Bericht von der SAN-MAYDAY-Ski-Party-Tour 2006
Die SAN-MAYDAY Tour ist eins der ganz großen Traditionsevents der Sektion und wurde dieses Jahr bereits zum ersten Mal durchgeführt. Eine solche Tradition verpflichtet natürlich, daher konnte als Gipfelziel nur ein 4000er in Frage kommen.
Eigentlich sollte es das Strahlhorn werden, aber Lisanne war einfach zu langsam
und die Britannia-Hütte schon voll.
Hektischer Mailwechsel und verschiedene skurile Tourenvorschläge waren die Folge, aber als Alternative stand dann recht bald fest nach Randa zu fahren und das Basecamp auf dem dortigen Campingplatz aufzuschlagen.
Klar dass die üblichen Sektionsweicheier dann lieber abloosen und stattdessen im Vinschgau Ausdruckstanzvorführungen im Regen geben.
Trotzdem ging es Samstag morgen zu einer recht zivilisierten Zeit los...
- 1:30 Uhr, Flintsbach, Yaks Wecker fliegt gegen die Wand.
- 1:55 Uhr, Wörgl, Elli packt ihr Kuschelkissen um in Yaks Auto
- 4:10 Uhr, Feldkirch, alles wird in Lisannes Wagen gestopft inkl. Elli und Kissen
- 6:50 Uhr, Furka Bahnverladung, völlig überladen aber doch verladen
- 8:30 Uhr, Brig, McSponsor hat noch zu und wird mit Dreck beworfen
- 9:30 Uhr, Randa Zeltplatz, Climby wartet gelangweilt mit ner Chipstüte
Na das war doch jetzt nix besonderes, oder ?
Die Helden springen dynamisch aus dem Auto, bereit den ersten 4000er abzubürsten. Um den sportlichen Charakter zu waren nicht von irgendeiner Hütte sondern vom Tal aus, sozusagen by very fair means. Um die Schwierigkeit noch weiter zu erhöhen lassen sich die Größten unter den Großen sogar dazu herab sich in einer Kabinenbahn klaustrophobischen Anfällen auszusetzen, diese Schwächung der eigenen bergsteigerischen Fähigkeiten wiegt weit stärker als die paar popeligen gewonnen Höhenmeter (2200).
Die erste Tour startet daher nach kurzem Besuch beim Sportlernahrungsausstatter in Zermatt an der Gipfelstation Kleinmatterhorn auf 3880m, sozusagen fast auf Meeresniveau.
Ziel ist das Breithorn (4164m), vorher eine Miniabfahrt und dann hinüberschaun zum gewaltigen Gipfelaufbau :
Ein paar Clicks mit Photoshop lassen die Karawanen die sich den Berg hochwälzen im Schnee verschwinden...
Aber die Mitbewerber um den Gipfel interessieren uns nicht weiter, wir werden sie vor uns her treiben. Kaum ist eine Stunde vergangen sind wir schon marschbereit und wie der Wind stürmt die SAN-Gruppe dem Gipfel entgegen der nach einer weiteren Stunde schon 100Hm näher gerückt ist.
Dieses unglaubliche Tempo veranlasst die meisten anderen Skibergsteiger die am Breithorn unterwegs sind fast panisch abzufahren, aus Angst um ihre unverspurte Abfahrt, beherrschen doch zumindest Yak, Lisanne und Elli die fortgeschrittene Abfahrtstechnik des hundertfachen kompletten Hangquerens geradezu meisterhaft.
Aber immer der Reihe nach. Der Schritt ist dynamisch und weiter geht es voran.
Sturm, Schneetreiben, eisige Kälte, nichts kann die Helden der Berge aufhalten.
Kaum sind drei Stunden vergangen, schon ist der Gipfel erreicht.
Vor der Kulisse eines bekannteren Kletterberges dessen Namen uns gerade entfallen ist startet die SAN ihre erste Siegesfeier die bald in einer grandiosen Abfahrt mündet.
Absichtlich wird die letzte Seilbahn nicht erreicht, dummerweise aber ist eine Etage tiefer ein Snowboardevent so dass erneut Selbstkasteiung in der Seilbahn angesagt ist.
Der Tag endet auf dem Campingplatz bei ansprechenden Temperaturen bis -5 Grad mit dem einen oder anderen Weißbier.
Am nächsten Tag schwächelt Elli arg und entschließt sich die Segel zu streichen. Klarer Fall : Zu wenig Cola und zu wenig Übung mit den SAN-typischen Wellnesstouren. Oder wars ein Infekt oder doch die Angst vor der nächsten Extremtour ?
Es steht nämlich ein Klettersteig auf dem Programm. Das Kleinmatterhorn ist mit einigen kaum sichtbaren Eisensicherungen auch im Winter bei guter Ausrüstung machbar.
Der Klettersteig der geschätzten Schwierigkeit F-G führt auf den nur nadelspitzen Gipfelaufbau, aber die Cracks der SAN bewältigen diese Herausforderung mit Bravour.
Vermutlich eine Erstbesteigung dieses Jahr, wer hat sonst schon solch vollendete Ausrüstung ?
