Bericht von Nordlichtangel:
Nordlichtangel und mali allein auf Skitour.
Die erste Frage: Kriegen wir das hin? Ja, klar!
Wollen wir hoffen …
Die zweite Frage: Wo soll es hingehen? Mali, die große Organisatorin, hat schneller als ich denken kann, ca. tausend Tourenvorschläge in verschiedenen Gebieten- natürlich mit Ausgangspunkt, Lawinenlagebericht, Steilheit und Ausrichtung der Hänge und „die, uns zu Ruhm verhelfenden, Höhenmeter“. Ich bin von Mali´s Engagement total begeistert, denn mein Tourenbuch sieht in diesem Jahr noch nicht prickelnd aus. Natürlich hätte ich auch meine Dünenhügel eintragen können, aber wir sind hier ja im Alpenverein. Also muss was „Richtiges“ her.
Wir entscheiden uns für die Weidener Hütte. Beide waren wir schon vor Ort und meinen, das Gebiet einschätzen zu können.
Anreise erfolgt Samstag früh - für Mali, zu fast unchristlichen Zeit. Gegen 8 Uhr fahren wir in Richtung Innerst, stehen bald im ersten Stau. Achja, Samstag - Bettentausch in Skigebieten - hätten wir vielleicht mit einplanen sollen. Okay, dafür kaufen wir ein Pixerl für die Autobahn, damit wir die verlorene Zeit wieder aufholen. Weiter geht’s über die Inntalautobahn. Und während wie die Sektion so durchtratschen, ist’s auch schon passiert. Ups, hätten wir hier nicht schon runter müssen??? Ja, okay, fahren wir wieder nen Stück zurück. Nein, nicht auf der Autobahn, wir nehmen jetzt die Landstraße, man will ja was von der Gegend sehen. Aufgepasst, hier geht es auf zum Gasthof Innerst. Da stehen zwei Leute von der Feuerwehr und wollen kassieren, dabei sind wir noch gar nicht am Parkplatz. Das wird lustig, heute ist „Massen-Skitourgehen“ und Rodeln angesagt. Ich kann gar nicht fassen, dass so viele Leute hier unterwegs sind.
Fix machen wir uns fertig. Das Auto steht ein bisschen abschüssig, ich überlege, ob ich die Handbremse ziehe, soll man ja nicht, bei solchen Temperaturen. Ich ziehe sie trotzdem, hab aber kein gutes Gefühl und bin in Gedanken beim Zurückkommen und einer eingefrorenen Handbremse. Auto verschlossen und auf geht´s!
Für heute ist der „Hohe Kopf“ geplant. Wir liegen trotz alledem gut in der Zeit, haben gut 1.000 Höhenmeter vor uns und die Tuxer Alpen begrüßen uns mit strahlendem Sonnenschein.
Der abwechslungsreiche Aufstieg ist ein Genuss und das Gipfelkreuz ist schnell erreicht.
Vom Gipfel haben wir einen fantastischen Weitblick.
Ich freue mich auf die Abfahrt. Mali auch. Im Aufstieg hatten wir feinsten Powder und zu Beginn der Abfahrt auch, sorry Hasei, aber ich musste bei so vielen Glückshormonen laut juchzen. Es war so schön. Im unteren Teil war der Schnee dann leider verharscht.
Beim Tourenbucheintrag musste ich ein bisschen schmunzeln, denn als „mittelschwer“ empfand ich die Tour nicht, ich hatte die reinste Freude an der Abfahrt. Und ich weiß auch nicht, wer Mali den fatalen Tipp gegeben hat, in etwas heiklen Situationen die Ski abzuschnallen. Ich frage mich auch, ob es wirklich schwieriger ist, sich mit den Skiern durch eine heikle Stelle „hindurchzuwurschteln“ oder die Ski abzuschnallen und sich hüfttief durch den Schnee zu kämpfen. Da ich meine „Lehre“ bei Berchtesgadener Lehrmeistern absolviert habe, stand diese Möglichkeit niemals zur Verfügung- ein absolutes „NO GO“. Aber am Ende zählt das „Hinunterkommen“ und Spaß haben.
Nach der Abfahrt werden wir von einer rundum erneuerten Weidener Hütte begrüßt. Im Matrazenlager bekommen wir ein „Drei- Lager-Séparé“ mit herrlich neuen kuscheligen warmen Decken zugeteilt. Ich lege mich nach außen. Mali auch. Und dann gehen wir uns in den neuen Waschräumen mit heißen Wasser waschen, duschen geht natürlich auch, um frisch gestriegelt in dem Gastraum vor dem Kamin zu „dinieren“. Ein dickes Lob an dieser Stelle an die Wirtsleute, die trotz voller Belegung sehr freundlich und zuvorkommend sind.
Um 18 Uhr sitzen wir vor müder Begeisterung strotzend und spielen Memory, weil nichts anderes da ist. Gegen 20 Uhr überlegen wir, ob man eventuell schon das Lager aufsuchen könnte. Bis 22 Uhr halten wir uns dann doch mit Memory und literweise Tee bei Laune.
Da wir uns bei unserer Ankunft so nett an den Außenseiten unseres Séparés verteilt hatten, brauchten wir uns nicht zu wundern, dass das mittlere Lager inzwischen von einem jungen Mann belegt wurde, der sich irgendwann des Nachts – alkoholisiert - zu uns legte. Zuvor hatte sein Freund und er sich köstlich und lauthals darüber amüsiert, dass er zwischen zwei weiblichen Wesen nächtigen darf.
Am Morgen, ich hatte leider die Kontaktlinsen noch nicht drin, sprang der junge Mann auf, splitterfasernackt…huch…weil es schon halb neun war. Auch wir machten uns nach dem zugegebenermaßen nicht unerfreulichen Anblick gemütlich fertig.
