Das Balmhorn 3698 m hätte es werden sollen. Es wurde aber das Rinderhorn 3448 m.Das Wochenende 9.-11.6. schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Erst hatte ich niemanden für die Tour gefunden und so hatte ich schon umgeplant als Lampi mich in letzter Minute anrief.
Als ich dann beim Berghotel Schwarenbach zwecks Reservation anrief, wurde mir völlig überraschend mitgeteilt, dass es am Wochenende wegen einer geschlossenen Veranstaltung keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Welch ein Pech.
Somit war dann das Berghotel Wildstrubel der nächste Stützpunkt. Von dort war das Rinderhorn der nächstgelegene Berg. Allerdings müssten wir von Kandersteg mit dem Verladezug durch den Lötschbertunnel nach Leukerbad fahren.
Wir haben uns am Freitag um 8 Uhr in Karlsruhe getroffen. Die Fahrt ging super. Ca. 11 Uhr waren wir schon in Kandersteg. Deshalb haben wir neue Überlegungen angestellt, Zeit hatten wir ja reichlich . Wir könnten von Kandersteg nach Leukerbad über Berghotel Scharenbach zum Berghotel Wildstubel wandern. Ca. 4 ½ Stunden. Das passte ! Somit sind wir schwer bepackt losmarschiert. Wegen der Zeitreserve waren wir gemächlich unterwegs, haben die Landschaft und Fauna bewundert.
Nachdem es die ersten beeindruckenden Motive gab wollten wir Fotos machen. „Lampi hast du einen Foto dabei?“ „Nein!“ „Du ?“ „Ich habe auch keinen.“ Aber mein Handy hat ein Foto und das ging zur Not. Die Qualität dieser Fotos ist natürlich nicht die Beste.
Hier und da einige Fotos und das war‘s fürs Erste.
http://img.photobucket.com/albums/v621/kleimber/20060608kandersteg/Bild017.jpgAls wir so gegen 18 Uhr an der Wildstrubelhütte ankamen, war diese zu unserem Entsetzen geschlossen. Es war auch kein Winterraum oder Notlager offen. Was tun? Auf eine telefonische Nachfrage hin, hörten wir, dass man nicht oben geblieben sei, da keine Reservierung vorlag.
Uns blieb nichts anders übrig als zum Berghotel Schwarenbach zurückzugehen und dort unser Glück zu versuchen. Nach ca. 2 weiteren Stunden sind wir angekommen. Lampi schaute, ob geöffnet. Nein ! Es war verschlossen. Klopfen. Es öffnete sich eine Tür. Die Wirtin kam heraus und war ganz und gar nicht erfreut, uns zu sehen. Sie erklärte im bestimmten Tonfall, die Hütte wäre geschlossen. Sie hat eine Hochzeit und kann sich nicht um uns kümmern. Essen würde es auch nicht geben, da bereits alles gereinigt sei.
Lampi mit seiner freundlichen Art aber blieb unbeeindruckt und konnte das Herz der Wirtin erweichen !
Wir bekamen reichlich zu Essen. Suppe und eine überdimensionale Portion Spaghetti. Nächtigen konnten wir im Matratzenlager. Das war uns sowieso recht. Um 5 Uhr sind wir aufgestanden und haben zu unserer Überraschung ein reichliches Frühstück vorgefunden !
Das verführte und führte zum ausgiebigen Frühstück. So dass, wir erst spät – um 6.30 Uhr - am Einstieg waren. Es ging über guten Trittfirn mit einer Steigung von 35° direkt auf den Rindersattel zu. Ohne Probleme erreichten wir diesen in 2900 m Höhe.
Dort legten wir die Steigeisen an und querten vom Rindersattel über einen Grad in die eigentliche Wand. Es steilte sich bis auf 42 ° auf. In endlosen Serpentinen stapften wir im Firn oder unangenehm über schon teilweise blanken Stellen. Nach endloser Steigerei (1400 Hm) haben wir endlich das Rinderhorn bezwungen.
http://img.photobucket.com/albums/v621/kleimber/20060608kandersteg/Bild008.jpgAlso, ein Gipfelfoto: Handy aus dem Rucksack gewühlt. Welch ein Entsetzen! - der Akku war leer. Nicht nur Lampi war sprachlos. An der Situation war nichts mehr zu ändern. Wir machten auf dem Gipfel mit einem grandiosen Blick auf die Walliser Alpen mit Dom, Weisshorn, Matterhorn und andere eine kurze Pause. Der Abstieg ging zügig voran, zum Rindersattel und hinab. Der Schnee war sehr sulzig. Wir versanken bis zu den Hüften im Schnee. Wir waren aber nicht faul und hatten Schneeschuhe dabei. Also ran mit diesen Dingern der für mich unbekannten Art. Der Abstieg ging dann in gemäßigt steilem Gelände weiter. Für mich war es kein geordneter Abstieg sondern ich lag mehr im Schnee als ich auf den sch….Schneeschuhen stand. Verzweiflung, Resignation. Aber irgendwann ging es dann ganz passabel weiter.
Unten am Weg angekommen marschierten wir schnurstracks zum Berghotel Wildstrubel. Mit dem Risiko, dass es noch geschlossen hat. Es war geöffnet ! Für 80 Franken konnten wir dort übernachten. Doppelzimmer mit Frühstück und Abendessen. Ganz schön heftig !
Übrigens in unmittelbarer Nähe an dem Daubenhorn gibt es einen super Klettersteig. Wenigstens nach Aussage eines Schweizer Mädels. Der Klettersteig war aber wegen der Schneelage noch nicht begehbar.
Am Sonntag machten wir uns dann auf den Rückweg nach Kandersteg. Den gleichen Weg wollten wir nicht mehr zurück. Für was hat man einen Fül dabei. Lampi machte einen Vorschlag. Es war nicht nur ein Rückweg sondern eine regelrechte Gebietsdurchquerung. Allerdings fast alles im Schnee bergauf durch die Rote Chumme auf 2600m. Dann ging es wieder im Schnee auf 1900 m runter. Es war schon heftig. Für was gibt es Füls? Zum Spuren! Das tat Lampi auch meistens. Unten angekommen ging es auf einer ätzenden geteerten Straße ca. 2 Stunden zum Auto. Und das in steigeisenfesten Bergschuhen...
Was können wir hieraus lernen? Touren minuziös planen. Fotoapparat mitnehmen. Vorher Handyakku laden. Und was bleibt uns von einer Bergtour (besonders ohne Fotos ) ? - Muskelkater, eine böse Ehefrau (da anrufen nicht ging... ), Erinnerungen und wir sind um eine Erfahrung, ein Erlebnis reicher. War es das Wert? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Für mich ist natürlich klar. Ich werde auf jeden Fall weiter in die Berge gehen. Auch wenn sie nicht gerade vor der Haustür liegen
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