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Walliser Spezialitäten 1.Teil (Gelesen: 3561 mal)
Yak
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Um mani padme hum

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Nepal und Tibet
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Walliser Spezialitäten 1.Teil
15.07.2005 um 11:06:44
 
Die ganze Sektion ist dem Häkeldeckchen-Virus (lat.: Looserus haseius) zum Opfer gefallen.
Die ganze Sektion ?
Nein, zwei Mitglieder trotzen hartnäckig den Verlockungen der Deckchenhäkelei und nehmen mal wieder die nervend lange Fahrt über Oberalp- und Furkapass auf sich um Zermatt zu erreichen.
Das gelingt auch, nur leider nicht in der avisierten Zeit. Parken in Täsch, Rucksäcke packen, mit der Bahn nach Zermatt, das alles verschlingt viel Zeit und schließlich ist es 15 Uhr vobei.
Jetzt noch zu Fuß bis zur Monte-Rosa-Hütte ? Das sind etwa 7 Stunden mit den schweren Rucksäcken. Ganz brutal zeigt sich in diesem Moment die Kraft des Häkeldeckchen-Virus, die Verlockung der Gornergratbahn ist zu stark, kostet allerdings läppische 32 Franken. Soviel haben wir nicht dabei, eigentlich sogar nur eine einzige aber so haben die das wohl sowieso nicht gemeint, das wäre ja Menschenhandel  Grinsend
Es entspinnt sich eine kurze Diskussion über den Wert von Franken im allgemeinen, dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Japaner die die Bahn bevölkern und mit ihren zahlreichen Kameras unzählige Bilder vom Nebel machen hinter dem das Matterhorn zu vermuten ist.
An der Station Rotenboden angekommen bietet sich ein trübes Bild, graue Wolken, es graupelt leicht, das vorhergesagte Superwetter ist noch nicht ganz angekommen scheinbar.
Wir schultern die Rucksäcke und marschieren los, zuerst heißt es absteigen hinunter zum Grenzgletscher, fast 300 Höhenmeter.

...
Blick über den Grenzgletscher


Dann über den Gletscher entlang von Stangen auf die andere Seite. Das ist mit Steigeisen mühsam auf dem Schutt, ohne auch mühsam auf dem Eis. Um etwas Abwechslung zu bieten ändert sich der Schneefall von kleinen Graupelkörnern hin zu dicken, ekligen, nassen Schneeflocken (lat.: Flockus skius haseius). Schnell sind wir komplett durchweicht und der Aufstieg an der Seitenmoräne hin zur Hütte auf glatten Platten mit Neuschnee ist eine kurzweilige Herausforderung.
Die Hütte ist fast leer obwohl Samstag ist, im Lager ist daher genug Platz, nicht unbedingt selbstverständlich auf der Monte-Rosa-Hütte, wir versuchen unsere Sachen halbwegs zu trocknen und fallen nach dem Abendessen ins Bett. Morgen wollen wir erstmal einen Versuch am Nordend wagen wenn irgendjemand von den anderen Hüttengästen vorgeht, Wecker steht auf 2 Uhr.
Ein kurzer Blick nach dem Weckruf bringt das befürchtete Ergebnis. Es schneit und zwar nicht zu knapp. Also wieder ins Bett wie alle anderen auch. Aufstehen um 8, gleiches Ergebnis. Die meisten Gäste steigen ab, nur 2 Franzosen bleiben, wir sind fast allein auf der Hütte. Um 12 Uhr läßt der Schneefall nach, wir packen unsere Sachen und siehe da, die Sonne kommt heraus. Wir gehen auf der Moräne entlang und versuchen die Routeneinstiege zu finden.

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Auf der Moräne, hinen der Lyskamm


Der Weg über grobes Geröll ist mühsam und wäre im Dunkeln sicherlich wenig spaßig gewesen, gut dass wir liegen geblieben sind. Inzwische wird das Wetter langsam besser

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Endlich zeigt sich das Zermatter Hörnchen


Der Blick auf Castor und Pollux wird frei. Das wäre ein Ziel gewesen : Pollux über den Nordgrat, dann Überschreitung zum Castor und durchs Zwillingsjoch wieder zurück. Das ist uns zu zweit, ohne den Eiskönig der Sektion (lat.: Alexus Charletmoserus)  aber zu heikel zumal es auf der Hütte heißt das weder Auf- noch Abstiegsroute dieses Jahr schon mal gemacht worden wären.

