) unser erste Tourentag. (Wir leben im bedeutungsflachen Armland).
Die Strecke zum Balfrin-Hauptgipfel (3.795 m), immerhin gut weitere 500 m, die schenkte ich mir. No way. Akku leer. Nach der 1991er LKS (M 1:25.000) wären es nur 12 Höhenmeter mehr. Ein autochthoner beharrte auf Schmartphon-Karte mit plus 18 m (oder mehr); nun denn. „Wirklich oben bist Du nie“ heißt es doch mal.
Dann also Pause. Waagerecht. Und Schuhe aus. Der spätere 2.300 m Abstieg ... grrrmmpff.

Der Nadelgrat, diverse Seilschaften am Nadelhorn, teils Aufstieg, teils Abstieg. Manche wie Schnecken (so wie ich bald im Abstieg), andere ordentlich unterwegs.

Bisserl mehr südlich das Strahlhorn (am rechten Bildrand) und der noch-immer-Sommerski-Horror von Saas Fee. Darüber weit in der Ferne ein Gebilde, eher ein 6Tausender. Auch nur aus Wasser. Jene Wolken verflogen zeitnah, beim Weißen davor steht das noch an.

Unser Gipfel (3.783 m). Rechts hinten das Bietschhorn (3.934 m) auf der Nordseite des verhüllten Rhone-Tals.

Noch weiter im Nordosten Jungfrau (4.158 m), Mönch (4.107 m) und Aletschhorn (4.193 m), rund 40-50 km entfernt. Letzterem ist sein östlich gelegenes Mittelaletschbiwak (3.013 m) abhanden gekommen, vor einiger Zeit schon von einer Lawine terminiert.

Abstieg. Der dezente Hinweis des adäquat gekleideten Vierfüßlers am Wegesrand: Verweile doch! Müßiggang im Augenblick – ohne Gepäck – Hüttenplatz entbehrlich.

Doch Kontrastprogramm.

Zeltplatz Attermenzen, Samstag-Abend. Zum K*tzen voll. Mehr so gut für die Betreiber. Derartig voll sah ich den in 25 Jahren nicht. Überall Covid-Mobile, weiter unten viel mehr. Waagerecht schlafen (im Zelt) ging jedenfalls da nicht mehr.
Der 2.300 m-Abstieg war epochal ätzend. Wirklich alte Menschen überholten locker. So schlapp, wie das? Gejoggt hatte ich mehr als in beiden Vorjahren, die 10 km-Zeit daheim passabel. All das nur wegen „kein Volleyball“, wegen der fehlenden „Hüpferei“ durch Corona-bedingter Sporthallen-Schließ-Zeit ab Mitte März 2020? Mir unfassbar. Die Laune am Tiefstpunkt. Fairerweise sei hinzugefügt, abends war es vergleichsweise ruhig (keine jung-Irren) und morgens fuhr wohl die Hälfte von dannen.
Tags drauf Nixtun. Muskelkater bis zum Abwinken. Das (bekannte) Zinalrothorn von der bekannten Platzbank unter DER Lärche musste zur Anschauung reichen.

Die üble Stimmung der gestrig zweiten Tageshälfte, sie verflog irgendwann.
Beinahe so, wie jener kleiner Wasserfall gegenüber.

Tal-Tipp: Geht Mensch nur ein paar Meter nach Randa hinein, am Südrand gleich rechts ein guter Italiener. Restaurant „Matterhorn“ (> 10 Jahre schon, sagten die). Schlicht perfekt. (Wieso kannte ich den nicht?). Das Platzrestaurant „Hole in one“ (noch so ein Name, doch der Golfplatz nebenan) hingegen war covidial zugesperrt.

Vogelfreund

 

Vogelfreund, 25.08.2020 08:29