Tja, die Wahl in Sachsen. Wenn man zum Einen die Wahlbeteiligung und das Erstarken der Extremen und Sonstigen ins Verhältnis setzt, kommt man schnell zum Schluß, den Ulli auch gezogen hat: Nicht die extremen Wähler wurden mehr, sondern die frustrierten/resignierten.
Da ich ja fast täglich zwischen Frankfurt a.M. und Leipzig pendle, bekomme ich sehr viele der Stimmungsbilder deutlich vorgeführt. Die Mauer ist in den Köpfen höher, als sie je gewesen ist. Unzählige Beispiele (nett beschrieben würde man sie Anekdoten nennen, doch dafür ist's zu ernst) kann ich erzählen.
Der Grund dafür ist keineswegs wirklich sachlich greifbar, außer vielleicht in der Tatsache, daß gleich nach der Wende viele im Westen wegen Unfähigkeit abgesägten Manager und Politiker sich im Osten ausgetobt haben. Das Resultat war das gleiche, wie im Westen: Einige haben ernstgemeinte Versuche in den Sand gesetzt, andere die kriminell schon verher gestopften Taschen weiter gestopft... für die Menschen aber ist wieder nichts geblieben.
Die Köpfe, die ein ganzes Volk allerdings zur friedlichen(!) Revolution geführt haben, wurden von "uns Wessis" schnell wieder in die Versenkung gesetzt: Habt Ihr gut gemacht, jetzt ruht Euch mal aus, unsre Versager-Manager/Politiker übernehmen.
Der Westen klagt jetzt: "Wo habt Ihr unsere Milliarden denn hingebracht?" - der Osten klagt jetzt: "Wir sind das Volk. Damit haben wir der goldenen Demokratie zum gloreichen Durchbruch gegen den schmählichen Sozialismus verholfen, weil Ihr uns versprochen habt, wir könnten frei und gut leben. Statt der erhofften Bananen und Ananas, die sich unser Staat früher nicht leisten konnte, gibt es jetzt immer noch nur Kartoffeln - weil das VOLK sich jetzt immer noch keine Bananen und Ananas leisten kann (und wenn, dann die eklichen vom Aldi-Nord)."
Klar ist das etwas überzogen, den ein oder anderen brauchbaren hat der Westen schon entsandt, und auch ein Porsche-, VW- und BMW-Werk aufgebaut. Und auch der Westen hat arme Regionen. Naja, ein paar. Wir müssen ja auch irgendeine "Ausrede" haben.
Zurück zur Wahl. Oben beschriebenes führt zu einer Mauer in den Köpfen und - noch schlimmer - in den Herzen. Ist es da nicht logisch, daß sich viele resigniert abwenden. Nicht mehr wählen.
Oder sogar von der Demokratie abwenden: Im Westen hält sich der Glaube, die Demokratie sei zwar nicht das perfekte Mittel, aber das beste, das wir kennen. Auch um Faschismus abzuwehren.
Der Osten hat in kurzer Folge viele Systeme gesehen. Demokratie der Weimarer Republik, aus der das NS-Regime aufgestiegen ist (!!!), Sozialismus, der schnell wieder in ein faschistoides System gekippt ist.
Ich denke, man kann froh sein, wenn die Menschen "nur" so resigniert sind, daß sie nicht zur Wahl gehen. Vielleicht sind sie auch - durch mangelnde Integration - so sauer gefahren, daß der Glaube an die Demokratie verloren geht.
Wenn das der Fall ist, oder es soweit kommt, dann hören wir eines Montags erneut den Ruf "wir sind das Volk". Nicht so verhalten wie in den letzten Wochen. Und dann hat unser System in der Tat nicht das notwendige leisten können.
Ui, jetzt sind meine Gedanken zur Wahl aber etwas umfangreich ausgefallen. 'Tschuldigung
Ich hör schon auf