Adrspach - Himmelfahrt zur glatten Hölle
Als klimabewusster Mensch tut man ja was. So nimmt man nach Prag nicht das Flugzeug, sondern den Bus. Ist mir dieses Verkehrsmittel aus meiner Venezuela-Reise doch noch in bester Erinnerung. Ich ziehe es auch der Bahnfahrt vor, weil letztere nicht nur teurer ist, sondern auch Leute mit gutem Schlaf an jeder der 15 Halte wach werden. (
ganz abgesehen davon ist die Fahrplanlage des Busses genial: Mittwochs um 20:15 weg und Montag um 8:30 zurück, d.h. vier volle Urlaubstage und keinen Tag Urlaub zu viel verbraten) Doch jede Hoffnung wird enttäuscht. Das Innengeräuch ist erheblich, statt Nonstop-Fahrt 6 Halte (UL, A, M, R, Waidhaus, Pilsen), und in Regensburg werden noch Fahrgäste rangiert, weil eine korpulente Person ohne fremde Hilfe nicht in den Bus eindringen kann und außerdem auf einem einzelnen Platz keinen Platz findet.
In Prag angekommen, regnet es erst mal. Also verzichte ich auf die Weiterfahrt und schaue mir die "goldene Stadt" an. Das Entree, zumindest vom Busbahnhof im Stadtteil Florenc ist ja so was von hässlich.
Sicher kann man in Prag Monate zubringen; schauen wir mal in 30 Jahren. Aber bereits jetzt kostet eine Kugel Eis in den Touristen-Brennpunkten 40 Kronen, dafür bekommt man im Vorort schon einen Familieneisbecher. Ein ***-Menü steht derzeit bei 1000 - 2000 Kronen, da fehlt zur Wielandshöhe nicht mehr viel. Ich gehe dann doch lieber im Zielgebiet essen.
Die übliche 1-Tagesrunde: Altstadt, Karlsbrücke, Hradschin ohne Veitsdom, Hudy- Sport. 3/4 Stunden ist noch Zeit, da besuche ich einen gar gruseligen Ort: das Foltermuseum. Eine genauere Beschreibung der Exponate folgt, ideal für alle, die nicht mehr wissen, wie es ist, wenn einem richtig schlecht ist.
Fazit: Prag ist eine wunderschöne Stadt, und ich bereue nicht, an diesem Tag nicht an den Fels gekommen zu sein.
Altstadt
Karlsbrücke
Veitsdom - zum Eintritt 3/4 Stunde warten.
Im Winter soll das noch viel schöner aussehen
Sowas kann sich kein Einheimischer leisten
Böhmische Kuriositäten die erste: Was im Bus so alles verboten ist ....
Böhmische Kuriositäten die zweite: Wie hier die Nobelbutiken heißen ....
Böhmische Kuriositäten die dritte: das Museum für den kleinen Ekel zwischendurch ....
In China heute noch übliche Hinrichtungsmethode
Das Wetter bessert sich zusehens, ein Besuch im Internet-Cafe gibt mir Geswissheit, dass die nächsten 2 Tage nicht mit Regen zu rechnen ist. Denn in Adersbach (
http://www.adrspach.cz ) gelten die Sächsischen Kletterregeln - zur Sicherheit und nicht zur Schikane. Abends geht es dann etwa 200 km nach Nordosten in das Reich der schrecklichen Risse.
Vom großen Zug in den kleinen Zug
Endlich am Ziel
Die Sandsteinmafia des climbing.de - Forums heißt mich in der dortigen "pivnice" herzlich willkommen.
Obwohl ich mich im Forum in den O.T.- Diskussionen recht häufig mit den Sandsteinmafiosi anlege, kein böses Wort. Auch kein böses Wort, weil ich mich dort als Nur - Nachsteiger oute. Und schon gar keine Kleiderordnung - denn dieses Gestein macht den robustesten Sachen den Garaus.
Nur auf eine Bedingung werde ich hingewiesen: Niemals, auch nicht als Objekt der Anwendung der vor 6 Stunden noch "bewunderten" Geräte, soll ich den Kreuzberg erwähnen. Auch "Krizovy Vrch", die Bezeichnung der jetzigen Einheimischen, steht auf dem Index. Wer das verbotene K-Wort benutzt, wird zuerst ausgepeitscht , dann gekreuzigt, gesteinigt und gevierteilt. Die Einzelteile werden abschließend zu Seife, Schmiermittel, Hundefutter und Düngemittel verarbeitet.
Für die Sandsteinmafia sind die Risse nämlich nicht schrecklich, sondern geil. (Für die, die mit dem Begriff nichts anfangen können, das ist, wie man in den das Postfach verstopfenden unerbetenen Mails lesen kann, das Gleiche wie "horny".)
Was sich bereits bis zu den Kartografen herum gesprochen hat.
Und Allerwelts- Wandkletterei hat im Umkreis von Adrspach nach deren Ansicht nichts verloren - schnödes Konsumklettern schon überhaupt gar nichts.
Wir machen, was die Eingeborenen auch machen: Bier saufen und völlern. Die Umdrehungszahl entspricht dem nordischen "Lättöl", es schmeckt aber deutlich besser. Suppe, Sauerbraten, Kuchen, 2 Bier für 7 Oiro.
Jörg Brutschers jährlicher Risskletterkurs - in der Pivnice ist noch lang nicht Feierabend
(c) Uwe Horst / Helge Kramberger
Prost
(c) Uwe Horst / Helge Kramberger