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Falsche Herstelleraussagen? (Gelesen: 1889 mal)
Joe
Gast


Falsche Herstelleraussagen?
03.12.2005 um 20:11:36
 
Wer überprüft die Werbeaussagen des ABS-Lawinenairbag-Herstellers?

Falschsaussage Nr. 1: Rund die Hälfte (der von Lawinen erfassten) werden ganz verschüttet.
Im Winterbericht SLF Davos 2002/03 wurden in der Schweiz  271 Lawinenereignisse gemeldet. 160 Personen wurden dabei von Lawinen erfasst. Davon waren 22% ganzverschüttet und 78% teil- bzw. nicht verschüttet. Geht man davon aus, dass 30% einen Lawinenabgang melden - bei dem es zu keiner Ganzverschüttung gekommen ist, dann wurden lediglich 9% der von Lawinen erfassten Personen ganzverschüttet (bei angenommenen 50% wären es 12% Ganzverschüttete).

Die Aussage des ABS-Herstellers (50% Ganzverschüttete) ist somit falsch und für die Konsumenten irreführend.

Falschsaussage Nr. 2 : Der ABS-Lawinen Airbag verhindert die Verschüttung.
Wie hoch darf der prozentuelle Anteil der Ganzverschütteten sein, wenn der Hersteller behauptet, „der ABS-Lawinenairbag kann die Verschüttung verhindern“?

Wie aus der Website des ABS-Lawinenairbag Hersteller zu entnehmen ist, wurden von 77 Personen, welche mit dem ABS-Lawinenairbag von einer Lawine erfasst wurden, 10 Personen bzw. 13% ganzverschüttet. Zählt man den Lawinenunfall mit den 2 ganzverschütteten ABS-Lawinenairbag Benutzern vom Arlberg (01.03.05) hinzu, (welche aus unerklärlichen Gründen nicht in der Statistik des Herstellers zu finden ist), dann erhöht sich der Anteil auf 15,19 % Ganzverschüttete mit ABS-Lawinenairbag. Bei diesem Lawinenunfall mussten die von der Lawine erfassten, jedoch nicht verschütteten Kollegen (ohne Airbags) die 2 ganzverschütteten ABS-Airbagbenutzer ausgraben.

Fazit:         Ohne ABS-Lawinenairbag 9-12% Ganzverschüttete

       Mit ABS-Lawinenairbag 15,19% Ganzverschüttete


Bereits im Jahr 2001 wies das Schweizer Lawinenforschungsinstitut SLF auf diesen Umstand hin:

„Ein Vergleich mit einem größeren Datensatz von Lawinenunfällen (ohne Airbag) aus der Region Davos, der ähnlich wie der ABS-Datensatz relativ komplett sein sollte, zeigt, dass der Anteil der Ganzverschütteten unter den Erfassten sich in den beiden Datensätzen nicht signifikant unterscheidet (p=0.07)“.

Was zeigten die Lawinenversuche 1995 und 2001 tatsächlich?

3/4 der ABS-Airbag Dummies waren bei den Lawinenversuchen ganz verschüttet.

Lawinenversuche 1995

Von  insgesamt 11 ABS Airbagdummies  waren 8 ganzverschüttet!
Nicht verschüttet waren 2 Dummies aufgrund viel zu geringer Ablagerungstiefen der Lawine 0 - 30cm und ein ABS-Dummy bei dem der Airbag auf Grund eines defektes nicht aufgeblasen war!

Lawinenversuche 2001

1. ABS AIRBAG -Dummy nicht verschüttet (da zu geringe Ablagerungstiefe 20 cm)
2. ABS AIRBAG -Dummy ganzverschüttet  Kopfverschüttungstiefe 50 cm
3. ABS AIRBAG -Dummy ganzverschüttet  Kopfverschüttungstiefe 50 cm
4. ABS AIRBAG -Dummy ganzverschüttet  Kopfverschüttungstiefe 60 cm

Einem ABS-Lawinenairbag wurde der Ballon vom Rucksack gerissen und der Dummy mitsamt dem restlichen ABS-Airbag ganzverschüttet.

Daher ist die Aussage des ABS-Herstellers, „Der ABS-Lawinenairbag kann die die Verschüttung verhindern, falsch und für die Konsumenten irreführend.
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strauchdieb
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Re: Falsche Herstelleraussagen?
Antwort #1 - 03.12.2005 um 23:12:38
 
Hallo Joe,

was mich am meisten bei den Zahlen überrascht ist, dass es bereits 77 (bzw. 79) gemeldete Lawinenverschüttete mit dem Airbag gibt. Da ich annehme, dass derzeit wirklich nur ein sehr kleiner Teil der Tourengeher und wahrscheinlich noch ein kleinerer Teil der Variantenfahrer mit einem Airbag ausgerüstet ist, scheint deren Anteil an den Lawinenopfern (ob nun voll oder teilverschüttet) überdurchschnittlich hoch zu sein.

Möglich, dass ein Lawinenairbag dem Träger ein (trügerisches) Sicherheitsgefühl vermittelt und zu riskanterem Verhalten verführt. Möglich aber auch, dass ein Lawinenarbag als Ersatz für alpine Erfahrung und "lawinenorientierte" Routenwahl (Stichwort: Snowcard) herhalten muß.

Mit den besten Grüßen,

Strauchdieb



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