NLA allein unterwegs
Schönes Wetter ist angesagt und ich habe keine Lust auf „Balkonien“.
Vorgenommen hab ich mir die Seekarspitze im Rofan, es soll eine nette Tour sein, hab ich aus meinem neuen Rofan- Wanderbuch. Angegeben sind 1200 Höhenmeter und die Tour ist schwarz gekennzeichnet (nur für Trittsichere- das sollte ich wohl sein!)
Los soll es gehen am Eingang zum Oberautal. Zeitig komme ich in Achenkirch an u suche meinen Ausgangsparkplatz, finde aber leider kein Hinweisschild, dass mich ins Oberautal führt. Ich fahre hin, ich fahre wieder zurück, schaue hier und schaue da und werde langsam sauer, weil ich diesen blöden Parkplatz nicht finde. Total entnervt halte ich beim Campingplatz, dort steht ein Schild- „Seekarspitze 3 Std“. Jetzt ist mir das zu dumm und ich lasse mein Auto hier stehen, packe meine Sachen und ziehe los. (An Parkplatzgebühren denke jetzt nicht mehr)
Der Aufstieg war ziemlich unspektakulär, da ich nicht den richtigen Ausgangspunkt erwischt habe, schlendere ich den Forstweg entlang. Der andere Weg war mit Sicherheit anspruchsvoller und sehenswerter, aber jetzt ist´s egal.
Herrlich anzusehen, das Achental liegt unter einer Nebeldecke, die Sonne kommt langsam heraus.
Kurz unterhalb vom Gipfel liegt bereits erster Schnee, der aber beim Aufstieg noch nicht groß hinderlich ist.
Ich bin nicht die Erste, die oben auf dem Gipfel steht. Jetzt hat sich auch der Nebel komplett aufgelöst und man hat einen herrlichen Rundumblick.
Lange verweile ich nicht, denn ich möchte noch zur Seebergspitze. Es liegt zwar Schnee auf dem Grat, aber es sind bereit Leute rüber gegangen, so dass es auch für mich möglich sein sollte. Außerdem kann ich jederzeit umdrehen.
Natürlich musste man aufpassen, der eigentliche Weg geht meist unterhalb vom Grat, so dass man auch auf den Grat ausweichen konnte.
Auf der Seebergspitze steppte bereits der Bär. Es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Die meisten kamen von Pertisau. Man hatte mir ja auch empfohlen, nach dort abzusteigen u mit dem Schiff zurück zu fahren. Ja, es wäre eine Möglichkeit, aber es ist noch früh am Tag, vielleicht kann ich noch etwas Spektakuläres machen. Erstmal hole ich meine Karte raus (NLA u Vereinskarten lesen…) u siehe da, ich erkenne die Montscheinspitze, die Schreckenspitze u die Hohe Gans. Die Bestätigung bekomme ich von denen, die die Berge auch ohne Karte kennen. Und wieder bin ich einen Schritt weiter. Die Hohe Gans, da hab ich mal was gehört. Da soll man doch auch rüber gehen können, das wäre ja klasse, Zeit genug hätte ich u noch ein dritter Gipfel würde sich sicher gut machen im Tourenbuch. Schau´n wir mal! Auf der Karte ist nix eingezeichnet. Mein „Wanderbuch“ zeigt auch nichts, egal, auf dem Pasillsattel wird sicher ein Schild stehen. Nach einer ausgiebigen Rast mache ich mich auf den Weg. Der Abstieg nach Partisau reizt mich nicht so sehr, aber die Hohe Gans….das wäre was.
Halleluja, der Abstieg hat es in sich. Die Rinne, in der man absteigt, hat schon einigen Schnee, die die Sache sehr rutschig macht. Ich schwitze mehr als beim Aufstieg. In einer halben Stunde soll man auf der Pasillalm sein? Aber nicht heute. Es ist heiß u ich habe das Gefühl, dass meine Flüssigkeit nicht ausreichen wird. Da kriege ich fast Pimpanellen.
