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Knietief unterm "R3" - Teil 1 (Gelesen: 1244 mal)
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Knietief unterm "R3" - Teil 1
24.01.2005 um 20:13:07
 
Knietief unterm "R3" - Dreikönig 2005 auf der Nafinghütte (Weidener Hütte) - Teil 1


Wahrscheinlich wird gerade eine Tradition begründet: Dreikönig verbringt die Frankencamorra nicht in den angestammten Hügeln (schließlich gibt es zu der Zeit Eis zum Klettern meist nicht mal im hohen Norden des Frankenlandes, gell, Alex?) und zwischen den angestammten Privatbrauereien, sondern in den Alpen.

Heuer stieg "das Event die Veranstaltung" (Zitat) das zweite Mal, und zwar vom 3. bis zum 6. Januar. Statt der üblichen Verdächtigen (Melchior, Balthasar, Kaspar) waren Dohle, Hawkeye und Lisanne mit von der Partie, die Camorra bestand diesmal außer aus "Oberchecker" Alex aus Berni, Christine, Melanie und Gisela. Das althergebrachte Dreikönigsgepäck (Weihrauch, Myrrhe, Gold) ersetzten Ski und Schneeschuhe, und Petrus entschädigte großzügig für den witterungsmäßig instabilen Bergsommer: Beide Tourentage hatten wir strahlenden Sonnenschein, und zumindest für die Gelbfüße gab es Schnee genug.

Ziel und Hauptquartier war heuer die Nafinghütte (Weidener Hütte).

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Der Hirzer im Morgenglanz (Foto: Gisela)


Alex hatte mit Christine und Melanie so gegen 15 Uhr auf der Hütte sein wollen... Wer dann tatsächlich schon am frühen Nachmittag oben war, waren Dohle und Hawkeye, gefolgt von Berni, Lisanne und Gisela. Dreimal dürft ihr raten, wer im besten Sektionsstil abends im Finstern mit Stirnlampe auftauchte    - richtig! Damit war die Stirnlampenfrage für diese Bergfahrt allerdings auch erledigt.
Die - sehr gemütliche - Hütte erstrahlte noch in ausgiebigem Weihnachtsschmuck, Highlight war eine riesige Krippe, von der Frau Wirtin im Modellbausatz gefertigt. Sobald es gelungen war, sich durch alle Hindernisse (Küche auf Hochtouren, reichlich persönlich zu begrüßende Bekannte des Hüttenteams unter den Gästen) endlich mit Flüssigkeitsnachschub zu versorgen, ging es an die Planung: Als erste Tour setzte sich das Hobarjoch durch ("Eingehtour" für die Helden der Berge ). Naja.

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Vormugel vom Hobarjoch (Foto: Gisela)


Nachdem wir am nächsten Morgen alle Tücken von Piepsertechnik und Skistiefelschnallen bewältigt hatten und zielsicher gleich mal an der Talquerungsspur vorbeigehatscht waren, gelang es uns dann doch, in die am Fuß des gegenüber liegenden Hanges deutlich sichtbare Aufstiegsspur einzumünden...
Zunächst ging es durch verschneiten Wald, teilweise "knietief", wenn auch ohne Latschenfallen und die zugehörigen Fluchorgien. Über das Ausmaß der Lawinengefahr (Hangneigung und grundloser Schnee versus Wald und eher bremsende Oberflächenstruktur) gingen die Meinungen auseinander, aber da Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, wurde brav Abstandsdisziplin geübt. Trotz Schatten waren immer wieder Ausziehpausen erforderlich, eine "Zwiebelschale" nach der anderen verschwand im Rucksack.

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Schneeschuhfraktion im Aufstieg zum Hobarjoch (Foto: Gisela)


An der Waldgrenze kam dann der Point of no Return:
Alex befand alles Weitere bei der dünnen Schneedecke und Lawinenwarnstufe 3 als zu gefährlich und beschloss die Umkehr für die Brettln. Tatsächlich gab es nur noch entweder tiefe Triebschneeansammlungen in Mulden und wenig bis (weiter oben) gar keinen Schnee auf den Rücken und Buckeln, an die wir uns als brave Absolventen von Climbys Lawinenkurs getreulich hielten, soweit es irgend ging - denn hinauf wollten wir schon, schließlich kommt man mit Schneeschuhen (fast) überall hin.