Nach einem angenehmen Frühstück packten und starteten wir. Heute lagen nur 800 Hm vor uns, die Halslspitze, denn ab Mittag sollte das Wetter schlecht werden.
Der Aufstieg war eher unspektakulär und wenig abwechslungsreich (“aufi muss ma“). Im oberen Teil war es arg stürmisch.
Am Gipfel hatten wir gefühlte minus 25 Grad. Lange hielt man es da oben nicht aus.
Wir machten weiter unten eine ausgiebige Pause.
Heute hatten wir endlich den ersehnten Powder. Es war genial und selbst für uns weniger gute Skifahrer purer Genuss.
An der Hütte gab es noch ein Süppchen und ein Radler, bevor wir uns auf den Heimweg begaben. Wir wollten noch vor dem Stau durch sein.
Schnell waren wir abgefahren, mit Ski ist das ja alles nur „Minutensache“ (grins).
Am Parkplatz angekommen, wir werden früh daheim sein, dachten wir, nahm ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche und wollte das Auto öffnen. Oh, je, dem Schlüssel war es zu kalt, das Auto ging nicht auf. Okay, es gibt ja noch ein Schloss.
Schlüssel rein, umgedreht….oh, es geht nur eine Tür auf. „Okay, ich brauche nur mal kurz starten….!“
<< Anfang Einschub mali >>
Aber auch da tat sich nichts. Ein kurzer Blick auf den Lichtschalter verriet auch schnell, warum. Angelika hatte vor unserem gestrigen Abmarsch beschlossen, dafür zu sorgen, dass auch den Ösis über Nacht mal ein Licht aufgeht, und ihrs am Auto direkt brennen gelassen. Ist ihr angeblich seit zwanzig Jahren nicht passiert, aber jetzt, wo ich dabei war natürlich schon. Super!
Glücklicherweise waren wir auf dem Parkplatz nicht allein und schnell fand sich ein netter Münchner, der bereit war, uns Starthilfe zu geben und sogar Starterkabel dabei hatte. Leider sprang das niegelnageneue Auto trotzdem nicht an, sondern machte nur ein komisches Geräusch, dass auf eine bald bevorstehende Explosion der beiden durch die Kabel verbundenen Autos hindeutete. Schnell entfernte unser Münchner Retter das Kabel und brachte sich und sein vollbesetztes Auto in Sicherheit gen Tal. Klar, lag ja auch die ganze teure Skitourenausrüstung von vier Leuten drin.
So standen wir da, die Motorhaube offen, die Panne und unsere Hilflosigkeit für jederman sichtbar, zwei frierende Wesen … Aber wir leben ja im Jahr 2009, einem Zeitalter des Egoismus … und so veranlassten wir die meisten Vorbeifahrenden zwar zu einem netten Gruß, verbunden mit einem schadenfrohen Lächeln und der Feststellung „Na, habts des Licht brennen g’lassen“. Außerdem bestand ja auch Explosionsgefahr! … Jetzt konnten uns nur noch Engel helfen, und die sind bei Autopannen bekanntlich gelb. Nachdem wir dem freundlichen Herren vom ÖAMTC grob über die Geographie seines Landes in Kenntnis gesetzt hatten bzw. ihn wenigstens davon überzeugen konnten, dass Innerst in Tirol liegt, versprach er uns baldige Rettung.
Und da standen wir wieder frierend neben dem Auto – bis plötzlich die Sonne aufging in dieser kalten Welt. Ein freundlicher Tiroler, der direkt neben dem Parkplatz von Angelikas niegelnagelneuem Auto wohnte, kam gut gelaunt mit seinem Hund auf uns zu und erzählte erfreut, dass er die ganze Nacht über beobachten konnte, wie die Batterie gestorben ist und dass die von dem Münchner von letzter Woche 24 h länger gehalten hätte. Super Angelika, hast ein tolles neues Auto!
Da klingelte auch schon wieder das Telefon. Die Tiroler Filiale vom ÖAMTC wollte vor Abflug unseres Engels noch mal sicher gehen, dass Innerst tatsächlich in Tirol liegt. Angelika lief direkt zu Hochform auf und erklärte dem jungen Mann am Telefon, dass ein inhaltlich sinnvolles Gespräch nur möglich sei, wenn er sich bemühen würde, preußisch zu sprechen. Angelika hatte diese Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da versteinerten die Gesichtszüge des eben noch so freundlichen lächelnden Tiroles. Er setze zum Hechtsprung an und entriss Angelika mit den Worten „Das kannst Du nicht tun“ das Handy. In versöhnlichen Ton sprach er in das Handy, gab sich als Einheimischer zu erkennen und erklärte dem gelben Engel den Weg – und natürlich, dass Innerst in Tirol liegt.
5 Minuten später schwebte unser Engel, ein hübscher junger Mann mit strahlendem Lächeln, den Berg hinauf. Dank an dieser Stelle noch mal an unseren Dolmetscher, der all dies ermöglicht hatte . Ein kurzer Blick auf die Batterie verriet ihm, dass doch keine Explosionsgefahr bestand, sondern Angelikas niegelnagelneues Auto halt nur eine Diva ist, die sich eben nicht von jederman wiederbeleben lässt, sondern dabei auch noch Ansprüche stellt (Engel mit neuen Starterkabeln, etc.). Naja, und dann ging’s trotz des neuen Autos (mit natürlich sofort wieder funktionierender Sitzheizung) endlich heim. Wir haben es tatsächlich noch bei Tageslicht und vorm Skifahrerstau nach München geschafft …
<< Ende Einschub mali >> Ein tolles Wochenende war das. Herzlichen Dank an Mali für die schönen Touren!