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Castor, Pollux und dazwischen das Zwillingsjoch


Wir beenden den tag gemütlich und entscheiden uns aufgrund der Schneeverhältnisse unsere Pläne noch weiter zu ändern und zur Signalkuppe aufzusteigen und dort auf der Margerita-Hütte zu übernachten (lat.: Cappannus Schädeldröhnus maximus). Die liegt genauso hoch wie das Basecamp am Mustagh Ata, also ein guter Check auf Höhenverträglichkeit. Yaks Bedenken das zwei Nächte auf der Monte-Rosa-Hütte nicht reichen zur Akklimatisation werden weggewischt. "Das paßt scho !", Naja, selber schuld, was bringt man den Bunnys auch so Dumpfsprüche bei...  Traurig
Erneut wird um 2 Uhr geweckt. Die Dufourspitzen-Aspiranten (ein Haufen Franzosen) kommen schnell wieder rein, es regnet (lat.: Franzosus Weicheius haseius). Uns scheint das aber nur Nebelnässen zu sein, wir marschieren los. Als einzigste, alle anderen legen sich wieder hin. Na großartig !
Aber wir haben recht, nach wenigen Minuten hört das tröpfeln auf, die Sterne sind zu sehen. Wir erreichen mit etwas Mühe aber dank Vorerkundung doch souverän den Gletscherand und frühstücken, seilen an und genießen die Morgendämmerung

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Breithorn in Flammen


Wir folgen marginal erkennbaren Spuren zwischen seeehr vielen Spalten hindurch, die sind zwar nur klein, aber der Schnee ist nicht richtig hart, es ist noch zu früh.

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Alles voller Spalten


Wir erreichen einen Gletscherbruch an dem uns eine Führerseilschaft überholt. Die drei gehen ein mörderisches Tempo (lat.: Rennus haseius) aber der Bergführer kennt den Weg und spurt eine Steilflanke hoch, wir können halbwegs bequem folgen.

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Ganz hinten ist der Grenzkamm mit der Parrotspitze zu sehen, ist ja nur noch ein Klacks


Auf 3600m bläst jetzt ein eiskalter Wind, wir mummeln uns dick ein, bekommen aber trotzdem kalte Zehen und Finger. Wir sind schon seit 6 Stunden unterwegs, haben etwa 3600m erreicht und damit 800Hm hinter uns und nur noch popelige 1000Hm vor uns.
Also weiter. Die Führerseilschaft kommt uns wieder entgegen. Aufgegeben, der Schnee wäre zu tief. (lat.: Looserus Versagerus haseius) Na das wird ja immer besser.

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Blick zurück



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Der Lyskamm



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Immer wieder ein Blickfang : Das Hörnchen


Also weiterspuren, tatsächlich wird der Schnee immer tiefer und wir immer langsamer, dabei können wir schon die Autobahn sehen (Italienische A4 Gnifetti-Hütte <> Signalkuppe, Stau in beide Richtungen) aber es wird noch dauern bis wir dort sind.

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Alles voller Eis


Eine Spalte versperrt den Weg, was tun. Wären wir nur auf dem Eiskurs, dann wüßten wir was zu tun ist ! Also mal grübeln :
- drüberspringen, hmm, die ist etwas 10 Meter breit, ist fast etwas gewagt.
- durchklettern, hmm, ein Blick in die Tiefe : Die ist locker 100m tief, auch reichlich verwegen
- auf einer Brücke überqueren, hmmm, ja da ist eine, aber die ist stark eingesunken und wie gesagt : 100 Meter, ach ne, lassen wir das mal.
Also drumherum gehen. Das geht tatsächlich, allerdings mit einem verdammt langen Umweg der zudem durch Tiefschnee führt.
Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier.

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Spuren...



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Immer wieder Löcher in der makellosen Oberfläche



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Und weiter spuren



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Und es zieht sich endlos


Weiter gehts im Teil 2......
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80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

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Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
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