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Skihochtourenkurs Franz Senn, März 2009 ... (Gelesen: 2930 mal)
marienera
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Here comes the SAN

Beiträge: 1
Skihochtourenkurs Franz Senn, März 2009 ...
17.04.2009 um 23:33:55
 
Skihochtourenkurs Franz Senn Hütte (Hochstubai, Ende März 2009)

Erster Tag (Mittwoch)
Auf dem Parkplatz treffen sich fünf g’standene Männer (Udo, Thomas, Benno, Axel und Tourenführer DonCiacciatorConiglio, pardon, DonButtoneConiglio HASEI) und zwei junge Damen (Anna und Marie). Gemütlich steigen wir bei milchiger Sicht auf zur Franz Senn Hütte - erst geht’s lange gemächlich vor sich hin, dann kommt die erste steilere Stufe und auch schon die erste Schwierigkeit im „sicheren Führen“ – an einem relativ kleinen aber steilen Hang demonstriert uns Hasei was es heißt, der Lawinenwarnstufe (4) angemessene Vorsicht walten zu lassen. Lektion 1: Vorsichtig gehen heißt notfalls auch Umwege gehen!
Nach 3h kommen wir gut gelaunt auf der Franz Senn an, unser Gepäck ist sogar auch schon da , wir beziehen gemütliche Hüttenzimmer und nach dem feinen Essen geht’s auch schon fleißig an die Tourenplanung – wir sind ja schließlich auf Kurs.

Zweiter Tag (Donnerstag)
Nach dem Studium des Lawinenlageberichts geht’s bei Schneefall und Lawinenstufe 4 um halb9 los in Richtung Innere Sommerwand – und zwar mit spuren! Jeder von uns Musquetieren führt die Truppe eine halbe Stunde und so kämpfen wir uns geschickt durch den pfeiffenden Schneewind nach oben. Kurz vor der Scharte heißt es jedoch abfellen. Lektion 2: Gehe nie durch zu steil gelegene Triebschneefelder!
Zur Belohnung kommt dafür die Sonne heraus und wir fahren, besser gesagt wir gleiten elegant rund 1000 Höhenmeter im Sonnschein durch frischen, leichten Pulverschnee ab – ein Traum!
Aber harte Zeiten lassen nicht lange auf sich warten – erbarmungslos läutet Hasei die Spaltenbergungsübung ein, die für 3 von uns nach –gefühlten langen Stunden- bitterllich frierend und mit der Gewißheit endete, besser „noch nicht“ in eine Spalte zu fallen, weil wir die Bergung schlicht und ergreifend gar nicht drauf haben. Immerhin hatten wir dadurch eine gute Ausrede für wärmenden Wein bei der abendlichen Tourenplanung

Tag 3 (Freitag)
Heute lacht die Sonne schon frühmorgens und wir gleiten –wieder als Erste!- munter spurend durch den Alpeiner Ferner in Richtung Turmscharte. Man ist das anstrengend! Besonders charmant ist natürlich wieder unser FÜL „Mei, Ihr geht’s so langsam, da muß ich mir glatt noch eine zweite Jacke anziehen, um nicht beim Aufstieg zu frieren!“ Wir „Otto-Normal-Skibergsteiger“ beißen die Zähne zusammen, kommen aber im frischen Tiefschnee und vor lauter dauerndem und ernsthaftem Analysieren der Hangneigungen und Schneebeschaffenheiten nicht schneller als 250 Höhenmeter/Stunde aufwärts. Aber dadurch bleibt genügend Zeit, den herrlichen Eisbruch des Alpeiner Ferner und den mächtigen Eispanzer der Seespitze zu bewundern. Und so wird’s auch heute nichts mit dem Gipfel. Lektion 3: Respektiere den Zeitplan! Und so fellen wir beim Umkehrzeitpunkt auch ab und schicken uns zur Abfahrt an. Auch heute lacht uns das Skitourenherz – eine unverspurte schier endlos lange Abfahrt bei Kaiserwetter. Gutgelaunt verlegt Hasei den Theorie-Teil  der Wiederholungs-Spaltenbergungsübung beim gepflegten Weißbier auf die Hüttenterasse (Tage später werden Kollegen ungläubig fragen „Man bist Du braun, wo zur Hölle warst Du?“ und endlich gelingt allen von uns eine Spaltenbergung in halbwegs akzeptabler Zeit.

