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Walliser Spezialitäten 2. Teil (Gelesen: 25564 mal)
Yak
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Um mani padme hum

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Walliser Spezialitäten 2. Teil
15.07.2005 um 11:44:27
 
Irgendwann ist dann aber doch die Autobahn erreicht, ab jetzt geht es leichter. Wir sind inzwischen auf 4250m, also immer noch 300Hm bis zur Hütte, es macht langsam wieder zu und beginnt zu schneien. Einfach klasse. Die Spur ist schnell nur noch ein vager Schemen, rumgekasper mit dem Kompass hilft etwas, aber auch nicht viel, es geht um eine große Spalte rum, dann Whiteout, tasten und raten, dann eine Stange. Von dort ist eine zweite Stange zu sehen, ein tolles Gefühl. Wir brauchen für den letzte Hang noch die Steigeisen und sterben inzwischen fast vor Durst, aber nach 13 Stunden Gehzeit von der Monte-Rosa-Hütte ist endlich die Cappanna Margherita erreicht. Wir sind damit gleichzeitig auf der Signalkuppe 4552m.

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Endlich geschafft


Die Hütte ist ebenfalls nur sehr mäßig gefüllt und die Anwesenden machen allesamt einen ziemlich angeschlagenen Eindruck.
Wir schütten uns mit spottbilliger Cola und Mineralwasser zu, haben dann aber das Kreditlimit unserer goldenen Visa-Karten überschritten und müssen aufs Abendessen verzichten. Da die anderen Gäste aber mehr zum kotzen auf der Toilette als im Gastraum sind und keinen Bissen herunterbekommen (lat.: Speius altitudus haseius) spendiert uns der Hüttenwirt zwei komplette Abendessen. Trotzdem landet insgesamt mehr im Müll als gegessen wird. Na das lohnt doch, erst das Zeug mit dem Hubschrauber hochbringen, dann zubereiten und dann ungegessen wieder runter mit dem Hubschrauber.
Wir sitzen schon um kurz nach 7 Uhr alleine in der Gaststube, draussen jagt der Wind Wolken und Schnee vorbei und es hat kuschelige -10 Grad.
Wir legen die Weckzeit auf 5 Uhr, Andrea bestellt einen Kaffee und wir legen uns hin.
Zuerst ist es halbwegs bequem und läßt sich ganz gut schlafen, wir haben ein Lager für uns allein, auch nicht ganz selbstverständlich auf dieser Hütte, dann ist aber immer mehr Lärm auf dem Gang, die Zombies schwanken hin und her. Und langsam setzt auch der Kopfschmerz ein. Nicht unerträglich aber störend und schnell stärker werdend, so wie erwartet.
Aufstehen dann um 5, Andrea würgt an ihrem Kaffee und sieht nicht wirklich fit aus. Haben wir uns etwas überschätzt, gell ? Aber nicht aufs Yak hören wollen, na dann heißt es halt leiden. Zum Glück hilft Aspirin. Außer uns ist niemand auf, völlig unverständlich denn schlafen tun die eh alle nicht und der Sonnenaufgang ist sehenswert :

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Super Wetter, toller Sonnenaufgang


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Erstes Licht auf der Signalkupp


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Die Walliser Alpen von oben


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Mischabelgruppe in der Mitte der kleine weiße Knubbel ist der Alphubel  Ärgerlich


Wir machen uns auf den Weg zur Zumsteinspitze. Die ist ums Eck, nur ein paar Meter höher als die Signalkuppe und unschwierig, allerdings gehts erstmal wieder runter.

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Blick zurück zur Signalkuppe



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Die letzten Meter


Von der Zumsteinspitze soll es eine Weg zur Dufourspitze geben. Mag sein, aber nicht bei den Schneeverhältnissen. Die vage Hoffnung diesen Weg als Rückweg zur Monte-Rosa-Hütte wählen zu können zerplatzt also schnell.
Wir finden uns damit ab den gleichen Weg zurückzugehen und geniessen die Aussicht.

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Blick dahin wo wir hergekommen sind



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Einfach nur toll hier oben


Wir beschließen aber noch die Parrotspitze mitzunehmen und wählen auf dem Weg dorthin auch noch einen Umweg über einen traumhaft schönen Grat.

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Noch kein Mensch unterwegs, alles unverspurt


Runter dann über die Flanke durch genialen Schnee (lat.: Pulverus skius haseius) in die Senke und dann über den Grat zur Parrotspitze

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Was ein Gefühl hier oben zu sein



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Ganz oben auf der Signalkuppe die Hütte



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Von der Parrotspitze gerade hinab wäre der Rückweg


Langsam wird es Zeit, wir müssen uns von dieser fantastischen Umgebung trennen und wieder hinunter. Zum Glück hat inzwischen eine weitere Seilschaft den Weg nach unten genommen auf unserer Aufstiegsspur (das sollt Maut kosten) und wir kommen recht flott voran.

