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Gebraten in Paklenica ... (Gelesen: 13301 mal)
Lamл[tm]
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Gebraten in Paklenica ...
20.12.2007 um 18:50:26
 
...oder die ewige Flucht vor der Sonne

Am letzten Samstag im Juli treffe ich Andreas (Knuddel[tm]) in Stuttgart am Bus. Die nächsten 16 Stunden werden wir Zadar entgegen dösen - von Schlafen kann nicht wirklich die Rede sein. Der Versuch, in Paklenica herausgelassen zu werden, scheitert daran, dass die neue Route über die neue Autobahn führt, die nicht an der Küste entlang geht.

Dafür gibt es in Zadar gegenüber des Busbahnhofs einen klimatisierten Großmarkt, der letzte Ort, an dem ich in der folgenden Woche angenehme Temperaturen erleben werde. Vollgepackt, nicht nur mit unseren Kletterzeug, sondern auch mit Fressalien erreichen wir am Mittag bei etwa 35 Grad im Schatten unsere Pension, Zimmer mit Dusche, WC und Küchenbenutzung für 11 Oiro pro Person und Nase.

Der Fußweg ins Klettergebiet zieht sich, wir hinterlassen Fußabdrücke im glühenden Asphalt. Die Sonne steht genau so, dass weder die links noch rechts von der Straße stehenden Bäume Schatten spenden. Etwa jeden km kommt eine Quelle, und jedes Mal saufen wir Wasser wie zwei Kamele. Am hinteren Parkplatz haben wir keine Lust mehr zu klettern. Zwei Eingeborene geben uns noch einen Tipp für eine Schattenroute. Dafür müssen wir noch mal 30 Minuten in dieser Gluthitze nach oben. Zu viel. Wir finden ein kleines Massiv, das im Schatten steht. Doch was ist das? An dem Fels verbrennen wir uns die Finger. Klarer Fall, das Teil stand den ganzen Vormittag in der Sonne.

Irgendwie kommen wir dann doch noch die 3 Seillängen nach oben. Der Weg endet in einer Scharte, wo wir einen leichten Wind genießen können. Zurück im Zimmer wollen wir noch mal ins Meerwasser. Auch dort keine wirkliche Erfrischung - pisswarm ist die Brühe, fast 30 Grad.


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Geschlafen haben wir nicht wirklich gut. Auch nachts waren es nicht unter 30 Grad. Am Montag heißt es dann "früh" aufstehen, den Restschlaf am Mittag am Meer nachholen. Nur - früh aufstehen heißt für Andreas 7 Uhr und das bringt kaum eine Verbesserung. Dafür dürfen wir am Zugang Abgase pur einatmen - eine endlose Autoschlange quält sich durch das enge Tal zum Souvenirstand. Aber es findet sich, wie an allen folgenden Tagen auch, immer jemand, der uns mit nimmt. Irgend so einen Platten-Fünfer schleichen wir dann nach oben. Abseilen geht über die Sonnenseite. Mehr tot als lebend erreichen wir die schattige Nordwand. Für heute haben wir genug. Denken wir. Am Weg nach unten machen wir noch etwas Show-Klettern im Klettergarten 200 Meter neben dem Souvenirladen. Eine total krasse Französin in der Route neben uns zieht die Blicke von uns weg. Allerdings auch meine Aufmerksamkeit, so dass diesen Nachmittag nichts so recht glücken will. Bilder gibt es auch keine, weil die Kamera bei solch hohen Temperaturen den Dienst verweigerte.

