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Kletterei am Corno Grande (2912m) (Gelesen: 3870 mal)
Tuuli
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Koli

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Kletterei am Corno Grande (2912m)
31.10.2007 um 19:59:03
 
2 Wochen im Oktober in Italien Sonne tanken bevor in Deutschland die dunkle Jahreszeit beginnt wollten wir in den Marken (Hinterland v. Rimini). Die Landschaft der Marken ist wunderschön: hügelig, toskanaähnlich und je nach Tageszeit zeigt sich die Landschaft immer in anderen Farbschattierungen.

Wir wohnten in einem casa principale direkt an der Piazza eines kleinen Dorfes und waren so im Dorfleben integriert. Dieses bestand eigentlich nur aus den Besuchen in die Bar. Etwas anderes wurde in Torre San Marco mit seinen 200 Einwohnern nicht geboten  Zwinkernd
Nach Besichtigung einiger Städte (Perugia, Urbino…) und Faulenzen am Meer – auch schwimmen war möglich und die Strände menschenleer -, wollten wir doch auch einen Berg mitnehmen.

Der Abruzzen – Nationalpark mit dem höchsten Gipfel Corno Grande bot sich an und so fuhren wir weiter Richtung Aquila (100 km von Rom entfernt). Die Anfahrt zu der Bergregion erfolgt über Assergi und San Egido zum Rifugio Albergo Campo Imperatore auf 2130m.
Die Fahrt durch die weitläufige Hochebene des Campo Imperatore kannten wir schon vom früheren Urlaub und genossen wieder diese wunderbare Landschaft und freuten uns an freilaufenden Pferden, Schafen und Kühen/Rindern dort oben. Das Ganze wirkt wie eine Kulisse für Marlboro-Werbespots. Dort wurden auch Italo-Western gedreht (z.B. "Vier Fäuste für ein Hallelujah" mit Bud Spencer und Terrence Hill).
Das Hotel dort oben wurde gerade geschlossen und das Rifugio Duca degli Abruzzi, das etwas höher liegt war auch zu. Lt. Aussage eines Italieners hat dieses Rifugio die härtesten, unbequemsten Lagerplätze in ganz Italien  Grinsend . Das Ostello (eine Art Jugendherberge) Campo Imperatore hatte aber auf und genügend Platz und wir bezogen das saubere, kleine Zimmer, in dem die Heizung leider nicht ausgeschaltet werden konnte. Das Abendessen war etwas gewöhnungsbedürftig, aber der gute Wein hat uns getröstet. Das Personal war sehr freundlich.
Am nächsten Morgen starteten wir um 9.00 – als Letzte – von der Hütte. Schon von dort aus kann man Corno Grande sehen. Man wandert ca. 100 Höhenmeter Richtung Rif. Duca degli Abruzzi und zweigt dann rechts und läuft flach, dann etwas ansteigend zum Joch auf 2335m. Von dort steuerten wir direkt auf den Wandfuß des Corno Grande zu. An der Sella del Corno Grande 2421m angelangt steigt man in Serpentinen über Schrofengelände zum Felsaufbau über die Via Direttissima (II) des Corno Grande auf.

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Blick vom Campo Imperatore auf den CG

Wir hatten vor, den Via Direttissima zu nehmen, aber dort lag schon beinharter  Schnee und wir stiegen wieder ein Stück zurück und gingen nach links zur Sella del Brecciaio 2506m.

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Rechts Via Direttissima , links ein Teil vom Westgrat

Mit Genugtuung stellte ich fest, dass wir eine Gruppe junger Männer, die uns vor kurzem im Eiltempo überholt hatte, schon nach einiger Zeit wieder mit unserem gleichmäßigen Tempo einholten und hinter uns ließen…

Vom Sella del Brecciaio war unser Ziel dann über den langen Westgrat "Via delle Creste" auf den Corno Grande. Die jungen Männer gingen Richtung Normalweg.

