Nun ist sie leider zu, die Tannheimer Hütte, und ich musste erstmals die alpine Initiation von Hallenkletterern ins Gimpelhaus verlegen.
Wir bekamen letzten Sonntag zu fünft ein Achterlager - nahezu ohne Möglichkeiten, das umfangreiche Ausbildungsmaterial und natürlich auch die persönlichen Gegenstände abzustellen. So lange drei Plätze unbelegt sind, kein Problem. Mittwoch kamen jedoch noch mal zwei und Freitag (zum Glück war Samstag Abreisetag) war das Lager dann voll. Das dadurch entstehende Chaos ist ohne ernsthafte Verletzung der Netiquette nicht zu beschreiben. Selbstredend fehlte dann auch dies und das, was zum Glück nach ein paar Stunden in anderen Lagern oder im Rucksackraum wieder auftauchte. Im Allgemeinen verkehren dort nicht wenige Gäste, die das Gewimmel nutzen, zu versuchen, ihre Ausrüstung möglichst kostenneutral zu vervollständigen.
Das bringt die Größe des Hauses mit sich, was man dem super freundlichen Hüttenteam nicht vorwerfen kann.
Beim Essen kann von unterpfuideibel (Beilagensalat ohne einen Tropfen Öl) bis zu superlecker (Schlutzkrapfen) alles dabei sein. Beim Halbpensionsessen kann man morgens zwischen fleischfrei und "normal" wählen, wobei die fleischfreie Variante (z.B. Spinat- Käseknödel) oft schmackhafter ist.Legendär sind die Suppen, der Kuchen und der frische Almjogurt mit Beeren - allein dafür lohnt der südseitige Aufstieg in Gluthitze. Die Portionen lassen keine Wünsche übrig. Trotz des überwiegend zurückgehenden Beilagensalats wird man richtig satt - auch noch nach 15 Seillängen im Bereich der Leistungsgrenze.
Leider spricht die netteste der Bedienungen so miserabel Deutsch, dass man ständig Sachen bekommt, die man nicht bestellt hat. Insbesondere Sonderwünsche (z.B.: "Ich möchte diesen Beutel mit Brennnesselblättern ins Teewasser") äußert man am besten direkt in der Küche.
Es gibt keine dumme Anmache, wenn man sein eigenes Frühstück dabei hat oder abends zum Essen nur ein Bier oder eine Schorle konsumiert - davon könnten sich einige AV- Hütten eine dicke Scheibe abschneiden.
Neben spektakulären Wandergipfeln und einem nahezu ganzjährig begehbaren langen Klettersteig (D) ist die Hütte der Kulminationspunkt des alpinen Sportkletterns in Tirol und vermutlich ganz Österreich. Bei ordentlicher Absicherung und gut gepflegten Fixpunkten darf man da schon mal in die Nähe seiner klettertechnischen Fähigkeiten gehen, ohne seine 5 Buchstaben zu riskieren. An schönen Wochenenden gleichen die Wände von Gimpel und Roter Flüh schon mal bewohnten Ameisenhaufen.
Alle in allem empfehlenswert.
==>
www.gimpelhaus.at