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Mein erstes Bergabenteuer Teil 1 (Gelesen: 1082 mal)
Amazona
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Mein erstes Bergabenteuer Teil 1
30.03.2006 um 13:26:23
 
So ihr Lieben, ich hab mich nun doch entschieden, einen Bericht - leider ohne Bilder - über mein erstes Bergabenteuer hier einzustellen.

Schon weil ich meine, das andere Anfänger vielleicht aus meinen Fehlern lernen können. Zwinkernd

Ich schreibe ihn als Fortsetzungsbericht, sonst wirds zu lang.

Hier der erste Teil:

Mein erstes Bergabenteuer….auf zum Kreuzeckhaus (Teil 1)

Nach langen Jahren der Bergabstinenz führte mich mein Sommerurlaub in die Sextener Dolomiten. Und da war sie sofort wieder: die Faszination, die die Berge schon als Kind auf mich ausgeübt hatten, als ich mit meinem Vater herumkraxelte.
Ich weiß nicht, woher das bei mir als Bewohnerin des Flachlandes kommt, nur an dem Vornamen kann es eigentlich nicht liegen. Dazu muss ich hier erstmal klarstellen, das ich im wirklichen Leben natürlich nicht Amazona, sondern Heidi heiße….
Kaum war ich aus dem Urlaub zurück und um meine erste Kletterkurserfahrung reicher, da musste ich wieder hinaus. Willkommener Anlass war eine berufliche bedingte Reise nach München. Von dort bis zu den Bergen ist es bekanntlich nicht weit.

Glückliche Umstände fügten es, dass meine beruflichen Termine am Donnerstag und Freitagvormittag lagen, was war da nahe liegender, als das Wochenende dranzuhängen? Nach einigen Recherchen im Internet und Nachfrage in diversen Foren sowie der Lektüre von einschlägigen Fachbüchern stand das Ziel bald fest:

Die Alpsspitze sollte es sein. Der Klettersteig wurde als geradezu kinderleicht gepriesen, man könne auch einfach so zum Gipfel hinauflatschen, Begleitung nicht erforderlich….eine größere Hütte fast am Einstieg….also alles vorhanden, was das Herz eines Bergsteigerneulings höher schlagen lässt.

Freitagmittag schulterte ich also meinen Trekkingrucksack und den Eastpack und auf ging’s nach Garmisch-Partenkirchen. Gute Wünsche meiner Kollegen, von denen sich einige als Bergsteiger zu erkennen gaben, begleiteten mich. Nur leider waren sie alle verhindert, mich persönlich so kurzfristig zu begleiten. Aber es war ja ohnehin ein Solotripp geplant.

Also ab in den Zug, der zum Glück auch so pünktlich in Garmisch ankam, das ich die letzte Bahn zum Kreuzeckhaus noch erwischen konnte. Eine freundliche Mitarbeiterin der dortigen Verkehrsbetriebe hatte mir vorher einen Verbindungsplan zugemailt.

Der ebenso freundliche Mitarbeiter an der Seilbahn schaute mich kurz an und informierte mich, dass ich heute aber nicht mehr herunter fahren könne. Nein, ich wolle erst Montag wieder bergab, erzählte ich ihm. Er warf noch einen kurzen Blich auf mein Outfit und wünschte mir viel Spass.

Nun, ich muss zugeben, die Kombination „Berufskleidung“ – in meinem Fall ein relativ feiner Hosenanzug mit passendem Schuhwerk und „Outdoorgepäck“ harmonierte nicht wirklich. Aber ich wollte es ja auch nicht die gesamte Zeit anbehalten. Um es vorwegzunehmen: mein Berufsoutfit hängt heute noch im Kreuzeckhaus. Ich hab’s dort vergessen und man hat es bis heute – trotz entsprechender Zusage – nicht geschafft, es mir zu zuschicken.

Zunächst genoss ich aus dem Ei mit Glaswänden als einziger Fahrgast den wundervollen Ausblick der sich mir bot. Die ganze kitschige Postkartenidylle wurde geboten: Ein herrlicher Herbsttag, buntes Laub der Wälder, saftiggrüne Wiesen, auf den leise vor sich hin klimpernde Kühe weideten und ein atemberaubender Blick auf die ortsansässigen Berge.

Mensch, was willst du mehr?

Die Bergstation nahte und ich machte mir kurz Sorgen, ob ich es schaffen würde, mit dem ganzen Gepäck rechtzeitig aus dem langsam fahrenden Lift zu kommen. Geschafft! Die Frage, wo denn das Kreuzeckhaus liegt, erübrigte sich, es steht quasi vor dem Ausgang der Seilbahn.

Die Treppe hinauf, hinein ins Kreuzeckhaus….und Leere umfing mich! Das sollte dann heute auch so bleiben, erläuterte mir der junge Bedienstete, der den Hüttenwirten, die ich mir online angeschaut hatte, so überhaupt nicht ähnlich sah. Ich sei der einzige Gast, erst für Samstag würden 40 Personen erwartet. Die meisten davon Gäste einer Geburtstagsfeier.