Leider erwischten wir, wie sich noch herausstellen sollte, den "falschen" Rücken... wie heißt es so schön bei Fontane? "Links müsst ihr steuern!" ... Hm. Also links hielten wir uns schon, wateten durch die eine oder andere Tiefschneemulde, weiter oben schon mehr über Fels als durch Schnee (die Schneeschuhe sahen danach auf der Unterseite nicht mehr so ganz taufrisch aus). Als Umkehrzeit - Stirnlampe, halt dich bedeckt - wurde 14 Uhr angepeilt.
Der Berg gab sich hochdramatisch mit durchsichtigen Wolkenschleiern und wehenden Schneefahnen am Grat, bildschön fürs Auge, eisig-schmerzhaft im Gesicht und mit etlichen stockbewehrten Stehpausen, um nicht vom Grat geweht zu werden. Das Ganze verstieg sich dann zu feinster Regenbogenbeleuchtung, die sich jedem Fotografierversuch hartnäckig widersetzte. Am "Gipfelaufbau" war endgültig Schneeschuhdepot und Kraxeln per pedes angesagt.
Während Marion und Gisela so zirka bei 2450 hm in einer Schneemulde am Grat befanden, dass der Rest zeitlich nicht mehr ohne Stirnlampenoption zu bewältigen wäre, hatte Berni längst zum Gipfelspurt angesetzt (kleine Kletterei im Preis inbegriffen). Zum Halten kam er erst, als sich herausstellte, dass wir doch nicht links genug gesteuert hatten: Vorm eigentlichen Gipfel - scheinbar zum Greifen nah - bremste ihn plötzlich gemeinerweise eine unerwartete senkrechte Scharte aus, die bei den Verhältnissen und im Rahmen des gegebenen Zeitmanagements nicht zu überwinden war.

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Das unerreichte Objekt der Begierde: Hobarjoch-Gipfel - zum Greifen nah! (Foto: Berni)


Eine Bergrippe weiter wäre es wahrscheinlich gegangen.... aber wer lässt sich davon schon eine ansonsten wunderschöne Tour verleiden?

"Abi" war es dann teilweise der schiere "Abfahrts"spaß, oft direttissima quer durch die Aufstiegsserpentinen, der Hang sah danach nimmer sehr übersichtlich aus.

Der Hüttenabend gestaltete sich unerwartet musikalisch; als Spinatknödel und das erste Weißbier vernichtet waren, begann eine Gruppe jugendlicher Freaks (optisch und akustisch reinster Hippie-Stil *nostalgischguck*) eine veritable Jam-Session mit allem, was tönte, anfangs eine echte Bereicherung, als sie dann aber allmählich in Fahrt kamen, ein ebenso echtes Gesprächshemmnis.

Am nächsten Tag sollte die östliche Talseite von beiden Seiten aufgerollt werden. Die Skitourengeher strebten direkt nach Süden auf Halslspitz und vielleicht Rastkogel, während die Gelbfußfraktion nördlich der Hütte mit dem Hohen Kopf anfangen und dann weitersehen wollte.

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Aufstieg zum Hohen Kopf, mit Blick auf die Berge um den Hirzer  (Foto: Berni)


Die Schneeschuhtour führte bei Traumwetter und überwiegend guter Stimmung dann tatsächlich vom Hohen Kopf ("Welcher von den Mugeln da vorn is denn nu der Hohe Kopf?" "Na, der da links!" "Quatsch, der in der Mitte!" "Ähm, wahrscheinlich sieht man ihn noch gar nicht...") zunächst zum Nafingköpfl (ausgiebige Foto-Session in allen denkbaren Gruppierungen von Berg und Mensch)...

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Nafingköpfl (Foto: Gisela)


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Nafingköpflpanorama (Foto: Gisela)


Die trotz Kammgelände (wenn man einmal da ist, sieht es immer sooo viel unübersichtlicher aus als auf der Karte *g*) teilweise nötige Pfadfinderei forderte manchmal etwas Geduld...


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Pfadfinden am Kamm Richtung Halslspitz (Foto: Gisela)



... und dann war da unterm Nafingköpfl so eine Querung zu bewältigen....


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Querung unterm Nafingköpfl (Foto: Berni)


... bis wir dann (zeitlich noch im "grünen Bereich") unterm Gipfelkreuz des Vorderen und dann auch am Steinmann des "eigentlichen" Halslspitz standen...

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Helden der Berge am Halslspitz (Foto: Gisela)


.... und das Traum-Panorama rundum bewundern konnten...

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Panorama vom Halslspitz aus nach Süden (Foto: Gisela)


Ein besonders schönes Panoramabild (links der Rastkogel) gibt es auf Bernis HP: http://www.b-foecking.de/Panorama_Tuxer/

Als wir uns anhand von Karte und Skispuren den Abstiegsweg ausgeguckt hatten, ... stießen wir auch bald auf Markierungen, so dass wir unbeschwert die teilweise bizarren Schneeformationen und die wunderbare Abendbeleuchtung genießen konnten.

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Abendlicht über der Nordkette (Foto: Gisela)




Fortsetzung siehe Teil 2

Text: Gisela (http://people.freenet.de/steinziege); Fotos: siehe Bildunterschrift





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