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Mit Lampi auf dem Gimpel..... (Gelesen: 5502 mal)
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Köln
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Mit Lampi auf dem Gimpel.....
25.11.2007 um 13:23:04
 
Mit Lampi auf dem Gimpel....ein längst überfälliger Bericht 1.  Teil
Meine Klettertour mit einem lieben Kumpel aus Köln nach Belgien machte es nur zu deutlich: Beim Standplatzbau hatte ich noch erhebliche Schwierigkeiten. Zwar waren mir die Abläufe relativ klar, aber es fehlte die Routine. Ausserdem: wann wendet man was an: Wann baut man
ein Kräftedreieck, wann eine Reihenschaltung?
Da kam mir ein Anfrage von Lampi gerade recht: Er bot mir an, mit ihm zusammen und ein paar anderen Ende Mai am Gimpel zu klettern, leichte Touren mit Vorstiegsmöglichkeit. Alles Nötige könne er uns zeigen. Ich war sofort begeistert, zum Gimpel wollte ich eh immer schon mal und nun bot sich auch noch ein super Kletterer und Bergsteiger an, unter dessen Obhut dort zu lernen...
Dabei sollten noch 3  sein, Christian, Elke und Walter. Und Peter, der mit mir dorthin fahren, aber lieber wandern wollte. Eine kleine Gruppe also, ideal für die ersten Schritte im Alpinen.
Also fuhren Peter und ich am 25.5.07 früh los, denn Treffpunkt sollte der Parkplatz in Nesselwängle sein. Von dort aus, so hatte ich erfahren, ging es 2 Stunden stracks aufwärts zur Tannheimer Hütte. Peter und ich waren recht früh vor Ort, schulterten unsere sackschweren Rucksäcke und machten uns an den Zustieg zur Hütte. Für den Rückweg haben wir uns dann der Materialbahn des Gimpelhauses bedient, denn es ist schon sehr anstrengend, den zum Teil steilen Weg mit etlichen Kilos auf dem Rücken zu machen.
Nach einigen kleinen Pausen kamen wir dann aber zunächst am Gimpelhaus an, dort wurde erstmal Rast
gemacht. Eine grosse Hütte vor wunderbarer Kulisse. Schöne Zimmer, grosse Gaststuben sollte es dort geben. Und eben
diese Materialbahn. Aber Lampi hatte uns die Tannheimer Hütte verordnet....also machten wir uns an die letzten Meter
und nach einer Viertelstunde standen wir dann vor einem kleinen Hüttchen, das anderswo gerade mal als Einfamilienhaus
durchgehen würde. Wir wurden von einer supernetten Hüttenwirtin empfangen und bekamen auch gleich das Lager
gezeigt.
Es ging eine kleine schmale Treppe hoch in eine enge Dachstube. Mir war völlig unklar, wie man dort noch seine Siebensachen
lagern soll, wenn alles voll ist, was es dann auch war. Es ging aber irgendwie doch.
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Auch die Gaststube war ziemlich eng, ich verdrückte mich schnell wieder nach draussen. Sie stellte sich dann aber als
sehr gemütlich heraus. Dass es auch sonst sehr einfach auf der Hütte zugeht, machte einem gleich ein Gedicht auf der
Speisekarte klar: Wenig Strom, kein warmes Wasser und nur einfaches Essen.
Letzteres war glatt gelogen, das Essen war hervorragend! Supergute, leckere Gerichte wurden von der Hüttenwirtin und
den anderen Helfern sobald man vom Berg zurückkam, auf den Tisch gezaubert. Immer 3 Gänge und so viel, dass ichs
nicht aufbekam. Aber da gabs dann ja noch Lampi, ausgehungert durch die Arbeit, die er mit uns blutigen Anfängern hatte....
Gleich am Freitag abend, nachdem sich alle versammelt und sich schon auf gemütliches Abhängen eingestellt hatten, legte
Lampi los: Alles ab nach draussen! Am Zaum der Hütte wurden Haken simuliert und Lampi baute und erklärte Kräftedreiecke,
Reihenschaltung, Nachsteigersicherung....alles was man halt wissen muss.
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Prima Lampi, sehr schön zeigst du das ...so und nun lass uns mal noch ein Weizen bestellen. Da kannten wir unseren Lampi aber
schlecht. Der wollte uns schließlich was beibringen und sich auch davon überzeugen, dass wir alles verstanden und im Ernstfall
auch sicher ausführen könnten....also musste jeder von uns vieren ran. Erst als Lampi sich davon überzeugt hatte, dass wir
alles Wesentliche drauf hatten und es schon dunkel und kalt wurde, durften wir wieder in die Hütte zum wohlverdienten Weizen oder dem
guten Roten, den sie dort anboten.
Aber nicht zu lange, denn am nächsten Morgen sollte es früh losgehen. Inzwischen hatte Lampi, den Wetterbericht im Kopf, der längst nicht
mehr so gut aussah, wie Anfang der Woche angekündigt, die Planung neu durchdacht: Am nächsten Tag sollte es durch eine 4rer Route durch die Südwand auf den Gimpel gehen. Wir schauten uns das Topo von Toni Freudig an, Lampi hatte natürlich eins dabei und er erklärte uns die Route. Schon jetzt zeigte sich, Lampi hatte sich für uns super vorbereitet und absolut viel Mühe gemacht. Und dieses Wissen
gab er nun an uns, seine ziemlich unerfahreren Bergkameraden, weiter. Und das auch noch umsonst, aber zum Glück nicht vegebens... Grinsend Zwinkernd
Da man aber erstmal zum Einstieg am Gimpel so anderthalb Stunden hinlaufen muss, wurde der Abend nicht mehr sehr lang. Zum ersten Mal übernachtete ich in einem echten Bergsteigerlager, es ging besser als erwartet.
