... der Königsjodler
In Bischofshofen ist abends um Viertel vor 8 erst mal der Schreck groß - der letzte Bus ist gerade weg. Meine halbstündigen Versuche, eine Mitfahrt zu bekommen, schlagen fehl - auf der Straße wird einfach viel zu schnell gefahren. Martin hat da mehr Erfolg - der erste hält an. Vielleicht liegt es ja wirklich an seinen Augen, wie Karstens vier Begleiterinnen einen Tag später übereinstimmend meinen werden. Der Fahrer eines A4 Sport Edition aus Mühlbach fährt uns sogar in wenigen Minuten noch auf den Dientner Sattel. Ich danke herzlich und wünsche ihm allzeit gute Fahrt - und dass ihm nie das ESP, das etwa 30 Mal eingreifen musste, den Dienst versagt. Dabei erklärte er uns noch die umliegenden Gipfel, z.B. die "Dooghaum"(Taghaube).
Auf der Erichhütte haben wir erneut Glück. Wegen des Dauerpisswetters hat eine Gruppe abgesagt und nur weil wir so spät dran sind, dürfen wir auf der reservierungspflichtigen Hütte überhaupt bleiben. Die Hütte ist nagelneu renoviert, das Essen ist gut und der Wirt nett. Zehn Tschechen üben sich darin, die Bayern im Komasaufen zu übertreffen, und um 23 Uhr liegen wir alle in den Betten. Wir holen unser Schlafdefizit auf und haben
Samstag um 9 Uhr den Gastraum für uns zwei allein, die Freunde aus dem östlichen Nachbarland waren schon am Berg und deren "Schonmal Gegessenes" bereits von Tischen, Stühlen und Boden beseitigt, der Wirt deutlich weniger gut gelaunt. Die Sonne will und will nicht rauskommen, dafür gibt es noch gelegentlichen "liquid sunshine". Um 11 Uhr starten wir, besser wird es nicht mehr.
In .at deutlich teurer als in .de
Bääääääh
An der Nebelgrenze
Kurz vor dem Anziehen
Ausläufer des den Königsjodler tragenden Grates
Kurz nach Mittag erreichen wir (d.h. Martin eine Viertel Stunde vor mir) die Hochscharte, zwei Stunden später liegen alle "Gimmicks" (Flying Fox, Dreiseilbrücke) des Königsjodler- Klettersteigs hinter sowie sechs halb tote der drei Stunden vor uns gestarteten Tschechen vor uns. Martin bewahrte mich vor einer Fehlbedienung des Flughunds, dann überholten wir noch die vier restlichen Freunde, die sich kurz darauf erneut in 2+2 Leute aufteilten. Der Notabstieg ist unbegehbar, danach endet das Drahtseil vorerst. Der Regen der letzten Woche ist hier bereits als Schnee gefallen und hat die teils plattige, teils geröllige Oberfläche auf teils unerwünschte, teils erwünschte Weise verändert. Teil 2 des Klettersteigs über den Kummetstein und den Hohen Kopf beginnt mit einem ganz ordentlichen Auswerfer - KEIN Drahtseil mehr auf einem durchaus ausgesetzten Band in der Breite eines Fenstersimses. Anschließend zieht das Drahtseil etwa 300 Meter senkrecht nach oben. Unten läuft das Schmelzwasser mitunter in Sturzbächen, das ändert sich bald, aber die ungewöhnte Höhe (Martin hat diese Woche das erste Mal im Leben die 1000-Meter-Marke geknackt) und das andauernde Hängen in den Armen drehen die sonst gewohnten Verhältnisse um - ich muss das erste Mal und danach immer öfter auf Martin warten. Um 18 Uhr sind wir oben, zwei der vier verbliebenen Tschechen sind uns wieder dicht auf den Fersen. Am Hohen Kopf machen wir Rast und hoffen auf Sicht zum Matrashaus, das wir was letzte Mal vom Aufstieg zum Kummetstein gesehen haben - vegeblich. Gelegentlich tauchen aus dem Nebel Stangen auf, die wir der Nummerierung nach aufsteigend abklappern, bis wir eine Stunde später das Matrashaus erreichen.
Luftig.
Bizarr - mit Gegenanstiegen 1700 Höhenmeter (ab Erichhütte)
Gimmick 1
Gimmick 2
Normalerweise sieht es so aus
Endlich oben. Dem Martin brennen die Arme, bei mir dreht sich alles...
Für den Katzensprung vom Gipfel zur Hütte brauchen wir noch mal eine Stunde (normal sind 20 Minuten)
Der schon bedenklich erschöpfte Martin baut sich selbst eine Suppe und einen Teller Spaghetti ein und fällt dann ins Bett. Mittler Weile schlägt auch Renntier Karsten mit Heiki, NLA und Anna auf der Hütte ein. Hasei und seine sechs (nicht notwendiger Weise männliche) Mannen mussten sich wegen des vielen Schnees am Birgkaraufstieg geschlagen geben. Weiterlesen könnt ihr dann am Bericht der SAN-Monatstour 07/2007.
Tipp: Um den Königsjodler zu gehen, muss man nicht klettern können. Es erleichtert die Sache jedoch. Auf trockenem Fels können Kletterschuhe nicht schaden. Bei Schnee ist der KJ am schnellsten wieder begehbar, laut Wirt vom Matrashaus ist der KJ der einzige wirklich lawinensichere Anstieg.
Der
sonntägliche Abstieg ist betont gemütlich. Es ist schließlich der einzige durchgehend sonnige und warme Tag der Woche. Mit fallender Höhe läuft Martin wieder zur gewohnten Form auf. Er schläft fast auf der gesamten Heimfahrt. Wenn nur das leidige Umsteigen in München und Ulm nicht wäre...
Am nächsten Morgen verabschiede ich mich fast unter Tränen von meinem wunderbaren Berggefährten. Ich hoffe, dass er mich auch noch kennt, wenn er in einem Jahren besser klettert als ich und in zwei Jahren die wilderen Touren gemacht hat.