Kurz freute ich mich über die hervorragende Betreuungsrelation, bevor mich wegen des für mich ungewohnten Hüttenambientes, der Leere und der Ankündigung von Max, so will ich den jungen Bediensteten mal nennen, das man um 19.30 Uhr dicht machen wolle und es Abendessen bis 17.30 Uhr geben würde, fast eine kleine Depression heimsuchte. Hatte ich doch damit gerechnet, den Abend im Kreis freundlicher Bergsteiger zu verbringen…

Ich stellte dann noch kurz sicher, dass man für mich auch für die Zeit nach 17.30 Uhr Weizenbier bereitstellen würde und auch meine Bitte, mit mir doch die Tour für morgen durchzusprechen, wurde positiv beschieden.

Zunächst ging es dann mal mit dem ganzen Gepäck und in meinen Businessschühchen über verschlungene Wege und steile Treppen durch die Untergeschossräume zu meinem Zimmer. Aha, der erste Teil des Bergabenteuers also bergab und indoor!
Meine als Einzelzimmer gebuchte Kemenate lag zur dunklen Seite hinaus, was meiner leichten Depression neuen Vorschub gab. Das Zimmer war, gelinde gesagt, einfach….sehr einfach. Sowas gibt’s heute in keiner Jugendherberge mehr. Ein paar Sonnenstrahlen hätten das Ganze anheimelnder gestalten können, aber wie gesagt, Sonne gab’s nur auf der anderen Seite.

Ich belege das untere der beiden Doppelstockbetten mit Beschlag, denn Klettern unter Alkoholeinfluss soll nicht so gut sein.

Meinen Lesestoff und den CD-Player lege ich schon mal auf dem kleinen Schreibtisch unter dem Fenster und neben dem Bett aus, kann ich von dort aus prima dranlangen.
So, nun aber erstmal raus aus den Berufsklamotten und ab damit in den Schrank (wo sie, wie gesagt, wohl heute noch hängen). Langsam muss ich mich beeilen, denn Essen gibt’s ja nur bis 17.30 Uhr. Immerhin konnte ich wegen meines späten Ankunftstermins einen kleinen Aufschub aushandeln.

In hüttenangemessenen Outfit laufe ich hoch in die gemütliche Gaststube, in der ein grosser Kachelofen eine wohlige Wärme verbreitet. Denn wir haben Ende Oktober und trotz des ungewöhnlich schönen Wetters wird es abends frisch. Ich mach’s mir auf der Eckbank gemütlich und lege meine Karten neben mich. Der anwesende „Hüttenwirt“, von dem ich erfuhr, dass er Hotelfachmann lernt, kümmerte sich dann auch sehr freundlich um mich.

Das angebliche Hüttenwirtsehepaar gibt es vielleicht nur virtuell, gesehen habe ich es auf der Hütte nicht.

Max erläutert mir dann auch meine Tour: Nein, den Klettersteig solle ich als Anfängerin meiden, sondern über den Nordwandsteig und den Ostgrat auf die Alpspitze gehen. Absteigen könne ich dann über die Ferrata.

Auf die Frage nach der Eignung meines Schuhwerkes, ein paar knöchelhohe Puma speed cat sparcos, die ich ihm unter die Augen halte, meinte er: Joo, das geht schon. Ein Freund von ihm gehe da immer mit normalen Turnschuhen hoch.

Wir unterhalten uns noch sehr nett, bevor er dann mich dann so um 20.00 Uhr auf mein Zimmer schickt, vorgezogene Hüttenruhe sozusagen. Ich schnappe mir meine Flasche Weizenbier und mach´s mir auf meinem Bett bequem.

Ich nutze die Gelegenheit, meinen inzwischen freundschaftlich mit mir verbundenen südtiroler Bergführer darüber zu unterrichten, dass ich nun meines ersten echten Bergabenteuers harre.

Eigentlich hatte er mitkommen wollen, das klappte dann aber terminlich nicht. So erkundigte er sich nun telefonisch nach dem ordnungsgemäßen Zustand meiner Ausrüstung: ein nagelneuer Gurt, einmal in der Halle in Bochum erprobt und ein ebenso neues Ferrataset…noch nie erprobt.

Ich meine auch heute noch, es war ihm eine gewisse Besorgnis anzuhören. Ja, einen Helm habe ich auch dabei…. Ja, auch genug zu essen und zu trinken. Er hatte meine eher spartanische diesbezügliche Ausstattung, die ich in während des Kurses mit ihm dabei hatte, wohl noch in Erinnerung. Und nicht zu spät aufstehen, meinte er noch. Besser früh losgehen….
Auch diesbezüglich beruhigte ich ihn: Man habe mir geraten, spätestens um 8.30 Uhr loszugehen. 4 Stunden Aufstieg, 1 Stunde Pause, 3,5 Stunden Abstieg….dann mit der Osterfelderkopfbahn runter und den Rest zu Fuss zur Hütte zurück. Locker im Hellen zu schaffen, so wolle ich es auch halten.

Ich schlafe dann voller Vorfreude ein, wache aber auch immer wieder auf….der Adrenalinspiegel ist wohl doch was hoch. Trotzdem wache ich um 6.30 Uhr am folgenden Morgen super gelaunt auf. Ich fühle mich absolut fitt und bereit für mein erstes echtes Bergabenteuer.

Fortsetzung folgt…..
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