Bereits Dienstag wollen wir Mosoraski (gespr. Mosoraschki) am  Anica Kuk, die "Zieltour" des Urlaubs reißen. Um noch bei halbwegs annehmbaren Temperaturen dahin zu kommen, stehen wir um 5 auf. Aber die Hitze macht verdammt träge - um 6 Uhr 30 erst kommen wir aus dem Haus, denn am Vorabend gepackt haben wir natürlich nicht. Um 8 stehen wir am Einstieg und beschließen, uns noch einen weiteren Tag an das frühe Aufstehen und die Hitze zu gewöhnen. Wir gehen ein Stunde weiter zur NNE-Wand des und erschrecken, weil da ist noch Sonne drin. Jedoch ist der Einsiteg nicht so einfach zu finden, und eine große Grotte gibt uns bis 9 Uhr 30 Schatten, nach dem 2. Frühstück ist die Sonne auch hinterm Berg. Von unten sieht die Route fast lächerlich übersichert aus, aber das Lachen vergeht mir, an dem die erste Länge hängen bleibt, recht gründlich. Was man immer übersieht: 5+ ist dort, wo die Buchstaben erst beim Sechser losgehen, so schwer wie bei uns ein glatter Sechser. On Site ist das mit vier Liter Wasser am Rücken, von denen ein nicht unerheblicher Teil über die Hände herausgeschwitzt wird, nicht geschenkt. Die dritte Länge führt dann ganz logisch in eine total brüchig aussehende Verschneidung - ich traue mich da nicht hoch, zumal Andreas ohne jegliche Deckung auf einem Absatz steht. Nach einer halben Stunde vergeblicher Suche nach einer Umgehung steige ich dann halt doch hoch. Aber die Routenputzer haben gannze Arbeit geleistet, das gelb-braune bewachsene  Zeugs ist bombenfest. Am 712 Meter hohen Gipfel, den wir nach etwa 100 Sprüngen durch Beinbruch-Karst erreichen, ist es trotz Abwesenheit von Schatten recht angenehm. Gemütlich geht es zurück zur Unterkunft. 100 Meter Richtun Dorfzentrum finden wir ein Gasthaus, das für 5 Oiro eine ganze gebratene Makrele oder ein Kilo leckerst zubereitete Cozze anbietet.


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Re: Gebraten in Paklenica ...
Antwort #1 - 20.12.2007 um 18:59:04
 
... Mosoraski
Mittwoch ist der erste Tag, an dem wir vernünftig geschlafen haben. Tagsüber haben wir alle Löcher geschlossen, abends ab 19 Uhr alles geöffnet, so ist es uns gelungen, es unter 30 Grad im Zimmer zu haben. Zudem haben wenige Minuten Regen deutliche Abkühlung gebracht. Wir schaffen es das erste mal, abends zu packen, schließlich wollen wir die Mosoraski heute angehen, damit wir wenigstens zwei Versuche haben. Außerdem ist die Route beliebt, da wollen wir als erste am Einstieg sein. Ausgerechnet eine aus der europäischen Langschläfer-Nation Spanien stammende Dreierseilschaft ist vor uns, hält uns aber zunächst nicht auf, die ersten Seillängen sind nicht wirklich schwer, und 2-4 Bolts pro Länge halten auch nicht wirklich auf. Im KleFü steht nämlich nix von den Keilen und Friends, um die wir sehr froh sind. Das ändert sich an der Schlüssellänge, ein 30 Meter langer rampfiger Schulterriss. Eine gute Stunde stehen wir herum, dafür sehen wir, wie wir nicht steigen sollten. Irgend wie stehen wir dann der folgenden aus einem Wiener Extrembergsteiger und seiner vor Höhenangst fast gestorbenen Maus bestehenden Seilschaft im Weg. Danach geht es flott weiter. Am Ausstieg versuchen wir noch, ein Anständiges Bild von einem Reptil zu machen. Kurz darauf ist auch die Nachfolgeseilschaft oben, was am abrupten Ende des hysterischen Gekreisches zu erkennen ist.

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Im Einstiegsbereich



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Obere Schlüssellänge



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Über der Schlüssellänge



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Nach der Schlüssellänge



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So sieht ein Extrembergsteiger aus - in Realität noch viel besser



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Quarzeinschlüsse



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Oben gehts kommod weiter



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Allerlei exotisches Getier



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Gipfelgruß



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Das nächste Mal gehen wir hier hoch



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Meer & Berge



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Unsere Mfg



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Anica kuk Nordwand



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Ob dem das Spaß macht?


Hier noch ein Vollbild vom Anica Kuk
KLICK MICH!


