Immer wieder erstaunt bin ich darüber, was man vor 50 Jahren schon für Leistungen erbracht hat - und mit wie primitiver Ausrüstung. Den heutigen Ausrüstern zu Folge dürfte man mit so was ja nicht mal auf den Feldberg wandern. Und angesichts der Erfahrungen in der eigenen Vorfahrenscahft würde ich viel darum geben, mit 75 noch so fit zu sein, dass ich an einem Wochenende zwei Vorträge halten kann. Noch total klar und auch noch gut auf den Beinen. Einfach faszinierend.
Erstaunlich Christoph Hainz, der mit Extrem-Bildern eher sparsam umging. Sein Vortrag begann recht ausführlich mit der Vorstellung seiner Familie - sowas ist ja eher selten auf solchen Vorträgen (vielleicht aber auch, weil seine lieben Kleinen wirklich total knuddelig sind). Dann ging es über seinen eigenen Werdegang (vom Baby bis heute) mal kurz ins Extreme. Er stellte noch seine Führungstouren vor, danach erst ging es zur Eiger-Nordwand-Speed-Begehung.
Einen wunderbaren Einblick in die Historie gab der K2-Film von Diemberger. Zum Zeitpunkt dessen Herstellung war ich zwar schon 19, aber es kommt mir vor, als wäre das sooooo weit in der Vergangenheit.
Der g**lste Vortrag war unzweifelhaft "Opera Vertical" vom Alex Huber. Faszinierende Bilder in die Tiefe, in die Ferne, .... und immer wieder von den starken Männern selbst. Mitunter konnte man über den trockenen Witz von Alex auch herzlich lachen. Da gibt es einklich nichz hinzu zu fügen.
Ganz anders dann der Bericht von der durch den Veranstalter des Treffens geführten Tour auf den Rwenzori, es geht nicht nur um Fels und Eis, sondern auch mal um Tiere und Pflanzen (und außerdem um eine Tour, die auch für Leute wie mich im Bereich den Möglichen liegt.) Aber 500 USD extra für den Gorilla-Tour-Anhänger wären es mir dann doch nicht Wert.
Irgend ein fettgesessener Beamten-Ars.ch hat offensichtlich auf der deutschen Botschaft in Alma-Ata gepennt. Jeden Falls konnte Dennis Urubko (
leider keine deutsch- oder englisch sprachige Website und noch eine) seinen Vortrag (New routes to highest summits) nicht halten, weil er sein Visum nicht rechtzeitig erhalten hatte.
Statt dessen habe ich mir den Film- und Bild- Bericht von Ober- und Unterkiefer (die Betreiber von Adventure Train und Organisatoren des Treffens) angesehen. Immerhin - in 10 Jahren von 0 auf 8000 - dazu gehört einiges an Begeisterung, sonst würde man das Durchhaltevermögen nicht aufbringen. 300 Meter unter dem Gipfel des Manaslu durften die zwei dann einen Wettersack aufhängen. 2009 wollen sie es noch mal probieren. Auch hier wieder mal das Paradoxon, dass der anscheinend Fittere am hohen Berg doch nur scheinbar fitter war. Der "unten" stärkere und ausdauerndere der zwei Brüder wurde höhenkrank, sein im Vergleich zu ihm (was nicht wirklich was zu sagen hat) geradezu zerbrechlich gebauter Bruder hats unbeschadet überstanden.
Für die Mehrzahl von uns dürfte der Höhepunkt der Schlussvortrag von Gerlinde Kaltenbrunner gewesen sein. Die Frau mit den meisten Achttausendern zeigte ihre Abenteuer mit ihrem Mann Ralf Dujmovits. Wer übrigens denkt, hier würde eine Hünin referieren, sah seine Erwartungen widerlegt. Gerlinde Kaltenbrunner ist eine ganz normal proporzionierte Frau, deren einziges auffälliges sichtbares Merkmal sehr lange, glatte schwarze Haare sind. Und seit Sonntag abend weiß ich auch, was der "Österreichische Perfekt" ist

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Irgendwie blieb nach dem Wochenende angesichts der für uns Hobbybergsteiger unerreichbaren Leistungen der schale Nachgeschmack "Was sind wir alle doch für verweichlichte Schlaffis" zurück. Aber man muss sich natürlich vor Augen führen, dass das alles Profis sind. So ein, zwei Mal im Jahr sollte man das auch ohne wesentliche Einschränkungen des Selbstbewusstseins anschauen und anhören können. Und angesichts der je 10 fehlenden Finger und Zehen von Maurice Herzog bin ich froh, dass die Bergsteigerei nicht meine Profession ist.
Treffen wie diese werden üblicher Weise in die "fade Zeit" gelegt. Dass gerade dieses Wochenende die Tourensaison los ging, sorgte für mitunter nur mäßig besetzte Ränge in den Hörsäälen, selbst beim Alex Huber blieben fast die Hälfte der Plätze frei. Hoffen wir mal, dass die Zahlen dieses Treffens nicht so tiefrot sind, dass es nächstes Jahr ausfällt.
Also falls ich wieder mal im November in Leipzig bin, werde ich ganz sicher dabei sein.