Schick die Aussicht übers Mattertal :
Und auf die Mischabelgruppe :
Sowie zum ursprünglichen Ziel dem Strahlhorn :
Der weitere Weg quert das Breithorn auf kompletter Breite bis in eine Senke oberhalb des Schwarztores auf etwa 3660m. Den Pollux vor Augen kehrt Lisanne lieber um, das hätten Yak und Climby besser auch tun sollen. der angeblich so leichte Berg zeigt sich wenig zugänglich. Die Westflanke könnte man direkt angehen, sieht aus wie etwa 40 Grad steil und Trittfirn.
Könnte man, hätte man seine G14 und die Quarks oder Rambos dabei.
Hat man aber nicht, Yak war so schlau die gewichtssparenden Alusteigeisen einzupacken.
Abr Climby weiß mit einfachen Worten zu motivieren :
"Ay Du Looser, mach nicht den hasei hier, wir haun das Ding jetzt weg"
"Aber wenn Blankeis auftaucht sollten wir umkehren, mit den Aludingern ist das kein Spaß"
"Ay Spaß, was soll der Sch..., wir machen das nicht zum Spaß sondern um dem Oberlooser zu zeigen was er für eine Niete ist und um dem Alex so richtig einen reinzuwürgen"Hach, herrlich die gelebte Sektionskameradschaft in der SAN. Also Steigeisen anlegen, klar passen nicht die Mistdinger, aber mit ein paar abenteuerlichen Konstruktionen geht das schon.
Hinauf, hinauf, erst schöner Trittfirn, dann wirds steiler und steiler aber das schreckt noch nicht
, zum Schluß fast 50 Grad mit Blankeis drunter, no toll, aber egal, rauf auf den Grat und zum Gipfel
Ein geniale Aussicht tut sich auf, vor allem auf den Castor:
Wie aber nun wieder runter. Yak plädiert für eine Opferschraube, wozu schleppt man das tschechische Gelump sonst mit, aber der Tourenreferent hat Bedenken :
"Ay was soll das Geloose, da gehn ma einfach runter, notfalls auf Hosenboden"
Ein kleiner Blick in die Tiefe verändert zumindest die Herangehensweise etwas :
"Nojo, dos ist doch ganz schoin stoil, besser ma nicht abrutschen,sonst hoauts oinen oin die Foilsen und don woirs dois"
Also abklettern, Backen zusammen und Alueisen ins Blankeis, das ist ein Spaß, da wird einem warm...
Aber im Endeffekt klappts auch mit den Spielzeugteilen, auch wenns ganz gut Adrenalin kostet.
Der Rückweg ist dann elendig ätzend eklig lang und das mit einem fetten Gegenanstieg, eh klar das die Seilbahn weg ist, also abfahren die 2300Hm...
Yak kann eh nicht skifahren, klar, auch auf der versulzten und wieder vereisten und verbuckelten Piste gehts irgendwie, aber da ist immer noch das Rückenproblem, irgendwann reichts dann und der Rest wird getragen. Geht verblüffend flott auf der kaum noch befahrbaren Talabfahrt, Climby wills natürlich wissen.
Letztendlich doch schneller als gedacht zurück am Campingplatz, auch wenn noch der Spaziergang durch Zermatt zu bewältigen ist (klar, wir sind in der Schweiz, der letzte Bus, fährt um 18 Uhr, um 19 Uhr werden die Gehwege hochgeklappt) erwartet uns ein BBQ auf Lisannes Gasgrill, der Rest des abends verschwimmt im Bier- und Weinnebel.
Was tun am Montag ? Wir müssen alle Dienstag morgen arbeiten und haben 10 Stunden zu fahren, also ist jede Menge Zeit für eine Abschlußtour. Castor wäre gut, damit uns keiner mit dem Alphubel kommt, aber das scheint dann doch fast verwegen, ist schließlich noch weiter als der Pollux und sah soooo einfach nicht aus.
Aber Climby hat nach ausgiebigem Studium von Karten und Führern die zündende Idee : Wir gehen aufs Breithorn ! Da sind wir alle schon ewig nicht mehr gewesen, demzufolge wird der Vorschlag mit Begeisterung aufgenommen.
Der Weg ist seltsamerweise immer noch genau so lange wie zwei Tage vorher und schneller sind wir auch noch nicht geworden seitdem, dafür lassen wir aber überflüssige Ausrüstung zurück (Seil, Steigeisen) und nehmen nur das lebensnotwendige mit zum Gipfel :
Also gelingt tatsächlich innerhalb von 48 Stunden der dritte 4000er, dagegen sind die meisten Speedrekorde irgendwelcher dimensionsverzerrten Skitourengeher nur ein gähnen wert...
Die Abfahrt durch völlig verspurten Bruchharsch entlockt vor allem Yak immer wieder Ausrufe des Entzückens die hier trotzdem mit Rücksicht auf die minderjährigen Leser unter 40 nicht wiedergegeben werden können.
Völlig untypisch erwischen wir diesmal die Abstiegshilfe und sind noch am nachmittag wieder in Randa, zusammenpacken, heimfahren, fertig. Hat gerade mal 72 Stunden gedauert die Aktion und natürlich ist klar : Das Traditionsevent SAN-MAYDAY-Party im Wallis wird auch nächtes Jahr wiederholt, dann aber endlich auf der Britannia-Hütte und da das verlängerte Wochenende dann vier Tage dauert sicherlich mit 4 oder 5 Viertausendern...
Als Fazit Copy & Paste wie immer : Alles war super, wir sind die Größten und der Looser hat wieder nur Häkeldeckchen usw..