Carrel, Kukuczka, ClimbyWas ist los? Wo sind die Helden der Berge?
Yak hat das Bergsteigen aufgegeben und dementsprechend hat Lisanne keine Motivation mehr, auf hohe Berge zu gehen. Hasei ist komplett aus dieser Welt entschwunden und Alex, normalerweise immer für eine ordentliche Tour gut, tummelt sich auf Damendreitausendern (Similaun) und bezeichnet Teenie-Partys am Schrankkogel schon als extrem (vgl. Tourenbuch). Dann steht Mitte April noch kein 4000er im Tourenbuch. Dazu noch das katastrophale sportliche Umfeld, die scampifressenden Hoeneßaffen im Pokalfinale und 1860 kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga. Fassen wir es kurz zusammen:
Die Sektion auf dem alpinen Tiefpunkt!Gut, man kann einwerfen, dass Oeg doch eine richtige Bergtour auf den Strahlkogel (vgl. Community) gemacht hat, nur Oeg ist kein Sektionsmitglied.
Und das alles im Angesicht eines hämisch grinsenden Berges über dem Spertental!
So quält sich am Ostersamstag, den 15.04.2006 ein letzter Held um 6:30 Uhr den einsamen Weg hinauf über Sonnwend- und Schöntalalm zum Fuße des R 2. Doch stecken die 1800 Höhenmeter von Vortag noch in den Knochen, die Tageszeit ist fortgeschritten und es hängen einfach noch zu viele Lawinen in der Wand. Erneut wird aufgegeben. Für heute! Doch die Rinne, die links vom Gipfel runterzieht, könnte doch machbar sein.
Ostersonntag, noch mal die Lawinenlage checken, nicht genial, aber auch kein Suizidversuch und für Montag morgen ein Schönwetterfenster über den Kitzbühlern!
Der Wecker steht auf 1:45 Uhr (Hat er einen Schatten?) und es wird um diese Zeit auch aufgestanden (Er hat einen Schatten!). Hey, im Marinelli-Couloir ist man um die Zeit schon seit 2 Stunden unterwegs.
Um 4:30 Uhr am Parkplatz los, die Spur ist ja noch da, könnte sogar noch wer gegangen sein, und dank des Osteressens bei Mama gestärkt und schnellen Schrittes hinauf! Leichter Regen, doch oben könnte es gefroren haben und eine dünne Neuschneeauflage schützt den Gipfelhang vor zu starker Sonneneinstrahlung. Der R 2 ist noch in Wolken, aber das Wetter bessert sich. Oberhalb der Schöntalalm kommt noch eine Spur dazu, da machte gestern wohl einer mein Joch vom Samstag. Alles ist bestens, um 8:15 Uhr am Wandfuß beginnt der steile Teil des Anstiegs. Obwohl schon etwas Schnee aus der Rinne herunterrutscht, ist alles gut gefestigt, also die Lawinengefahr im Bereich des Restrisikos. Anstrengend ist das Spuren über die alten Lawinenreste, die steile, enge Rinne erfordert viele Spitzkehren. Bei ca. 2200m Skidepot an einem Felsen, durch die neue Route wird die schwere Schwesig-Verschneidung und der berüchtigte Strobl-Pfeiler umgangen. Trotzdem, gut 45° dürfte die Rinne schon haben. Nach langem Spuren in Weißseespitze2004-Manier legt sich der Hang zurück, das Gipfelkreuz wird sichtbar, ich stehe wahrscheinlich so hoch wie niemand zuvor am R 2. Nur noch hinüber zum Gipfelaufbau, jetzt gehört er der Katz. Die Sektionsgeschichte muss neu geschrieben werden, meine Endorphin-Ausschüttung am Höhepunkt.

Doch was ist das? Spuren? Oder nur ein Schneerutsch? Es wird immer deutlicher! Ich komme mir vor wie Jean-Antoine Carrel am 14. Juli 1865 als Whymper mit 6 anderen 200m über ihm am Gipfel des Matterhorns stand. Oder wie Jerzy Kukuczka als der Gröbaz am 16. Oktober 1986 auf dem Lhotse stand. Wer war gestern da oben? Oeg? Der Blick ins Gipfelbuch...

Ich glaub, ich seh nicht richtig! Schreikrampf!
Dieses Expeditionsweichei Benedikt Böhm nutzt meine Spur um den R 2 zu schaffen. In Bergauf-Bergab labert er dann wieder gescheit daher:
Ja, den R 2 machen wir als Trainingstour usw. blablabla, ich will auch ins Fernsehen. Sicher gibt’s am Ostersonntag bei Mama nix zum Essen, sonst ist man ja wieder 20 Gramm zu schwer am Geschaabramm!
Okay, zugegeben, wenn ich am Sonntag aufs Essen verzichtet hätte, hätte es auch sein können, dass er mich überholt, aber nur vielleicht!
Enttäuscht steige ich wieder ab und um 11:00 Uhr wird’s auch Zeit aus der Scheißrinne rauszufahren, nicht dass sie doch noch kommt.

Nun entdecke ich auch seine Abfahrtsspur vom Vortag. Schön sieht die aber nicht aus.
Kann er wohl nicht richtig skifahren.
Oder ist sein Extremhyperlightequipment-daclimbyschautsnurandannisschonkaputt doch nicht so gut (da lob ich mir meinen 1800g-Freerider, sauschwer, aber Traumbögen)
Oder war er einfach zu spät dran und hatte einen Drecksschnee. Vielleicht zu lang hinaufgebraucht. Na gut, vielleicht hat er auch vorher noch den Venediger gemacht (vom Tal aus)

Die restliche Abfahrt das übliche und was bleibt:
Ich war auf dem R 2 und kann mir aufs Fännchen schreiben, wie Benedikt Böhm zu trainieren.
Viele Liebe Grüße von climby