Bergsagen


Zauberkraft von Pflanzen

Von einem Haselzweig mit neun Sprossen erzählt man sich Folgendes:
Er hat die geheimnisvolle Kraft, dass man mit ihm jeden Dieb ermitteln kann. Wenn im Hause etwas gestohlen wird, braucht der Herr nur das Gesinde versammeln und mit dem Haselzweig vor die Leute treten, und alsogleich wird dieser auf den Dieb weisen.

In der deutschen Volkssage begegnen wir öfters der Wunder- oder Glücksblume Man hat sie noch nie gesehen und auch kein Botaniker kennt sie, doch schreibt man die Zauberkräfte mitunter auch der Schüsselblume und der blauen Wegwarte zu. Letztere hieß in alter Zeit auch "Hundlauff" oder "Hundsleucht". Besonders zauberkräftig aber ist die weit seltenere weiße Wegwarte. Wer sie pflückt, dem ist geholfen, doch nur ein Sonntagskind findet sie.

Der Mensch hat eben schon seit Jahrtausenden bestimmten Pflanzen Zauberkräfte zugemessen, man denke etwa an die Alraune, die durch den gleichnamigen Roman von Hanns Heinz Ewers sogar in die große Literatur eingegangen ist. Weithin als Zauberpflanze bekannt ist die Mistel.


Uralt ist auch der Glaube an die Springwurz. Schon in der indischen Literatur ist von ihr die Rede, ebenso im hebräischen und im römischen Schrifttum (Plinius).

Niemand weiß, wo diese Zauberwurzel wächst, doch muss man einen Baum mit einer Spechthöhle suchen - manchmal auch nach dem Nest eines Wiedehopfes. Rasch vernagle man dann den Eingang, so wird der Vogel herbeifliegen und im Schnabel eine Springwurz tragen! Er hält sie vor den Eingang, und flugs springt das Brettchen ab.

Hat man nun ein Feuer unter dem Baum gemacht oder ein Schaff Wasser darunter gestellt, so lässt der erschrockene Vogel die Springwurz fallen, und man braucht sie nur aufzuheben. Mit der Springwurz kann man alle Türen und Schlösser öffnen, ihr Besitz macht kugel- und stichfest, auch vermag man damit Schätze zu heben.

Manche meinen, es handle sich botanisch um den zitronenduftenden Diptam, der auch Spechtswurzel genannt wird. Übrigens braucht der Specht dem Volksglauben nach die Springwurz auch dazu, mit ihr die Eier im Nest aufzusprengen, weil Spechteier so auffällig dickschalig sind! - Nach anderen Auslegungen sei das Salomonssiegel die sagenhafte Springwurz.

Quelle: Brettenthaler – Laireiter „Das Salzburger Sagenbuch“

 

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