Familienreferat


© Lisanne 2005

Wandern: Valser Tal (Graubünden) oder wo das Mineralwasser herkommt - 25./26.05.2005

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Das Wochenende drohte heiß zu werden. Eindeutig zu heiß, um zu Hause auf dem Sofa oder - noch schlimmer - am Bodensee abzuhängen und sich schon wieder einen Sonnenbrand zu holen.Was also tun? Unbedingt ein paar Höhenmeter gewinnen und der Hitze ein wenig entfliehen, wobei da wegen der Kinder Grenzen gesetzt sind.

Nächste Überlegung: Anfahrtszeit und Überfüllungsfaktor.

Da kommt als Optimum eigentlich nur mein Lieblingskanton Graubünden in Frage.

Flugs den Plan an den Bergfreak1959 (Ulli) gesimst, dem der Sinn an diesem WE nach einem Ausflug an den Bodensee stand.

Übernachtung am Samstag abend auf dem Campingplatz der Naturbadeanlage Davos Munts in Vattiz. Einer der wohl schönsten Campingplätze, die ich kenne. Nie überfüllt,

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gepflegte Anlage und morgens ein Bad auf 1.300m umgeben von herrlichem Bergpanorama.

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Da waren wir schon mal und so was behält man sich in guter Erinnerung. Zumal auch die Besitzer sehr freundlich und unkompliziert sind. (ich habe keine Verbotsschilder gesehen. Na also: geht doch!!)

Graubünden ist strategisch günstig in 2 Stunden über die Rheintalautobahn bis Chur zu erreichen. Die Fahrt ins Valser Tal über Chur, Bonaduz, Illanz zieht sich etwas, aber man wird durch eine satte grüne Hügellandschaft belohnt mit Ausblick auf die 3.000er des Rheinwaldgebietes.

Wie befürchtet, regnete es sich erst mal am Samstag abend ab und der Grillabend wurde etwas feucht, aber nichtsdestotrotz nachdem der Regen aufgehört hatte, fröhlich. Die Nacht blieb trocken und am Morgen stand der Planet wieder unverdrossen am Himmel. Anstatt Dusche am nächsten Morgen lud ein erfrischendes Bad im Badesee ein. Dafür ist Familie Benz immer zu haben. Aber sonst auch keiner mehr um 08:00.

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ein Platz für Dichter und Denker

Nach einem gemütlichen Frühstück wurde die Expeditionsausrüstung (so ist das immer, wenn man mit 3 Erwachsenen und 2 Kindern zeltet) irgendwie wieder ins Auto verstaut. Noch eine Stunde Autofahrt über winzige und kurvige Sträßchen bis Vals/Zervreila. Vals ist der Hauptort des deutschsprachigen Valsertales. Ansonsten wird hier in der Surselva eher eine der vielen Varianten des Räteromanisch gesprochen. Vals ist ein Kurort, aber von touristischem Gedränge kann noch keine Rede sein. Mitten im Ort steht adrett die Fabrik, die das nicht unbekannte Valserwasser liefert.

Das Finale der Anfahrt bietet ein langer Stollen mit Ampelschaltung vor der Staumauer des Zervreila-Stausees, was den Kids ein gewisses Geisterbahnflair verschaffte.

Tatsächlich fanden wir an der Kapelle Zervreila sogar noch einen Parkplatz. Es wurde kurz abgestimmt, was wir gehen wollten:

  1. über Guraletschsee und Amperfreilasee eine Höhenrunde drehen
  2. zur Läntahütte unterhalb des Rheinwaldhorns

Die Entscheidung fiel auf die Läntahütte. Der Weg dorthin ist eine Wanderung mit geringen Höhendifferenzen um den flaschengrünen und malerischen Zervreilastausee, der um diese Jahreszeit erstaunlich wenig Wasser hatte. Also genau das Richtige für Kinder. Unser Startpunkt lag bei 1.990m, die Hütte auf 2.090m. Abmarschzeit 11:30.

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Zervreilahorn

Also antizyklisches Verhalten. Die Frühaufsteher kommen einem schon wieder entgegen.

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Zervreilastausse

Die Hitze hielt sich in Grenzen und manchmal wehte sogar ein laues Lüftchen. Um den See standen die Alpenrosen an den Hängen schon in den Startlöchern für einen grandiosen Blütenteppich. Der Teppich wurde unterbrochen von imposanten Wasserfällen.

