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Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt (Gelesen: 8761 mal)
Lamл[tm]
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Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
16.01.2006 um 21:58:36
 
Alle Bilder (c) Nowak ....

Freitag verabreden wir uns sehr spät noch für den Hindelange Klettersteig.

An einen Start um 5Uhr32 ist da nicht zu denken, da kann man ich auch gleich Zeit lassen, so treffen wir uns um 13 Uhr am Ulmer Hbf. Um 15 Uhr starten wir in Oberstdorf, und um nicht von entgegenrasenden Skifahrern umgenietet zu werden, steigen wir durch einen eisigen Tobel zur Seealpe.
...
Dieser Weg ist nicht geräumt und nicht gestreut. Nicht mal ein Pistenbulli fährt hier herum.....

Dann endet der Skibetrieb und himmlische Ruhe kehrt ein. Aber selbst in der Nacht kommen uns noch zwei entgegen.
...
Aus dem Tal grüßt Oberstdorf, vom Himmel der Mond und von den Bergen die Pistenbullis.


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Könnte kein Lichtkünstler so hinbringen


...
Ziel erreicht.

Nach dem Abendessen (ich habe schon besser, allerdings auch schon erheblich schlechter gegessen) leisten wir uns ein Bett, in dem wir, im Gegensatz zu den Leuten im überfüllten Lager, eine ganz ruhige Nacht haben.
Um 7Uhr15 brechen wir Richtung Nebelhorn auf. Nach einer unfreiwilligen Unterbrechung erreichen wir den Einstieg des Hindelanger Klettersteigs,...
...
Und morgens geht die Sonne auf.

...wo sich zeigt, dass ich mir nicht alles traue, was ich einklich kann.
...
jetzt gehz los, jetzt gehz los, jetzt gehz los ....

Was kein Problem darstellt, nämlich mit Steigeisen im festen Firn auch bei mitunter anständiger [tm] Seitenneigung zu latschen, ist dann, wenn das Gelände unter einem keinen Auslauf (wie z.B. viele Firnwände in den Ostalpen), sondern Abbrüche hat, sehr entnervend. Zumindest dann, wenn man sich 15 Jahre lang beim Klettern immer mit dem Gedanken "wenn Du hier einen Abgang machst, dann wird spätestens der übernächste Keil halten" beruhigt hat.
Nicht dass ich das nicht auf die Reihe bringen würde, aber in der Furcht, es könnte der Schnee nachgeben, oder man könnte im unpassenden Moment einen Krampf in die Wade kriegen oder was weiß ich noch alles, trete ich mit jeden Schritt Löcher in Größe eines Waschbeckens in den Schnee. Man erreicht auf diese Weise zwar sicher und ohne Absturz das nächste Etappenziel (z.B. das nächste Seil, den breiten Rücken in 20 Meter Entfernung), macht aber außer viel Kraft auch viel Zeit kaputt.
...
Solche Ausgesetztheit genieße ich lieber am Seil. Dass das auf einem so langen Grat nicht geht, weiß ich selbst.

Thorsten hat jeden Falls genug Zeit um Bilder zu machen.
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Näherer und weiterer Gratverlauf....

An der Stelle, an der der Weg zum ersten Mal für längere Stellen in der Nordseite verläuft, stellte sich unserem fleißigen Spurtreter und -Schaufler irgend ein Problem. Vermutlich war am Ende des Tages einfach noch zu viel Grat übrig. Die Spuren enden an dieser Stelle.

Wir sind bis dahin "erst" etwa 2 Stunden am Grat. Damit haben wir etwa doppelt so lang gebraucht wie ich allein vor etwa 10 Jahren im Frühsommer. Zwei Meter neben bombigem Trittfirn (südseitig wird man selten so gute Verhältnisse wie Sonntag vorfinden) "drückt" sich bodenloser Pulverschnee in die Wand. Zwei Hände voll von dem Zeug könnte man zu einem etwa kirschgroßen Schneeball komprimieren. Ich kann mir bis heute nicht erklären, woran der sich einklich fest hält. Nach dem ersten Tritt in diesen Hauch von einem Nichts, der ein paar Kilo - besser ein paar hundert Liter - davon nach unten befördert, gehen wir zum letzten Abstieg zurück. Das wollen wir uns abkürzen, für was haben wir schließlich ein Seil dabei, und für was steckt ein fetter Ring im Fels, und außerdem sind 30 Meter unter uns fette Tapsen im Schnee, da ist doch bestimmt vor uns einer gequert. ...
...

Nach den üblichen Problemen (Seil verhängt, Thorsten geht (solo!!!) nochmal hoch, nochmal abgeseilt) müssen wir erkennen: Die Querungsspur stammt von einer Gemse. Mittler Weile stollen die Eisen und Queren führt in Nicht- Solo- Gelände ohne anständige Sicherungsmöglichkeiten. Dann finden wir zwei Felsköpfl, die unseren Weiterweg nach unten zum Koblat- Höhenweg sichern.
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Die Sonne brennt vom Firmament ....

