Irgendwann ist dann aber doch die Autobahn erreicht, ab jetzt geht es leichter. Wir sind inzwischen auf 4250m, also immer noch 300Hm bis zur Hütte, es macht langsam wieder zu und beginnt zu schneien. Einfach klasse. Die Spur ist schnell nur noch ein vager Schemen, rumgekasper mit dem Kompass hilft etwas, aber auch nicht viel, es geht um eine große Spalte rum, dann Whiteout, tasten und raten, dann eine Stange. Von dort ist eine zweite Stange zu sehen, ein tolles Gefühl. Wir brauchen für den letzte Hang noch die Steigeisen und sterben inzwischen fast vor Durst, aber nach 13 Stunden Gehzeit von der Monte-Rosa-Hütte ist endlich die Cappanna Margherita erreicht. Wir sind damit gleichzeitig auf der Signalkuppe 4552m.
Endlich geschafft
Die Hütte ist ebenfalls nur sehr mäßig gefüllt und die Anwesenden machen allesamt einen ziemlich angeschlagenen Eindruck.
Wir schütten uns mit spottbilliger Cola und Mineralwasser zu, haben dann aber das Kreditlimit unserer goldenen Visa-Karten überschritten und müssen aufs Abendessen verzichten. Da die anderen Gäste aber mehr zum kotzen auf der Toilette als im Gastraum sind und keinen Bissen herunterbekommen (lat.: Speius altitudus haseius) spendiert uns der Hüttenwirt zwei komplette Abendessen. Trotzdem landet insgesamt mehr im Müll als gegessen wird. Na das lohnt doch, erst das Zeug mit dem Hubschrauber hochbringen, dann zubereiten und dann ungegessen wieder runter mit dem Hubschrauber.
Wir sitzen schon um kurz nach 7 Uhr alleine in der Gaststube, draussen jagt der Wind Wolken und Schnee vorbei und es hat kuschelige -10 Grad.
Wir legen die Weckzeit auf 5 Uhr, Andrea bestellt einen Kaffee und wir legen uns hin.
Zuerst ist es halbwegs bequem und läßt sich ganz gut schlafen, wir haben ein Lager für uns allein, auch nicht ganz selbstverständlich auf dieser Hütte, dann ist aber immer mehr Lärm auf dem Gang, die Zombies schwanken hin und her. Und langsam setzt auch der Kopfschmerz ein. Nicht unerträglich aber störend und schnell stärker werdend, so wie erwartet.
Aufstehen dann um 5, Andrea würgt an ihrem Kaffee und sieht nicht wirklich fit aus. Haben wir uns etwas überschätzt, gell ? Aber nicht aufs Yak hören wollen, na dann heißt es halt leiden. Zum Glück hilft Aspirin. Außer uns ist niemand auf, völlig unverständlich denn schlafen tun die eh alle nicht und der Sonnenaufgang ist sehenswert :
Super Wetter, toller Sonnenaufgang
Erstes Licht auf der Signalkupp
Die Walliser Alpen von oben
Mischabelgruppe in der Mitte der kleine weiße Knubbel ist der Alphubel
Wir machen uns auf den Weg zur Zumsteinspitze. Die ist ums Eck, nur ein paar Meter höher als die Signalkuppe und unschwierig, allerdings gehts erstmal wieder runter.
Blick zurück zur Signalkuppe
Die letzten Meter
Von der Zumsteinspitze soll es eine Weg zur Dufourspitze geben. Mag sein, aber nicht bei den Schneeverhältnissen. Die vage Hoffnung diesen Weg als Rückweg zur Monte-Rosa-Hütte wählen zu können zerplatzt also schnell.
Wir finden uns damit ab den gleichen Weg zurückzugehen und geniessen die Aussicht.
Blick dahin wo wir hergekommen sind
Einfach nur toll hier oben
Wir beschließen aber noch die Parrotspitze mitzunehmen und wählen auf dem Weg dorthin auch noch einen Umweg über einen traumhaft schönen Grat.
Noch kein Mensch unterwegs, alles unverspurt
Runter dann über die Flanke durch genialen Schnee (lat.: Pulverus skius haseius) in die Senke und dann über den Grat zur Parrotspitze
Was ein Gefühl hier oben zu sein
Ganz oben auf der Signalkuppe die Hütte
Von der Parrotspitze gerade hinab wäre der Rückweg
Langsam wird es Zeit, wir müssen uns von dieser fantastischen Umgebung trennen und wieder hinunter. Zum Glück hat inzwischen eine weitere Seilschaft den Weg nach unten genommen auf unserer Aufstiegsspur (das sollt Maut kosten) und wir kommen recht flott voran.
Eisbruch im Abstieg
Immer wieder fällt der Blick auf die umliegenden Gipfel, besonders den Lyskamm. Der ist jetzt ganz oben auf die todo-Liste gewandert, einfach ein geiler Berg.
Lyskamm Nordwand, sah gar nicht mal sooo schwer aus
Aber auch die Zwillinge haben ihren Reiz behalten
Castor, da gibt es mehrere geniale Routenmöglichkeiten
Wir beeilen uns und haben schon wieder Durst wie wahnsinnig, trotzdem ist es schon 13 Uhr und im unteren Teil des Gletschers wird es gefährlich, der Schnee ist weich, mehrmals brechen wir mit dem Fuß in Spalten ein, zum Glück bleibt es dabei.
um 13:30 dann ist endlich die Moräne erreicht. Der Rückweg ist Formsache aber immer noch lang, vor allem der Gegenanstieg von 300Hm nach Rotenboden ist nervig aber irgendwann ist auch das geschafft. Dann wartet eneut die Bahn. Bei diesmal besserer Sicht wird klar dass es sehr viel Härte bedarf hir hoch zu wandern, überall stehen Baumaschinen und wird Beton verarbeitet. Die Zermatter verbauen ihre Umgebung mehr und mehr, irgendwann werden vielleicht nur noch japanische und chinesische Touristen kommen !? Der Ort ist unglaublich hässlich, es ist lange her dass Yak das letzte Mal in Zermatt war, aber es ist nur schwer erträglich. Hotel reiht sich an Hotel, teilweise Betonklötze die man sonst eher in Spanien vermuet, Massentourismus pur, uns schaudert. Wir genießen aber natürlich die Annehmlichkeit eines Mc Donalds, auf die jodelnden Berner Sennenhunde mit japanisch-Schweizer Fahne verzichten wir aber lieber...
Letzter Blick in den Zwillingsgletscher, wo genau führt da die Route durch
Fazit : Das Wetter und der Virus haben mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht, trotzdem wars im Endeffekt eine tolle Tour, wenn auch ganz anders als geplant. Immerhin haben wir die Tour nach all den Absagen doch durchgezogen und sind mit tollen Eindrücken, einigen Anstrengungen, etlichen Erfahrungen und recht sehenswerten Bildern heimgekommen.
Alle Deckchenhäkler : Beißt rein in die Teile und schämt euch !