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Auf halber Strecke an der Ochsastafel, wo der Valser Rhein gequert wird (wir befinden uns im Quellgebiet des Rheins) stärkten wir uns erst mal, obwohl die Lampertschalp eigentlich nicht mehr weit war, aber für Kinder ist das Naheliegende erst mal wichtiger.

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Wie fühlt sich vom Gletscher zermahlenes Gestein an?

Bis zur Lampertschalp haben wir dann entlang des Rheins insgesamt ca. 3 Stunden gebraucht. Die Alp ist eine Ansammlung von Steinhütten im typischen Valserstil. Auffällig ist in der Valserbauweise, die mit Granitplatten bedeckten Dächer.

Die Alp wird von der Familie Stoffel im Sommer seit 1998 bewirtschaftet. Die kleine Siedlung entbehrt jeglichen Luxus, doch man wird hier herzlich empfangen und mit selbstmachter Speis -und Trank versorgt. Hier wird intensive Alpwirtschaft mit Kühen, Ziegen, Schweinen, Schafen, Hühner und allem, was es auf einem Bauernhof so gibt, betrieben. Die Produkte werden selbst auf der Alp vermarktet. Für Kinder ein Idyll wie aus dem Heidifilm.

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Lampertschalp

Die Beschilderung weist auf das nahe Tessin hin. Bis Olivone im Blenio Tal sind es 6,5 Stunden über den Passo Soreda. Garantiert ein traumhafter Übergang, von denen es in Graubünden viele bis ins Tessin gibt. Es herrschte hier immer schon reger Handel.

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Mir war klar, daß die Kids nun garantiert die Lust auf die Läntahütte verloren hatten.

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Das wäre noch mindestens eine Stunde Laufzeit gewesen. Ulli und mir stach sie jedoch in der Nase. Das Rheinwaldhorn steht auf meiner Wunschliste ziehmlich weit oben und ich wollte schon immer mal in die Gegend. Also opferte sich mein Gatte und ging mit den Kids langsam wieder zum Auto zurück, während Ulli und ich uns schnell auf die Socken machten. Wir waren wirklich fix ohne Gepäck. Anstelle der 1 Stunde ging es auch in 35 Minuten. Die Läntahütte (2.090m) ist gerade vom Hüttenwirt und seiner Frau in mühsamer Kleinarbeit umgebaut worden und schaut einfach schmuck aus.

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Läntahütte

Wir trafen ihn noch kurz und schauten in die Hütte - die übrigens immer geöffnet ist - rein. Während der Abwesenheit des Hüttenwirts ist hier Selbstbedienung auf Treu und Glauben. 33 Schlafplätze unter dem frisch ausgebauten Holzdach. Sanitäre Anlagen wie in einem Einfamilienhaus. Das würde man hier nicht erwarten. Die Hütte lehnt mit dem Rücken an eine Felswand, an der der Hüttenwirt einige interessante Toprope Routen eingerichtet hat.

Endlich Sicht auf den Läntagletscher und das Rheinwaldhorn (3.402). Mhhmmm, das schaut hervorragend aus. Man geht nicht mehr über die Läntalücke links, weil die durch die warmen Sommer arg steinschlaggefährdet ist, sondern steigt steil auf den Gletscher und quert ihn links, zieht oben unterhalb des Gipfelaufbaus einen Boden nach rechts und steigt über den Grat auf.

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Rheinwaldhorn

Das wird die richtige Tour im September. Es sei hier noch erwähnt, daß eine Besteigung von der Tessiner Seite über die Capana Adula (Adula, so heißt das Rheinwaldhorn dort) auch gern gemacht wird, aber die Anfahrt ist von Norden über den Lukmanierpaß zu umständlich.

Nachdem wir die Hütte gründlich inspiziert hatten ging es hurtig an den Rückweg, denn Vater und Kids hatten schon einen Vorsprung. Kurz auf der Lampertschalp noch mal Rast gemacht und dann im Eilschritt um den Zervreilasee, über die hochgespannte Canalbrücke und noch die letzte und lästige Steigung bis zur Kapelle hinauf. Bäh, Abstieg mit Aufstieg ist wirklich gemein. Aber nen bißchen Anstrengung mußte auf der Schlendertour ja auch noch sein. Rückkehr am Auto 18:45.

Ansonsten war es wieder die übliche Heimkehrzeit nach abschließender Einkehr beim Griechen von ca. 23:00. Wird Zeit, daß sich die Kids auch an dieses Timing gewöhnen. Stirnlampen haben wir.

 

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