Alle Bilder (c) Nowak ....
Freitag verabreden wir uns sehr spät noch für den Hindelange Klettersteig.
An einen Start um 5Uhr32 ist da nicht zu denken, da kann man ich auch gleich Zeit lassen, so treffen wir uns um 13 Uhr am Ulmer Hbf. Um 15 Uhr starten wir in Oberstdorf, und um nicht von entgegenrasenden Skifahrern umgenietet zu werden, steigen wir durch einen eisigen Tobel zur Seealpe.
Dieser Weg ist nicht geräumt und nicht gestreut. Nicht mal ein Pistenbulli fährt hier herum.....
Dann endet der Skibetrieb und himmlische Ruhe kehrt ein. Aber selbst in der Nacht kommen uns noch zwei entgegen.
Aus dem Tal grüßt Oberstdorf, vom Himmel der Mond und von den Bergen die Pistenbullis.
Könnte kein Lichtkünstler so hinbringen
Ziel erreicht.
Nach dem Abendessen (ich habe schon besser, allerdings auch schon erheblich schlechter gegessen) leisten wir uns ein Bett, in dem wir, im Gegensatz zu den Leuten im überfüllten Lager, eine ganz ruhige Nacht haben.
Um 7Uhr15 brechen wir Richtung Nebelhorn auf. Nach einer unfreiwilligen Unterbrechung erreichen wir den Einstieg des Hindelanger Klettersteigs,...
Und morgens geht die Sonne auf.
...wo sich zeigt, dass ich mir nicht alles traue, was ich einklich kann.
jetzt gehz los, jetzt gehz los, jetzt gehz los ....
Was kein Problem darstellt, nämlich mit Steigeisen im festen Firn auch bei mitunter anständiger [tm] Seitenneigung zu latschen, ist dann, wenn das Gelände unter einem keinen Auslauf (wie z.B. viele Firnwände in den Ostalpen), sondern Abbrüche hat, sehr entnervend. Zumindest dann, wenn man sich 15 Jahre lang beim Klettern immer mit dem Gedanken "wenn Du hier einen Abgang machst, dann wird spätestens der übernächste Keil halten" beruhigt hat.
Nicht dass ich das nicht auf die Reihe bringen würde, aber in der Furcht, es könnte der Schnee nachgeben, oder man könnte im unpassenden Moment einen Krampf in die Wade kriegen oder was weiß ich noch alles, trete ich mit jeden Schritt Löcher in Größe eines Waschbeckens in den Schnee. Man erreicht auf diese Weise zwar sicher und ohne Absturz das nächste Etappenziel (z.B. das nächste Seil, den breiten Rücken in 20 Meter Entfernung), macht aber außer viel Kraft auch viel Zeit kaputt.
Solche Ausgesetztheit genieße ich lieber am Seil. Dass das auf einem so langen Grat nicht geht, weiß ich selbst.
Thorsten hat jeden Falls genug Zeit um Bilder zu machen.
Näherer und weiterer Gratverlauf....
An der Stelle, an der der Weg zum ersten Mal für längere Stellen in der Nordseite verläuft, stellte sich unserem fleißigen Spurtreter und -Schaufler irgend ein Problem. Vermutlich war am Ende des Tages einfach noch zu viel Grat übrig. Die Spuren enden an dieser Stelle.
Wir sind bis dahin "erst" etwa 2 Stunden am Grat. Damit haben wir etwa doppelt so lang gebraucht wie ich allein vor etwa 10 Jahren im Frühsommer. Zwei Meter neben bombigem Trittfirn (südseitig wird man selten so gute Verhältnisse wie Sonntag vorfinden) "drückt" sich bodenloser Pulverschnee in die Wand. Zwei Hände voll von dem Zeug könnte man zu einem etwa kirschgroßen Schneeball komprimieren. Ich kann mir bis heute nicht erklären, woran der sich einklich fest hält. Nach dem ersten Tritt in diesen Hauch von einem Nichts, der ein paar Kilo - besser ein paar hundert Liter - davon nach unten befördert, gehen wir zum letzten Abstieg zurück. Das wollen wir uns abkürzen, für was haben wir schließlich ein Seil dabei, und für was steckt ein fetter Ring im Fels, und außerdem sind 30 Meter unter uns fette Tapsen im Schnee, da ist doch bestimmt vor uns einer gequert. ...
Nach den üblichen Problemen (Seil verhängt, Thorsten geht (solo!!!) nochmal hoch, nochmal abgeseilt) müssen wir erkennen: Die Querungsspur stammt von einer Gemse. Mittler Weile stollen die Eisen und Queren führt in Nicht- Solo- Gelände ohne anständige Sicherungsmöglichkeiten. Dann finden wir zwei Felsköpfl, die unseren Weiterweg nach unten zum Koblat- Höhenweg sichern.
Die Sonne brennt vom Firmament ....
Ab jetzt heißt es nur noch Aussicht genießen
Wir gehen an der Laufbichl-Kirche
erneut zur wunderschönen Schwarzenberghütte. Dort gibt es zwei große leckere Knödel für mich und eine Halbe für Thorsten.
Der Rodel bringt uns in wenigen Minuten zum 360 Meter tiefer gelegenen Giebelhaus, die betonharte Straße muss ich mir mit meinen Plastikbergschuhen nicht zu Fuß antun. Mit insgesamt 3 Bussen geht es nach Sonthofen, dann noch im ausgerechnet heute um 20% verkürzten und entsprechend rappelvollen Ski-Express nach Stuttgart einen Platz erkämpft - und der Rest der Fahrt interessiert uns nicht mehr.
Nur die (vom Zug aus sichtbare) total verstopfte Bundesstraße von Immenstadt nach Kempten erfüllt uns mit etwas von der bekanntlich schönsten aller Freuden
TippViel mehr schöne Bilder in richtig großer Auflösung gibz hier:
http://www.nowak.cx/pix/2006.php?page=allgaeuDas Edmund-Probst-Haus hat Abendessen um Punkt 18 Uhr. Danach gibt es nur noch Bergsteigeressen und auch das nur so lange Vorrat reicht, weil der Koch sich auf seine Ski stellt und runter fährt. Der Apfelstrudel macht richtig satt und ist lecker. Frühstück gibt es erst ab 8 Uhr - also wer was Großes vor hat, muss sich am Abend schon vorbereiten.
Die Schwarzenberghütte hat sich wieder einmal als wirklich gut erwiesen. Der Wirt ist ein ganz Netter. Da sollte man mal eine Sektionstour hin machen.