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Der Westgrat

Fast von Anfang an konnten wir dem Westgrat nicht folgen, da dort immer wieder stark durchgefrorener Schnee mit einer harten Eisdecke lag. Die Stellen mussten wir teilweise im IIer Gelände umklettern. Sichern war nicht möglich und das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber bald machte die Kraxelei richtig Spaß und wir genossen die Tour, den blauen Himmel, die Sonne, den weißen Schnee und den herrlichen Tag. Und das im Oktober  Grinsend
Von Oben sahen wir den Normalweg und wie die Gruppe der jungen Männer wegen der Schneeverhältnisse umkehren musste. Ein entgegenkommender Bergsteiger meinte, dass er auf dem Normalweg umgekehrt war, da eine Stelle dort eine einzige Eiswand war und es gab kein Durchkommen.  Dies begrub unsere Absicht, über den Normalweg - und so etwas leichter - wieder zurückzugehen.
Bald erreichten wir das Gipfelkreuz und konnten im Nordosten die Adria erblicken und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
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Blick von CG
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Blick von CG Richtung Adria
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Blick zum Lago di Campodosto - Unterhalb des Schneefeldes liegen die Reste des südlichsten Gletschers  von Europa Ghiacciaio del Calderone
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Auf dem Gipfel

Den Abstieg machten wir dann wieder über den langen Westgrat. Nach insgesamt sieben Stunden waren wir wieder wohlbehalten an dem Ostello.

Es war eine wunderschöne, gelungene Bergtour, an die wir uns lange erinnern werden. Sie ist jedem zu empfehlen, wer Mal etwas außerhalb der Alpen machen möchte.

(Ein Vermuthstropfen: wir hatten eine schwere analoge Spiegelreflexkamera hoch geschleppt, aber beim Öffnen hatte ich vergessen den Film zurückzuspulen, so dass einige Fotos nichts geworden sind…  verlegen )
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« Zuletzt geändert: 31.10.2007 um 22:43:14 von Tuuli »  

Ruislinnun laulu korvissani, tähkäpäiden päällä täysi kuu; kesä-yön on onni omanani, kaskisavuun laaksot verhouu. &&
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Lamл[tm]
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Re: Kletterei am Corno Grande (2912m)
Antwort #1 - 01.11.2007 um 11:32:30
 
Hallo Marjaana (und Jan),

da wollte ich immer auch schon mal hin. Ist immerhin der höchste außeralpine Gipfel Festland-Italiens.

Mein Glückwunsch zum schönen Wetter, das dort nicht selbstverständlich ist. Dass jetzt schon viel Schnee liegt ist erstaunlich.

Wisst ihr wo man was über die Klettertouren am Gran Sasso erfahren kann? Ach ja, und danke für den Tipp, besser über den Westgrat abzusteigen.
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Liebe Grüße von Lamл[tm]-Nur echt mit dem Pi und cw-Wert > 0,3
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Jan jäässä

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Re: Kletterei am Corno Grande (2912m)
Antwort #2 - 01.11.2007 um 12:27:33
 
Zitat:
Ist immerhin der höchste außeralpine Gipfel Festland-Italiens.
eben  Zwinkernd

Wir haben den Kletterführer "Arrampicare in Abruzzo" von Sergio Di Renzo. Wir haben lange nach einem Führer gesucht und dann diesen im Rifugio Campo Imperatore gefunden.

Es handelt sich um kurze Sportkletterrouten. Z.B. direkt bei Monte Aquila bei Corno Grande gibt es das Gebiet "Pilastro di Monte Aquila" , Routen von 5C bis 8A, Mehrzahl 6A, aber alle Routen nur bis zu 25m. Beim Bivacco Bafile soll es lt. einem Italiener Kletterrouten geben, aber im Führer haben wir sie nicht.

Wir wissen, dass es am Crno Grande auch Alpinkletterrouten gibt, aber wo  Ärgerlich

Mittlererweile git es dort auch ein Paar vie Ferrate.

Wäre auch ein Gebiet für eine Sektionsfahrt. Klettern, Bergsteigen, Klettersteige, Wandern ... und Essen und Trinken wie bei den Italienern  Grinsend und das Meer ist nicht so weit  Smiley und, ach ja, auch Rom ist nicht weit  Smiley

Viele Grüße Jan
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