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Canyon Chorweiler - Halle in Köln (Gelesen: 1628 mal)
Amazona
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Köln
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Canyon Chorweiler - Halle in Köln
04.03.2006 um 18:07:36
 
Ihr Lieben,

gestern war ich in der neuen Halle in Köln -Chorweiler, sie heisst Canyon-Chorweiler.

Hier der versprochene Bericht:

Die Halle ist Teil eines Gesamtprojektes, das auch noch eine Werkstatt, ein Theater und einen Zirkus umfasst. Dort soll für das nicht immer verwöhnte Stadtteil auch Stadtteilarbeit betrieben werden.

Das Projekt - auch die Kletterhalle - ist daher auch gemeinnützig. Sie liegt neben der Waldorfschule und die Initiatoren kommen aus diesem Bereich.

Das Projekt wurde zu 80% vom Land NRW bezuschusst und so hat sich dann auch gestern Verkehrsminister Wittke aufgemacht, die Halle zu eröffnen.

Ich habe mir einige Gedanken gemacht, wieso ein Verkehrsminister eine Kletterhalle eröffnet, habe aber noch keine Lösung gefunden.   Zwinkernd

Ob er geklettert ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Allerdings braucht er das ja auch nicht, denn er ist nach dem Regierungswechsel in NRW im Juli letzten Jahres ja schon ganz oben angekommen.   Zwinkernd

Ich verbiete es mir selbstverständlich, mir darüber Gedanken zumachen, ob dabei vielleicht auch irgendwelche Seilschaften eine Rolle gespielt haben .
Zwinkernd
Den hohen Besuch sah man den Leuten am Empfang auch noch an: In noch keiner Kletterhalle habe ich so elegant gewandetes Bodenpersonal gesehen. Die Damen wirkten eher wie Stewardessen.  Grinsend

So, seid ihr nun neugierig auf die Halle? Dann will ich mal zum Wesentlichen kommen:

Oben befindet sich der Empfang und das Bistro, das gestern allerdings noch nicht fertig war. Alles sehr grosszügig. Dieser Eindruck ändert sich, wenn man eine Etage tiefer in den Kletterbereich geht. Beide Hallenteile wirken relativ eng.

Die Wandhöhen varieren zwischen 12 und 16 Metern. Vorgelagert, aber auch sehr eng ist ein Boulderbereich mit bequemer Matte, davor eine relativ niedrige Kurswand.

Fangen wir mit der Beschreibung hier an:

Es gibt dort Routen ab 4- bis 6irgendwas. Keiner 3er Routen, die scheinen auch im Anfängerbereich fast aus der Mode zu kommen. Die Wand - wie alle Wände - ist mittelrau. Die Griffe dort sind relativ feinkörnig und im höheren Bereich daher - wie ich leidvoll erfahren musste - schwer zu halten.

Denn dort habe ich gestern erstmal Lehrgeld bezahlt: Nach einigen schönen Klettereien wurde ich, als die Wand endlich frei war, übermütig und wollte eine 5+ machen. Ich also frohen Mutes eingestiegen...und um es kurz zu machen: Beim eingedrehten Hochdrücken mit dem linken Bein abgeschmiert und mit dem Gesicht und dem linken Schienenbein in die Wand geknallt. Praktischerweise gabs in den Aufprallpunkten schöne Henkel einer 4- Route. Gut, dass man auf roten Shirts die Blutflecken nicht so sieht.....  Zwinkernd

In der Halle davor gibt es eine 3+ Route, ich weiss nicht wie sie ist, ich hab sie nicht gemacht. Sonst fängts bei 4- an. Die Griffe sind hier, wie in der Halle daneben, deutlich rauer, damit griffiger aber auch nicht gerade handschonend. Es gibt nur eine kleine geneigte Fläche, sonst alles senkrecht, die Mehrzahl überhängend mit Dächern.

Diese sind allerdings längst nicht so extrem und raffiniert gestaltet wie die in den Wupperwänden. Dies gilt auch für die Hallen daneben, wo die Routen ab 5+/6- anfangen, allerdings nur wenige, und die meisten so ab 6+ aufwärts sind.

So bietet die Halle für gute Kletterer schöne Möglichkeiten, aber wie gesagt, der echte Crack wird in den Wupperwänden mehr auf seine Kosten kommen.

Auch hier scheinen einige Routen unterbewertet. Echte Anfänger kommen in der Halle schnell an ihre Grenzen.

Insgesamt scheint die Konzeption derzeit noch etwas unausgewogen:

Die betrifft die Verteilung der Schwierigkeitsgrade aber auch die Schraubung der Routen. Einige klettern sich einfach nicht so schön.

Unausgewogen erscheint auch die räumliche Gestaltung. Mir wurde hierfür eine Erklärung geliefert: Die Halle war ursrpünglich grösser konzipiert, wurde dann immer mehr "zusammengedrängt". Das merkt man deutlich. Dies kann auch die Unausgewogenheit der Schwierigkeitsgrade erklären: Man will nicht zuviel Platz im Anfängerbereich "verplempern", denn dann kommen gute Kletterer nicht in die Halle.

Daran will man, wie man mir sagte, aber noch arbeiten.

Das Angebot wird durch einen Seilgarten abgerundet, der allerdings den Platz für eine schöne geneigte Kletterwand wegnimmt, die ansonsten möglich gewesen wäre.

Die Umkleidekabine ist grösser gestaltet als in den Wupperwänden, auch die übrigen Restrooms sind ordentlich. Es gibt Duschen.

Noch ein Wort zum Stadtteilprojekt: Ich finde es klasse, das dies in einen Stadtteil wie Chorweiler, in denen viele sozial benachteiligte Menschen leben, gelungen ist. Gerade für die Kinder dort, die oft hinsichtlich ihrer Sozialkompetenz und Konzentrationsfähigkeit Probleme haben, kann Klettern sehr viel bringen.

Mein Fazit:

Probiert die Halle ruhig mal aus. Sie bietet Möglichkeiten für Anfänger, wenn auch nicht viele, mehr für sportlich ambietionierte Anfänger und auch einiges für gute Kletterer.
Irgendwie fehlt mir aber hier die Atmospäre und die "Patina" der älteren Hallen in Köln und Frechen. So wird diese Halle für mich eher eine "Ausweichhalle" bleiben.

In der Nähe gibts übrigens eine skurril-nette Kneipe, in der man sieht, dassder Wirt ein Elvis-Fan ist. Dort kann man anschließend ein oder zwei leckere Kölsch trinken. Die bunte "american style" Aufmachung ist kitschig-lustig-schön.

Die Kneipe liegt direkt an der S-Bahn-Station Chorweiler Nord, die Halle ist zwei Minuten Fussweg entfernt.

Ich wünsche den Machern viel Glück und Erfolg und viele aufmerksame und auf Sicherheit bedachte Kletterer.

Eure Amazona
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