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Eisbruch im Abstieg


Immer wieder fällt der Blick auf die umliegenden Gipfel, besonders den Lyskamm. Der ist jetzt ganz oben auf die todo-Liste gewandert, einfach ein geiler Berg.

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Lyskamm Nordwand, sah gar nicht mal sooo schwer aus


Aber auch die Zwillinge haben ihren Reiz behalten

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Castor, da gibt es mehrere geniale Routenmöglichkeiten


Wir beeilen uns und haben schon wieder Durst wie wahnsinnig, trotzdem ist es schon 13 Uhr und im unteren Teil des Gletschers wird es gefährlich, der Schnee ist weich, mehrmals brechen wir mit dem Fuß in Spalten ein, zum Glück bleibt es dabei.
um 13:30 dann ist endlich die Moräne erreicht. Der Rückweg ist Formsache aber immer noch lang, vor allem der Gegenanstieg von 300Hm nach Rotenboden ist nervig aber irgendwann ist auch das geschafft. Dann wartet eneut die Bahn. Bei diesmal besserer Sicht wird klar dass es sehr viel Härte bedarf hir hoch zu wandern, überall stehen Baumaschinen und wird Beton verarbeitet. Die Zermatter verbauen ihre Umgebung mehr und mehr, irgendwann werden vielleicht nur noch japanische und chinesische Touristen kommen !? Der Ort ist unglaublich hässlich, es ist lange her dass Yak das letzte Mal in Zermatt war, aber es ist nur schwer erträglich. Hotel reiht sich an Hotel, teilweise Betonklötze die man sonst eher in Spanien vermuet, Massentourismus pur, uns schaudert. Wir genießen aber natürlich die Annehmlichkeit eines Mc Donalds, auf die jodelnden Berner Sennenhunde mit japanisch-Schweizer Fahne verzichten wir aber lieber...

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Letzter Blick in den Zwillingsgletscher, wo genau führt da die Route durch


Fazit : Das Wetter und der Virus haben mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, trotzdem wars im Endeffekt eine tolle Tour, wenn auch ganz anders als geplant. Immerhin haben wir die Tour nach all den Absagen doch durchgezogen und sind mit tollen Eindrücken, einigen Anstrengungen, etlichen Erfahrungen und recht sehenswerten Bildern heimgekommen.
Alle Deckchenhäkler : Beißt rein in die Teile und schämt euch !
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80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

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Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
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Lisanne
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #1 - 15.07.2005 um 12:48:02
 
Auch beim Yak hält langsam der Verfall der Sitten Einzug. Ich benutze mal das häßliche Wort Aufstiegshilfe. Wieder hinlegen bei schlechtem Wetter.!!!!  Pfui und du läßt auch spuren!!!

Aber Yak das sind doch alles Dinge die ich als Wellnessbergsteiger tue. 

So nun habt ihr die Gegend schön geknipst und ich sitze in den Startlöchern und warte auf schön Wetter die nächste Woche. Jetzt weiß ich wenigstens wie es da aussieht. Letztes Mal hab ich noch nicht mal die Gnifetti mehr als 3 Minuten sehen können.

Ich bleibe bei meiner Wahl über die Autobahn und hoffe mal, dass die unter der Woche nicht so sehr berannt ist.  So als Hommage an meinen letzten Aufenthalt da unten.

Prima Lateinkurs habt ihr unterwegs abgehalten. Ich leg mal nen Wörterbuch an. Das lohnt sich bestimmt.

Alles in allem wieder mal ein Bericht, wie wir ihn alle lieben.

Was macht ihr dieses WE?  Häkeldeckchen als Erholungsprogramm? Das entspannt ungeheuer, frag Hasei.


Wünsch Euch was.

Gruss

Lisanne
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Ulli
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #2 - 15.07.2005 um 13:59:18
 
Wow! Traumhaft schöne Fotos habt ihr da oben gemacht!!!!

Ich bin zwar von solchen Unternehmungen noch Welten entfernt (besuche gerade erst Häkeldeckchen-Kurs Nr. 1 - lat.: Cursus Haseius Primus  8)), aber nach solch schönen Berichten muss ich dann doch das Scharren anfangen ...!

LG, Ulli

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Pray for snow!

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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #3 - 15.07.2005 um 14:27:01
 
latein - yak will wohl unbedingt in die bildungsalpinistische sektionsgruppe wechseln?
Grinsend

aber aufpassen mit den häkeldeckchen dieses wochenende, davon kriegt man leicht einen tennisarm, und wer hält dann bei der nächsten feierabendtour den schirm??
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Lisanne
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #4 - 15.07.2005 um 15:22:14
 
Hier mal das Anfängerwörterbuch für alle:

Häkeldeckchen-Virus           Looserus haseius
     
dicken, ekligen,
nassen Schneeflocken        Flockus skius haseius
     
Eiskönig der Sektion           Alexus Charletmoserus
     
Margerita-Hütte                  Cappannus Schädel-
                                          dröhnus maximus
     
ein Haufen Franzosen         Franzosus Weicheius
                                           haseius
     
mörderisches Tempo           Rennus haseius
     
Aufgegeben                         Looserus Versagerus haseius
     
keinen Bissen
herunterbekommen             Speius altitudus haseius
     
genialen Schnee                   Pulverus skius haseius


Ich aktualisiere dann nach jedem Bericht.

