Als Alpinkletterfreak kann ich's einfach nicht lassen und muß hier meinen Senf entsprechend loswerden.
Meine Favouriten für dieses Gebiet sind also:
Diego Filipi: Hohe Wände im Sarcatal, Edizioni Versante Sud, 2. Auflage, Milano April 2007Die meisten Arconesianer werden diesen deutschsprachigen Führer ja schon kennen, trotzdem möchte ich ihn gerne nochmals erwähnen. In ihm sind alle bis 2007 relevanten und bekannten Mehrseilängentouren des Sarcatales aufgeführt und mit Topos beschrieben. Die Topos sind mit Maße sehr genau, Zu- und Abstieg ausreichend genau beschrieben. Neben der Schwierigkeitsbewertung gibt es eine recht objektive und logische Bewertung der Ernsthaftigkeit der jeweiligen Tour, dazu eine subjektive Empfehlung des Autors zur Schönheit.
Ich schätze den Führer besonders, weil darin auch die meisten älteren und noch "echt alpinen" Touren beschrieben sind, Touren, in die sich selten jemand verirrt, die aber absolut lohnenswert zu klettern sind.
Der einzige Nachteil: Die Maße der Touren ist im alpinen VI. Grad oder schwerer, die Sportkletterrouten 6b und schwerer.
Ganz neu auf dem Markt:
Dario Cabas, Pierangelo Masera: Arrampicate "No Big", Manfrini, Rovereto 2009Dieser italienischsprachige Führer bietet eine Auswahl an Mehrsseillängen-Touren im Bereich Monte Baldo, Vallagrina, Vallarsa, Rovereto und Valle del Sarca.
Die meisten der Touren sind mit einem Topo, teilweise zusätzlich mit einer Photographie, teilweise auch mit Text beschrieben. Aufgeführt sind viele neuere Touren aus dem Umfeld der Italiener Cabas, Masera und Manbrini. Auch die meisten Touren des "Neo-Arconesen" Heinz Grill und dessen Team sind ausreichend genau beschrieben.
Die Schwierigkeiten bewegen sich mit Maße wohl im VI. bis VII. Grad, aber auch einige leichtere Touren im IV, und vor allem im V. Grad sind zu finden.
Nachdem der Name Heinz Grill schon gefallen ist, abschließend noch ein interessanter Link:
http://www.arrampicata-arco.com/index.htmlAuf dieser sehr übersichtlichen Seite sind so ziemlich alle Touren detailliert beschrieben, welche das Team um Heinz Grill im Laufe der letzten Jahre im Sarcatal erschlossen hat.
Diese Touren zeichnen sich duch einen eigenen "Geist" aus: Sie sind insgesamt sehr homogen, führen meist recht logisch über wunderbare Kletterstellen, und sind vorbildlichst ausgeputzt (Meiner Meinung nach hat man auch den ein oder anderen Griff etwas bearbeitet, aber das ist jetzt völlig subjekiv.).
Die Routen sind in der Regel ausreichend abgesichert. Das heißt: Die Standplätze sind an stabilen Bäumen oder zwei zuverlässigen Fixpunkten (Bohrhaken oder Sanduhren). Als Zwischensicherungen findet man Bohrhaken, Normalhaken und reichlich Sanduhrschlingen ( Gerade letztere sind teilweise aber mit Vorsicht zu genießen, da die verwendeten Knoten nicht immer optimal sind: Ich hab schon einige nachgebessert, weil das Original sich bereits fast "entknotet" hat.). Der Abstand der Zwischensicherungen kann so beschrieben werden: Je schwieriger die Kletterei, desto enger ihr Abstand. Im IV. Grad und leichter gibt's aber schon mal über 15 bis 20 Meter nix - und nicht immer läßt sich dann auch was legen. Ein Klemkeilsortiment, ein paar "Freunde" am Gurt des Vorsteigers, entsprechendes Kletterkönnen und eine gesunde Vorsteigermoral schaden also nicht - aber das dürfte für Kletterer im alpinen (und auch halbalpinen) Gelände ja eigentlich nix Neues sein.
Die einzigen "Wehrmutstropfen":
- Leider sind die Routennamen angeschrieben, und auch der ein der andere Pfeil leitet einen in der Route weiter.
- Die Seite existiert nur in einer italienischen Version (Was ich aber durchaus für gut halte.).
- Den oberen VI. Grad sollte man schon beherrschen, sonst wird's mit der Routenauswahl etwas eng.
- Die Touren und auch die entsprechende Internetseite sind leider kein Geheimtipp mehr.
Insgesamt gesehen also sind all diese Touren ein Klettergenuß vom Feinsten und für alle Alpinkletterfreaks eine absolute Bereicherung des Sarcatales.
Der Bergschrat