Gipfeltreffen 

im Deutschen Theater, München


... zum 50-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung des Mount Everest durch Sir Edward Hillary und Tenzing Norgay.

Everest, die Geschichte seiner Erkundung. Ein wunderbares Buch :-) Ich habe es bisher nur oberflächlich durchgeblättert und bin schon hin und weg.

Nach einer kurzen Einführung des Moderators von Radio Bayern2 wurden alle Teilnehmer des Gipfeltreffens vorgestellt. Jeder einzelne von ihnen hatte den Gipfel erzwungen und auf seine Weise ein Stück Besteigungsgeschichte geschrieben.

Dann legte Reinhold Messner los und gab einen Multivisions-Vortrag über die Geschichte der Everest-Besteigung zum besten, der nicht spannender oder besser gemacht hätte sein können. Die Royal Geographic Society hat inzwischen ihre Archive geöffnet und so konnte Messner zu seinen eh schon grossartigen Bildern des grossen Berges hochinteressante Zeitdokumente der frühesten Besteigungsversuche zeigen. Es waren sogar kurze Filmsequenzen von 1922 dabei, die eindrucksvoll dokumentierten, unter welchen Bedingungen und vor allem mit welchen Mitteln diese ersten Besteigungsversuche stattfanden. Unter diesem Gesichtspunkt ist es noch viel erstaunlicher, wie hoch sie tatsächlich kamen.

Nach Messners fulminantem Vortrag und einer kleinen Pause erzählte Tashi Tenzing, der Enkel Tenzing Norgays, von seinem Grossvater und seinem Volk und warum er auf den Everest stieg. Wahrscheinlich muss man mehr Einblick in die Sherpa-Kultur haben, um richtig nachvollziehen zu können, worum es ihm wirklich ging. Die Aneinanderreihung grossartiger Sherpas untermalte dennoch eindrucksvoll die Bedeutung dieses kleinen Volkes in der Geschichte des Chomolungma.

Bei Stephen Venables Vortrag verzichtete der Moderator weise darauf, Stephens wunderbar trockene englische Ausdrucksweise zu übersetzen. Stephens Everest-Besteigung im Alpin-Stil (zusammen mit 2 Amerikanern und einem Kanadier) war sicherlich eine höchst bewundernswerte Leistung, aber fast nichts gegen seine ungemein unterhaltsame redegewandte Erzählung darüber. Neben Messners Vortrag war das für mich einer der Höhepunkte des Abends.

Evelyne Binsack gab sich nett und bescheiden erzählte, wie schwer es war, genügend Aufmerksamkeit in den Medien (und damit Geld) zu erlangen, um schliesslich zu einer Everest-Expedition zu gelangen. Sie bezeichnete ihren Erfolg am Everest als ein 'Geschenk', denn den Titel 'erste Schweizer Frau auf dem Everest' habe sie nur durch Zufall erhalten. Persönlich freute mich Evelyns Antwort auf die grässliche Frage, wie sie sich als Frau in dieser Männer-Domäne denn fühle. 'Akzeptiert.', sagte sie. 'Man darf halt nicht kompliziert sein.' Genau.

Die grosse Leistung von Sigi Hupfauer (keine Website gefunden) war wohl weniger die Besteigung des Everest an sich, als die 5-tägige Tortur, seinen höhenkranken verletzten Freund vom Südgipfel bis ins Basis-Lager zu bringen. In dieser Höhe ist schon eine vergleichsweise einfache Rettungsmassnahme ein Spiel mit dem eigenen Leben, einem so aufwendigen Einsatz muss umso mehr Respekt gezollt werden.

Peter Habeler war als letzter dran und da es schon so spät war, wollte er sich wohl kurz fassen und betonte, während er seine Dias durch klickte, vor allem, dass schon alles zum Thema gesagt worden sei. Irgendwie verlor er sich dann ein bisserl und fiel auf Stammtisch-Niveau (was ich höchst enttäuschend fand). Er bekam aber schnell wieder die Kurve und unterhielt das Publikum mit ein paar gut erzählten Anekdoten (die sein Ansehen in meinen Augen wieder reparierten), während im Hintergrund weiter seine Bilder zu sehen waren.

Alles in allem: Ein wunderbarer Abend, der mit 24 + 50 Euro (Eintritt + Buch) zwar teuer, aber jeden einzelnen Cent wert war. Je ne regrette rien :-)

Andrea Kullak aka obadoba :-)

 

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