Gabs den Hasei eigentlich schon im alten Rom??? ??? ???

Gruss an alle Häkeldeckchenhäkler. Wir könnten aber auch langsam mal auf Wettkampfklöppeln umsteigen, damit wir noch ein Alternativprogramm haben.

Lisanne
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Yakerl
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #5 - 15.07.2005 um 17:26:37
 
Zitat:
Gabs den Hasei eigentlich schon im alten Rom??? ??? ???


Dazu gibt es eine wissenschaftliche Abhandlung von Prof.Dr.Dr.Yakomo Yakuishi von der Universität Tokio, ich zitiere mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers :

Der Begriff hasei stammt wohl ursprünglich aus der alten babylonischen Sprachfamilie.
ha = Der
sei = nicht kommen
Was also soviel heißt wie "der nie kommt"
Man bezeichnete damit offenkundig in vielen Schriften eine Sagengestalt auf dessen Erscheinen die Menschen warteten, die aber nie auftaucht. Eine solche Mystifizierung kennt man auch in der Moderne ("Warten auf Godot")
Im späten Mittelalter erfuhr der Begriff dann eine langsame Hinwendung zum realen. Begriffe wie "Wohlan Ritter, sei er kein hasei sondern ziehe er mit in die Schlacht" oder "Ich wollte es würde Nacht oder der hasei käme" kennzeichnen ganz klar den Beginn der neuzeitlichen Aufklärung die den Begriff entmystifiziert. Den Menschen ist längst klar dass es den hasei eigentlich gar nicht gibt, trotzdem hat er noch Platz in ihren Redewendungen und Legenden. (Auch hier gibt es Parallelen zur Moderne, siehe dazu bspw. Yeti)
Der letzte Schritt in der Entwicklung des hasei-Phänomens ist erst in den letzten Jahren des 21. Jahrhunderts gelegt worden.
Archäologen fanden im Berchtesgadener Land die Überreste einer vorzeitlichen, nur bedingt menschenähnlichen Kreatur, die sich offensichtlich nur auf langen Brettern fortbewegte, die meiste Zeit aber inaktiv in einer Höhle lebte und filigrane Kunstarbeiten anfertigte und sich dabei aus einem langen, hohen glasähnlichen gefäß ernährte, in dem die Wissenschaftler Spuren von Hopfen und Malz nachweisen konnten.
Wenn die Gentechnik weiter solche Fortschritte macht wird es vielleicht eines Tages möglich sein ein solches Geschöpf aus dem gefundenen Material zu klonen. Bis dahin erfreuen wir uns weiter an den Geschichten und Legenden aus der Vorzeit..
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Pray for snow!

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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #6 - 15.07.2005 um 18:53:23
 
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #7 - 15.07.2005 um 19:41:46
 
linguam latinam modo hasei bene dicitis - magnis laudis digni estis! felici- morbus croquetendis vos non comprehensit? pro cabannam nive maxime utilis est...

salve!

imagines perpulchras praesentavisti, yak, gracias ago!
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Berni
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #8 - 15.07.2005 um 22:32:04
 
dies ist keine antwort auf nuts pro quo oder so...  danke, liebes zottelvieh, habe mich kringelig gelacht!
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dohle
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #9 - 15.07.2005 um 22:39:43
 
Da steppt der Bär und missbraucht mal den Account vom Vogel  Grinsend
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Renntier Karsten
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #10 - 16.07.2005 um 13:56:14
 
das Hasei kann einem schon leid tun Zwinkernd
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Pray for snow!

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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #11 - 16.07.2005 um 23:13:26
 
Zitat:
linguam latinam modo hasei bene dicitis - magnis laudis digni estis! felici- morbus croquetendis vos non comprehensit? pro cabannam nive maxime utilis est...

salve!

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hasei bene dictis... ja soll der jetzt auch noch papst werden?

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tjsen
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #12 - 17.07.2005 um 00:37:43
 
yak, ich habe selten beim lesen bzw. hörbuch so gelacht!

danke!

(ps: die bilder sind auch großartig!!!!)
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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #13 - 18.07.2005 um 09:31:37
 
Ich fall vom Stuhl, das war die Krönung.

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Pray for snow!

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Re: Walliser Spezialitäten 2. Teil
Antwort #14 - 18.07.2005 um 12:07:36
 
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