Bohrhaken schützen nicht vor allem oder: Feigheit wird bestraft.
Freitag abend quälten wir uns drei Stunden durch knöchel- bis knietiefen Nassschnee von Prana zur Ackerlhütte im Wilden Kaiser. Danach fing es an zu regnen. Mit dem bequemen Anstieg zu den Touren war also nix. Eine Stunde brauchten wir zum Niedersessel.
Auf weitere Zustiege verzichteten wir.
Mein Kumpel, eigentlich im siebenten Grad sicher, musste sich erst an das andere Gestein gewöhnen, selbst VII- Passagen brachten ihn ein Mal zu Fall und auch sonst immer an die Grenze. Daher waren schlagartig nur noch drei Routen am Niedersessel interessant. Und ich kam mir von den Bewertungen der mittleren Alb und des Donautals verwöhnt vor. Denn selbst in einer Sechserstelle 1 1/2 Meter über dem letzten Haken traute ich mich nicht weiter, zu Hause fast undenkbar.
Zu den Hochgrubachspitzen erübrigte sich der Weg von allein. Die Grasbänder an den Einstiegen waren weitgehend aber nicht ganz) schneefrei (zu sehen bereits ab Hütte) und damit nicht mehr begehbar. Mit nassem Steilgras haben wir beide NULL Erfahrung.
Am Sonntag war bei Super- Wetter und 15 Grad im
Schatten der (zum Abseilen geeignete) Ackerlhüttenturm- Südkamin geplant. Zwei nicht ganz stabile Seillängen waren hinter und der Kamin (trocken!!!) vor uns, da kam ein kurzer Graupelschauer
und wir BeiGraupelschauerUmdreher zogen uns in den Klettergarten Niedersessel zwecks "Heimvorteil" (VI+) zurück.
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Bei schlechtem Wetter kommt man dort immer ohne Probleme wieder runter.
Uwe war von der ersten Länge total begeistert, ich etwa 3 Meter über dem Einstieg, als sich eine Nassschneelawine über die Wand ergoss. UNd das bei Warnstufe 1!!! oben
und unten:
(Die Bilder stammen von der deutlich kleineren Nachlawine)
URL Wie durch ein Wunder war der erste Stand unter einem Dach und zwei Meter über mir ein schräger Absatz, der die größten Massen etwa einen Meter hinter mich lenkte. Uwe ließ mich ab und ich konnte mich klatschnass aus der Haupt- Einschlagzone herausschwingen, aus dem Seil gehen und einen Hang hinab fliehen, nach dem Ende der Lawine (10 Minuten später) seilte Uwe ab.
Nur mit Kletterschuhen an den Füßen gruben wir nun nach unseren Sachen.
Uwes Rucksack war sofort lokalisiert und nach etwa 10 Minuten mit einem Helm als Schaufel ausgebuddelt. Alle zum Klettern nicht benötigten Gegenstände waren an den Materialschlaufen an Uwes Rucksack befestigt. Diese waren gerissen. Uwes Schuhe lagen am Ende des Kegels obenauf. Von mir war nur noch der Rucksack und ein Schuh zu finden. Drei große Friends, ein Schuh, eine Weste und ein Paar Tourenstöcke bleiben darunter, ich suchte noch etwa eine Stunde, bis uns eine neue Lawine (auf genau der selben Bahn) endgültig auf die Hütte trieb.
Montag früh steigen wir ab, an einem Fuß habe ich dabei einen Kletterschuh mit Grödel.
Wir melden den Vorfall bei der Bergwacht in Going. Nicht dass noch jemand unser Zeug findet und dann nach den Besitzern gräbt. Denn wir sind bei absolutem Sauwetter bereits am Heimweg. Kurz hinter München wird es wieder schön und wir beschließen, den Nachmittag im Blautal zu verbringen.
Inzwischen ist der Frühling auf der Alb eingekehrt.
Uwe kennt weder Blau- noch Donautal, und angesichts des schönen Nachmittags an der Blautalwand
gehen wir noch am nächsten Morgen den Kaiserweg am Schaufels. Das mitunter recht abgegriffene Gestein wird durch die niedrigen Temperaturen hinreichend griffig,
die Aussicht steht einer "echten" Alpinroute kaum nach
und bis die Sonne den Fels nach Nachtfrost zum Bröckeln bringt, sind wir fast schon oben.
Unnötig zu erwähnen, dass es wettertechnisch den ganzen Sonntag- Nachmittag bei dem einen Graupelschauer blieb und wir den Ackerlhüttenturm- Südkamin hätten problemlos fortsetzen können. Das zweifelhafte nasskalte Abenteuer hätten wir uns gern gespart und die Neuanschaffung der verlorenen Ausrüstung natürlich auch. Immerhin sind wir froh dass sich niemand von uns im geneigten Wandteil befand, als die Lawine kam.