Tag 4 (Samstag)
Immer noch Spitzenwetter, allerdings pfeifft wieder sehr starker Wind (der Wetterbericht sagt auch heute wieder „Ein Wetter für g’standene Bergsteiger“). Wegen der nunmehr geringen Lawinenstufe wagen wir uns durch den Berglasferner zum Wilden Hinterbergl. Ein Wunder, dass uns der Wind nicht umpustet! Heute halten wir sogar die geplante Zeit und kommen –finalmente- am Gipfel an. Da pfeiff’s leider so ungemütlich, dass wir uns bald wieder ans abfahren anschicken. Leider hat das Kaiserwetter für einen gemeinen Harschdeckel gesorgt, der uns allen gehörig zu Schaffen macht – allen? Nein, natürlich nicht dem Abfahrts-As Hasei ... Nach zahlreichen unfreiwilligen Schneebäder kommen wir wieder auf die Franz Senn, wo es nach kurzer Pause diszipliniert zur „Kletterübung“ geht.
Am Abend erfahren wir noch durch zufällige flüchtige Bekanntschaft einer Kursteilnehmerin mit verrückten Kölnern von der töricht ausgerichteten Lawine. Lektion 4: Hüte Dich vor Selbstüberschätzung und vor „In-Gruppen-Ohne-Abstand-Abfahren“!

Tag 5 (Sonntag)
Nach kurzer Nacht (Abschied muß gefeiert werden) fällt die Abschlußtour zur Inneren Sommerwand so gar nicht leicht – schließlich ist das Wetter allzu bescheiden. Im „Konvoi“ mit sämtlichen anderen Gästen der Hütte tappern wir Meter für Meter nach oben. Und schließlich passiert das Unglaubliche: Während alle Mitstreiter vorzeitig (also weit unter dem Gipfel) umkehren, wagen wir uns unter einigem Herzklopfen und Gezeter bis an den Fuß der Scharte. Im Schutz einer Wechte legen wir eine kurze Pause ein, bevor die Abfahrt kommt. Die beiden Damen werden bei der Abfahrt buchstäblich „seekrank“. Auch Hasei’s Tourenstiefel erleidet Schiffbruch, was den Abfahrtskünsten unseres FÜLs natürlich keinen Abbruch tut, wie wir alle neidvoll anerkennen. Langsam erholen wir Damen uns von der Übelkeit und überglücklich fahren wir schließlich gemeinsam ab in Richtung Parkplatz.
Die Lektion des heutigen Tages – keine spezielle, wir haben ja auch in den letzten 4 Tagen schon richtig viel gelernt – ehrlich!

Da vero –che bellissimo ha stato il giro!


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« Zuletzt geändert: 18.04.2009 um 10:46:35 von marienera »  
 
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Re: Skihochtourenkurs Franz Senn, März 2009 ...
Antwort #1 - 18.04.2009 um 11:24:06
 
ja, so kennen wir ihn, unseren "don buttone coniglio"  Cool - danke für diesen erfrischenden tourenbericht!

servus
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BergBär
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Re: Skihochtourenkurs Franz Senn, März 2009 ...
Antwort #2 - 18.04.2009 um 15:01:55
 
na wenn die jungen damen solch schöne berichte schreiben sind sie ja auf jeden fall eine bereicherung für die gestandenen männer! ebenfalls danke für den schönen bericht sagend - der BergBär
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hasei
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Der Weg ist das Ziel

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Re: Skihochtourenkurs Franz Senn, März 2009 ...
Antwort #3 - 11.05.2009 um 17:17:04
 
Vor lauter rumtappen in den Alpen und den zugehörigen Vorbereitungen habe ich den Bericht doch glatt übersehen.

Trotzdem und verspätet vielen Dank für das Berichtschreiben und alle Kursteilnehmer (nicht nur die Damen, aber die besoners) sind eine richtige Bereicherung für die SAN und ich hoffe bald auch mal gemeinsam auf Tour mit den frisch ausgebildeten Skihochtourenteilnehmern sein zu dürfen Cool

hasei
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