Ende Mai ins Eis, Teil 2



Am nächsten morgen natürlich Aufbruch praktisch noch mitten in der Nacht, also so gegen 7 noch ein paar mal hin- und herräkeln und schon um 8 Uhr das Frühstücksbuffet plündern. Climby wirkte etwas in sich gekehrt und verdrückte nur 4 Semmeln mit entsprechendem Belag, anscheinend wirklich der Beginn einer Hungerodyssee, ausgelöst durch den Ultrafrust beim Dauereinbruch am Hochfeiler. Die kurze Autofahrt ins Aostatal ist weiter keine Beschreibung wert, Steinbockragout gab es am Augangsort aber auch nicht, nur ein wenig Knabbergebäck, die Hungertragödie setzt sich fort. Wieso hat hasei diese Tour eigentlich ausgesucht ? Hier gibt’s weder was gscheites zu mampfen noch liegt anständig Schnee dafür ist alles voller Steinböcke, fast wie im Zoo !? 

Das Refugio Vittorio Emanuele hat geöffnet, der Aufstieg ist ein Klacks.

Nach dem etwas steileren Stück am Hochfeiler sitzt den härtesten der SAN erst etwas die Angst im Nacken, aber als eine Gruppe Österreicher dann berichtet dass die Wand nur 5 Seillängen Blankeis bis maximal 55 Grad aufweist verwandelt sich das Unbehagen in helle Panik. Ist etwas lang, oder nicht ? Haseis Schuld, wieso plant er Sachen die er dann nicht vorsteigt ! Vor allem Andrea scheint ein wenig das Vertrauen in ihre erworbenen Eiswandfähigkeiten verloren zu haben. Ach ja, war ja ihre erste Wand gestern. Aber die aufmunternden Worte von Climby und Hupf lassen sie schnell alle Bedenken wieder vergessen 
Climby : „Jetzt mach hier nicht den hasei, Du kommst mit !“ 
Andrea : „ Und wenn ich in der Wand nicht mehr weiterkomme ?“ 
Alex : „Dann zerren wir Dich am Seil hoch !“
Es ist einfach schön solche Kameraden am Berg zu haben, das ist es doch was das Erlebnis so tief, so eindringlich werden läßt ! Yaks zaghafte Versuche auf mögliche Schwierigkeiten hinzuweisen werden wohlwollend zur Kenntnis genommen und ausführlich diskutiert. 
Yak : “Also mein Miniskus macht schon etwas Probleme und 5 Seillängen sind schon ganz schön lang“ 
Climby : „Schluß mit dem Rumgeschwuchtel, 2 Uhr wird geweckt und dann haun wir die Wand weg !“ 
Ja, das ist es, die demokratische Form der Meinungsbildung am Berg, das abwägen von Für und Wider, die Rücksichtnahme und die menschliche Anteilnahme an persönlichen Problemen, das macht uns zu dem was wir sind ! 
Andrea : „Aber meine Knochenhautentzündung am Fuß !?“ 
Alex : „Heul doch“
So fanden wir also schnell zum einvernehmlichen Entschluß am nächsten morgen die Gran Paradiso Nordwand zu versuchen.
Aber erstens kommt es anders und zweites hat Alex keine Schneeschuhe...
Aufbruch um 3:00 Uhr, Einbruch um 3:01 Uhr. Der Schnee beginnt direkt hinter der Hütte und er ist wirklich schlecht, es ist auch noch zu warm um die Uhrzeit, wer hat legt Schneeschuhe an, wer nicht hat, der leidet. Der Weg des Leidens ist für Alex keine 200Hm lang aber 2 Stunden. Selbst der Skitourenchecker Climby geht auf Schneeschuhen (alberne Teile von Grivel, aber im Aufstieg auf dem Harsch noch verwertbar) und ämüsiert sich. 

Alex will aufgeben und umdrehen zur Hütte, ist natürlich auch albern, wer soll dann vorsteigen, also wird der Mann wieder auf Linie gebracht. Der Schnee wird dann auch härter mit zunehmender Höhe und es geht besser voran, aber die Nordwand ist abgehakt, die Zeit reicht nicht mehr. Also der Normalweg. Alex jammert von gebrochener Rippe als er beim einbrechen in den Schnee auf einen Felsen gestürzt ist. Aber die Drohung mit dem Häkeldeckchenkurs bei hasei bringt ihn zur Vernunft und er quält sich den Berg weiter hoch. Wir machen das ja nicht zum Spaß sondern um Lisanne von der ersten Position der Tourenliste zu verdrängen ! Da ist voller Einsatz gefragt.

Im Endeffekt wird es dann fast eine Kindergeburtstagstour, denn es ist viel Zeit und der Normalweg recht unschwierig. 

Gegen 10 Uhr ist dann die Ultrachecker+Extrembunny Seilschaft auf dem Gipfel. Alex turnt noch ein wenig in den Felsen rum und versucht die Madonna zu beeindrucken doch die zeigt sich kühl.

Der Abstieg wird dann zeitlich nach hinten verschoben um dem Schnee Gelegenheit zum weich werden zu geben. Dadurch bekommt der Abstieg ein wesentlich sportlicheres Ambiente. Auf gut deutsch : Einsackeln bis zum Kinn in butterweichem Sulz. Mit Schneeschuhen geht es aber wenigstens halbwegs, aber da war ja jemand der hatte keine...
Und das war nicht der Obertourenchecker Climby, der ist inzwischen ein so begeisterter Schneeschuhwanderer dass er sicher nie wieder die komischen langen Bretter verwenden wird

Irgendwann sind dann alle wieder vereint an der Hütte und genießen ein Bier und die raufgeschleppte Speckplatte. Eigentlich sollte Zufriedenheit angesagt sein, es war eine tolle Tour und dass es mit der Nordwand nicht geklappt hat ist nicht so schlimm nach dem Gipfelerfolg bei schönstem Wetter. Trotzdem verkündet Alex lauthals seinen Ausstieg aus dem Sommerbergsteigen. Nie wieder wird er einen Fuß auf ein Schneefeld setzen und Eiswände können ihm gestohlen bleiben. Naja, mal schaun wie lange das anhält...

Bei Wein klingt der Tag dann langsam aus. Am nächsten morgen noch der unspektakuläre Abstieg zum Parkplatz und nocheinmal werden die restlichen Vorräte geplündert. Brauchen wir ja nicht mehr. Das war etwas vorschnell wie sich am abend erweisen wird denn auch wenn Alex und Climby die Heimfahrt antreten bleiben die ultraharten unter den härtesten der SAN ja noch etwas länger in den Westalpen...

-Yak-

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