Auf dem Sattel angekommen finde ich keinen Hinweis auf einen Aufstiegsweg zur Hohen Gans, dabei sieht sie so verlockend aus. Da muss es doch hoch gehen!? Aber es gibt keinen Weg. Okay, mache ich erstmal Rast. Leute, die an mir vorbei gehen, frage ich, ob man von hier aus auf die Hohe Gans kommt. Niemand weiß irgendwas, dabei scheinen das Insider zu sein, von der Sprache her (für mich als Meck- Pommer).
Also steige ich ab zur Alm, ist ja auch besser so, ich hab eh kaum noch etwas zu trinken, tröste ich mich.
Auf der Alm angekommen, fülle ich erstmal meine Flaschen nach. Da liegt so ein komischer Zettel auf dem Boden „Abstieg nach Achenkirch gesperrt- Lebensgefahr!“
Was soll das denn? He, wir sind doch nicht auf dem Gipfel, wo wird´s denn da noch gefährlich? Der Zettel liegt vielleicht noch vom Winter hier, wer weiß?! Oder er ist vom Gifpel herunter geweht….?!
Zwei Männer unterhalten sich, welcher Abstieg wohl interessanter ist. Der ältere wählt den „einfachen“ Weg, der zwar einen kurzen Anstieg hat, aber recht nett sein soll. Man kommt dann wieder auf die Seekaralm. Der jüngere Mann entscheidet sich für den „alpinen“ Weg, der soll anspruchsvoller sein u geht an der Schrambachalm vorbei. Ich folge natürlich dem jungen Mann (grins). Kurz hinter der Alm hängt so ein Zettel am Baum „Lebensgefahr“
Hm, ein wenig Bedenken hab ich schon, a b e r der junge Mann ist auch weiter u schon nicht mehr zu sehen.
Schon bald weiß ich, was es mit dem Zettel auf sich hat. Der Weg hat es in sich, das anspruchsvollste der ganzen Tour. Man durchquert mehrere Rinnen, zum Teil liegt noch Schnee drin, der ist wohl nicht gefährlich. Dann kommt eine Rinne, vor der ich dann doch stehen bleibe u überlege, was ich nun tun soll. Klar, der junge Mann ist drüber, aber wenn dieser Erdhang gerade bei mir ins Rutschen kommt? Das Schild hing ja wohl nicht umsonst dort. Unter eine Schneelawine möchte ich nicht kommen, aber Erde muss es auch nicht sein.
Ich bin arg am Hadern. Ich entscheide mich, ganz ruhig, leise und jeden Schritt wohl gesetzt, hindurch zu gehen, nur nicht „poltern“.
Okay, alles gut gegangen, jetzt mache ich aber drei Kreuze. Noch ein wenig durch´s Gestrüpp und schon bin ich wieder auf dem Forstweg, der durch das Oberautal führt.
Die Hohe Gans sah schon sehr reizvoll aus u es ist noch so früh am Tag, irgendwo werde ich noch eine schöne Rast machen. Da höre ich es rauschen. Oh, ja, der Oberaubach sieht sehr einladend aus. Ein schönes Plätzchen gesucht, die Klamotten vom Leib und rein ins kühle Nass. Okay, ein wenig schnell atmend, genoss ich ungeniert dieses herrliche Bad. Auf einem Schild steht zwar „Fischen verboten“, aber ich will ja nicht fischen.
Schade, hier sollte ein Bild erscheinen....ist aber leider nicht!
Es hat tatsächlich manchmal auch etwas GUTES, allein unterwegs zu sein…und die dumme, (sorry) Hohe Gans kann mir gestohlen bleiben- für heute.
Am Schluss meines Weges flatterte noch einmal so ein Zettel (auch hier sollte ein Bild erscheinen) an irgendeinem Pfahl im Wind!!! Lebensgefahr!!! und ein Zettel an meinem Auto- ein netter Gruß von der Gemeinde Achenkirch