Am nächsten Morgen gab es ein gutes Frühstück und los gings.
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Das Wetter war gut, als wir am Einstieg standen, Lampi beschrieb uns nochmal die Tour und los gings. Nun wollte ich es wissen, ich erklärte mich für die erste Seillänge zum Vorstieg bereit.  Lampi hatte mir versichert, dass er nachklettern und meine Handgriffe kontrollieren würde, war mir doch klar, dass an dem Stand, den ich nun zum erstenmal im "Ernstfall" selbst  bauen sollte, nicht nur mein Leben, sondern auch das meines Kameraden hängen würde. Ich kletterte mit
Christian, Walter kletterte mit seiner Frau Elke.
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Mit zittrigen Beinen und Händen gings vorwärts, das Gelände war aber, wie Lampi angekündigt hatte, nicht so schwer und ich gewann rasch an Höhe und an Sicherheit. Nur nach den Haken suchte ich manches Mal vergebens. Also weiterklettern....und eine Gelegenheit zum Keilelegen suchen. Die hatte ich mitgenommen. Schnell war ein Keil in einen Spalt gefummelt, Exe rein, Seil rein und weiter. Dann war der
Standplatz erreicht. Stand bauen, wie bei Lampi gelernt, alles noch mal kontrollieren und "Nachkommen" gerufen. Dann  kam wie versprochen zuerst Lampi und schaute sich das Ganze an. Ich fragte natürlich auch nach, ob ich den Keil denn korrekt gelegt hätte. Ja, prima, war seine Antwort, aber warum hast du den Haken daneben nicht genommen?
Tja, da es sich dabei um eine Rostgurke handelte, hatte ich den, wie einige andere später auch noch, übersehen. Leider sehe ich sehr schlecht, Haken sehe ich am besten dann, wenn sie neu sind und in der Sonne glänzen oder wie ich es in den Dolomiten gesehen habe, rot angemalt sind.
Es dauerte einige Zeit, bis alle nachgekommen waren und schon gings weiter.
Immer unter Lampis sachkundiger , ruhiger und besonnener Anleitung. Er handelte sich dann auch sehr schnell den Namen "Meister Lampi" ein. Grinsend
Die ganze Zeit hatte man das Gefühl, hier weiss einer nicht nur wovon er redet, er weiss auch, was er tut!
So entschied er dann auch 3 Seillängen unter dem Gipfel, den Rest selbst vorzusteigen, denn das Wetter drohte zu kippen. Er befürchtete ein Gewitter und da wollte er uns möglichst schnell aus der Wand und wieder runter vom Berg haben.
Wir also den Rest hinterher gehampelt. Oben am Gimpel kommt man dann einige Meter unter dem Gipfel an, von dort aus kann man auf dem Normalweg absteigen. Christian und ich wollten uns das Gipfelglück aber nicht nehmen lassen,da also sind wir die letzten Meter dann noch seilfrei raufgeklettert, einen kurzen Gipfelhandschlag und schnell wieder runter. Das schaffte ich auch erstaunlich gut.
Für Elke und Walter als bergerfahrene Klettersteiggeher und Bergwanderer war das eh kein Problem.
Für mich war wieder mal der Abstieg die eigentliche Herausforderung, denn durch meine Sehbehinderung (kein räumliches Sehen und erhelbliche Sehschwäche) ist das echt nicht einfach. Ich hatte Lampi darüber informiert. Und er blieb dann auch in meiner Nähe und liess mich an zwei Stellen, die mir dann zum Abklettern zu schwierig waren, abseilen. Er kannte sich super aus und so war das dann auch kein Problem.
Und so kamen wir alle am Abend glücklich, müde aber gesund wieder auf der Hütte an.
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Es war ein tolles Erlebnis, mein erster Vorstieg an einem echten Berg, mein erster echter Gipfel. Abends wurde dann unter fröhlichem Geplaudere das Material neu sortiert, das Bergsteigerglück sah man uns an. Und Lampi war die Anstrengung anzusehen, die es bedeutet, vier alpine Anfänger am Berg zu unterrichten, auf sie acht zu haben und gesund wieder nach unten zu bringen. Durch seine ruhige, kompetente und besonnene Art gab er uns allen das Vertrauen und die Sicherheit, die man braucht, um sich auf ein solches Abenteuer einzulassen.
Nach dem guten Essen wurde auch gleich die nächste Tour geplant: Am nächsten Tag sollte es noch mal auf den Gimpel über den Westgrat gehen. Inzwischen war klar, dass spätestens am Montag das Wetter schlecht werden würde. Am Sonntag sollte es aber noch halten, so wurde uns versichert. Also zogen wir am nächsten Tag morgens gleich wieder zum Gimpel und stiegen in die Westkante ein.
Um es kurz zu machen, nach drei Seillängen entschied Lampi sich, die Tour abzubrechen, da wiederum schlechtes Wetter drohte. Ich hatte bereits einmal erlebt, was es heisst, bei strömendem Regen und Gewitter in einer Wand zu sein und fand es daher sehr gut, dass Lampi aus Verantwortung für seine Schützlinge eine Tour aufgab, die er sicher gerne geklettert wäre. Und mit einem erfahrenen Partner sicher auch in kurzer Zeit hätte zu Ende bringen können.
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« Zuletzt geändert: 26.11.2007 um 12:05:02 von Amazona »  
 
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