Ab jetzt heißt es nur noch Aussicht genießen
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Wir gehen an der Laufbichl-Kirche
...

erneut zur wunderschönen Schwarzenberghütte. Dort gibt es zwei große leckere Knödel für mich und eine Halbe für Thorsten.
Der Rodel bringt uns in wenigen Minuten zum 360 Meter tiefer gelegenen Giebelhaus, die betonharte Straße muss ich mir mit meinen Plastikbergschuhen nicht zu Fuß antun. Mit insgesamt 3 Bussen geht es nach Sonthofen, dann noch im ausgerechnet heute um 20% verkürzten und entsprechend rappelvollen Ski-Express nach Stuttgart einen Platz erkämpft - und der Rest der Fahrt interessiert uns nicht mehr.
Nur die (vom Zug aus sichtbare) total verstopfte Bundesstraße von Immenstadt nach Kempten erfüllt uns mit etwas von der bekanntlich schönsten aller Freuden Zwinkernd

Tipp
Viel mehr schöne Bilder in richtig großer Auflösung gibz hier: http://www.nowak.cx/pix/2006.php?page=allgaeu

Das Edmund-Probst-Haus hat Abendessen um Punkt 18 Uhr. Danach gibt es nur noch Bergsteigeressen und auch das nur so lange Vorrat reicht, weil der Koch sich auf seine Ski stellt und runter fährt. Der Apfelstrudel macht richtig satt und ist lecker. Frühstück gibt es erst ab 8 Uhr - also wer was Großes vor hat, muss sich am Abend schon vorbereiten.
Die Schwarzenberghütte hat sich wieder einmal als wirklich gut erwiesen. Der Wirt ist ein ganz Netter. Da sollte man mal eine Sektionstour hin machen.
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« Zuletzt geändert: 16.01.2006 um 23:30:22 von Lamл[tm] »  

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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #1 - 16.01.2006 um 23:04:52
 
Zitat:
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Hat mein Rechner ne Macke oder was will mir 
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sagen  ???
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #2 - 16.01.2006 um 23:34:20
 
Zitat:
Hat mein Rechner ne Macke oder was will mir  
---
sagen  ???

Bitte noch mal laden, ich habe aus Versehen ein mal statt auf "Vorschau" auf "Abschicken" gedrückt.
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #3 - 16.01.2006 um 23:44:14
 
schöne bilder + schöner bericht, danke!
1/4 hindelanger im hochwinter - typisch SAN...  8)
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Lisanne
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #4 - 17.01.2006 um 12:51:45
 
Da habt ihr ja noch nen netten Ausstieg gefunden, denn der Weiterweg wäre bestimmt noch spaßig geworden. Erinnere mich da an einen Grat ziehmlich am Ende des Steigs. Püh, das bei Schnee??? 

Mutiges Unterfangen.  Guckt mal auch hier http://mountainarea.alpi-ticinesi.de/hindelang/photos.html

Aber hat seinen Reiz.

Gruss

Lisanne
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Lamл[tm]
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #5 - 17.01.2006 um 17:51:58
 
Zitat:
Erinnere mich da an einen Grat ziehmlich am Ende des Steigs. Püh, das bei Schnee???

Die so genannten Hohen Gänge sind nicht so das Problem, die waren nämlich erstens nicht geplant und zweitens wegen Steilheit mit Sicherheit abgeblasen.
Das richtige (Winter-)Problem ist der Abstieg von zwischen den Daumen zu den Hohen Gängen, weil dieser nicht auf einem Grat, sondern z.T. durch tiefe, steile Rinnen geht, die sich nicht frei legen lassen. Der nordseitige vorherrschende, auf ein  Prozent kompressible "Hauch-von-einem-Nichts-Schnee" würde das Herunterstapfen zu einer brandgefährlichen Angelegenheit machen, so dass hier der Weg im Winter ganz anders als im Sommer über Kanzeln und kleine Seitengrate verläuft - das ist nur was für Profis. Angeblich soll man sich das Stück großteils abseilen.

Zitat:
Guckt mal auch hier http://mountainarea.alpi-ticinesi.de/hindelang/photos.html
Aber hat seinen Reiz.

Ach Du -zensiert- die hatten ja richtig viel Schnee - nun ja, so was in der Art überlebt man halt nicht beliebig oft Traurig .
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hawkeye
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Der mit dem süssen schwarzen
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #6 - 17.01.2006 um 19:47:21
 
Aja...
jetzt siehts ja richtig gut aus  Smiley
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #7 - 17.01.2006 um 20:13:31
 
reschpekt, schöne bilder (danke, dass sie diesmal nicht so groß sind, querscrollen nervt einfach  Zwinkernd) und schöne tour...
aber da hätte ich mir sicher auch so meine gedanken gemacht, ist doch manchmal ganz angenehm so ein seil  8)
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Jobi
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It´s lonely in the sadle,
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #8 - 18.01.2006 um 08:03:18
 
Respekt, Respekt! Tour und Bericht sind beeindruckend schön - ein so schönes Erlebnis am Berg gönne ich Dir von Herzen *seufz*
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Lisanne
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #9 - 18.01.2006 um 08:56:53
 
Meinte auch nicht die Hohen Gänge, sondern exakt das Stück, das du beschrieben hast. Da hätte ich nämlich auch eher von abgeraten.

Gruss

Lisanne
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strauchdieb
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #10 - 18.01.2006 um 11:36:25
 
Zitat:
so was in der Art überlebt man halt nicht beliebig oft Traurig .


Wie wahr - leider: Bis zum August 2004 im Schneesturm am Montblanc.

Gruß, Strauchdieb
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Andrea
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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #11 - 19.01.2006 um 21:00:33
 
Hindelanger Klettersteig im Winter ... alle Achtung !
Super Bilder, Thorsten !

Liebe Grüße
Andrea
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retebu
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Sommer ist die Unterbrechung
des Winters

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Re: Hindelanger Klst. zu 1/4 im Winter (üb)erlebt
Antwort #12 - 20.01.2006 um 10:28:50
 
Nachdem ich das Angebot zum Mitfahren leider ausschlagen musste  Smiley Smiley Smiley freue ich mich über die tollen Bilder  Schockiert
Das macht doch richtig Lust.
retebu
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Das große Glück ist die Summe kleiner Freuden - Andreas Tenzer
 
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