Den Weg vom Gipfel ist uns von gestern bekannt.
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« Zuletzt geändert: 23.12.2007 um 23:32:19 von Lamл[tm] »  

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Antwort #2 - 20.12.2007 um 19:02:04
 
... Epilog
Donnerstag soll als Abschlustour der "Zentralkamin" am Veliky Kuk fallen. Irgendwie kommen wir heute nicht mehr so gut los, nach dem Erfolg gestern ist die Anspannung doch von uns gewichen. Am Einstieg höre ich wie Andreas sein Kinn auf den Boden fällt: Der Helm liegt noch in der Unterkunft. Ich war total stinksauer. Alle Versuche, im Souvenirshop oder bei der Bergwacht einen Helm zu leihen, schlagen fehl. Wir gehen die von Falllinien freie kleine Diagonale. Obwohl ganz unten in der Schlucht, erwischt uns gegen 11 Uhr die Sonne. Abseilen am Weg ist natürlich nicht möglich. Total vertrocknet(, jeder hat nur einen halben Liter Wasser dabei,) erreichen wir den Ausstieg und finden, bereits leicht benommen, die Abseilstrecke erst nach halbstündiger Suche. Die zweite Abseilstelle ist ein ebenfalls schwer auffindbarer Hängestand - üblicher Weise quert man einen Schritt im vierten Grad zur Abseilstelle, aber mit 100 Meter Luft unter dem Hintern in einer Welt, die sich schon bedrohlich schnell um uns dreht, lassen wir das mal. Andreas baut mit einem 20 Meter entfernten Block Stand, dann ich am Hängestand. Endlich erreichen wir um 14 Uhr wieder sicheren Boden unter den Füßen. Anschließend sagt uns ein Eingeborener, dass man da nach Übersteigen eines kleinen Felsriegels ganz bequem hätte runter laufen können. Arrrrrrghhhh!

Ein Bad im Meer heilt die vielen kleinen Abschürfungen, und der auffrischende Wind sorgt für etwas frischeres Wasser.

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Flachlanderholung


Einklich wollten wir bereits schon am frühen Freitag Morgen nach Zagreb fahren. Aber der Zentralkamin war ja noch nicht bezwungen. Die Schweizer, die bereits um 5 Uhr 30 starten wollten, sind noch in den Betten. Auf halber Strecke überholen sie uns dann doch, und so starten wir um 6 Uhr 15 bereits am Einstieg. Die Gipfelrast fällt dann doch ausgiebiger aus als erwartet, der Abstieg vom Veliky Kuk ist nicht so ganz einfach, ich klettere einen Abbruch über einen Baum ab und gebe von unten dem Andreas die Abkletterkommandos. (Erst kommt der linke Fuß und dann der rechte Fuß und dann....) Um 12 sind wir an der Unterkunft, schnappen unser vorbereitetes Gepäck und stürmen den Bus nach Zadar. Die Klimaanlage mit 27 Grad bringt uns fast zum Frieren. 5 Stunden fahren wir mit dem Bus nach Zagreb (Agram). Die abendliche Stadtbesichtigung entfällt zu Gunsten eines Abendempfangs des Brautpaares.

Am Samstag sehen wir uns kurz Zagreb an, die Altstadt ist überschaubar, um 14 Uhr beginnt die Hochzeit von Vivien (Fiffi[tm]) und Carsten. Wir genießen das schmackhafte Ereignis, 104 Gäste waren da, gegen 4 Uhr morgens liege ich im Bett, Andreas kommt zwei Stunden später. Fast hätten wir unseren Flieger nach Stuttgart verpasst.

Tipps:
Anreise: Direktbus nach Zadar von allen großen deutschen Städten. Zug wg. 500 km Umweg nicht zu empfehlen, günstige Flüge nach Zadar kaum verfügbar. Ab München ist Paklenica in etwa 9 Stunden mit dem Auto zu erreichen, die landschaftlich schöne Strecke über Rijeka und die Küstenstraße dauert etwa 2 Stunden länger.
Unterkunft: Privatpensionen 10-15 Euro pro Nacht und Nase, Kochgelegenheit ist üblich.
Gastronomie: Etwa halb so teuer wie in .de; man kann allerdings auch Pech haben und an Abzockkneipen geraten. Vorsicht überall dort, wo keine Speisenkarte aushängt.
Klettern: von 15-Meter-Anfänger-Sportkletterrouten bis zum Bigwall gibt es alles. KleFü am Parkeingang, Wanderkarte nicht am Parkeingang, sondern deutlich bessere topographische Karte für fast den gleichen Preis im Souvenirshop kaufen.
Wandern: Nationalpark mit Wegegebot. Hütte auf 500 Meter Höhe, größte Höhe 1753 Meter.
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