Um den schönen und nahezu schneefreien November noch gebührlich zu nutzen, beschlossen Mali und Bergbär, ein Kletterwochenende in den Tannheimern zu verbringen.
Nach einer Nacht mit nicht ganz so viel Schlaf wie erhofft (Berchkarre hat keine Standheizung), fühlten wir uns nach kurzer Anlaufphase dann doch recht fit. Wir konnten uns ja auch damit trösten, dass der am Morgen dazugestoßene Sascha bereits um 5 Uhr aufgestanden und noch müder war als wir. Nach ausgiebigem Frühstück im Bus, starteten wir mit ziemlicher Verspätung zum Zeitplan bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und frühlingshaften Temperaturen in Richtung Aggenstein.
Der Aggenstein ist (inzwischen wieder) komplett schnee- und eisfrei.
Wir einigen uns auf die Südwestkante (IV-) eine Genusskletterei der feineren Art.
Leichtes Gelände bis IV-, nicht zu üppig gesichert ...
... und dass bei einer traumhaften Aussicht in die herbstliche Umgebung!
Gegen 13 Uhr erreichen wir den Vorgipfe, dann gibt's noch ne kurze Kraxeleinlage (II+) zum Hauptgipfel ...
... und schon gönnen wir uns ein langes Päuschen in der wärmenden Sonne auf dem Gipfel.
Dann geht’s wieder runter.
Am Auto verabschieden wir Sascha. Wir hören den AV-Wetterbericht ab. Da er für Sonntag niederschlagsfrei meldet, entschließen wir uns noch einen Tag dran zu hängen, suchen ein schönes Plätzchen für den Bus und die Nacht, spulen das mittlerweile bewährte Abendprogramm (Pasta & Bier) ab und liegen bereits um 21 Uhr im komatösen Tiefschlaf in den Federn (Daune versteht sich). Da der Bergbär an sich ja ein kühl kalkulierendes Wesen ist, gibt er Mali für die Nacht seinen zweiten Schlafsack, wohl weil er sich erhoffte, dass die Nacht dann für beide Beteiligten ruhiger verlaufen würde. Dem war auch so, mit drei Schlafsäcken (zwei eigene und dem vom Bergbär) überlebt sogar Mali eine winterliche Nacht ohne Standheizung … Danke noch mal für diesen „selbstlosen“ Akt
Für Sonntag haben wir uns den Gimpel-Westgrat ausgeschaut. Der Tag gestern war einfach zu schön um nicht noch mal was dran zu setzen. Der Wetterbericht im Radio meldet dann doch tagsüber Schauer, als wir am Gimpelhaus sind pfeift es ordentlich, voll aus Westen, und die Wolken im Voralpenland ziehen mit großer Geschwindigkeit zu uns herein. Sicher wird es saukalt am Grat, voll im Wind, die Wahrscheinlichkeit, dass wir Sauwetter abbekommen ist nicht von der Hand zu weisen.
Wir entscheiden um, deponieren das Material und peilen stattdessen noch nen Kraxelgipfel an. Hier machen uns ohne Steigeisen die nordseitigen, hart vereisten Schneefelder einen Strich durch die Rechnung - kurz vor dem Gipfel kehren wir um.
Über 1.000 Wanderhöhenmeter und nix bei rumgekommen. Wir haken den Tag schon frustriert als Murkstag ab!
Weil wir bereits mittags schon wieder unten sind, klappern wir noch die Klettergärten um Reute ab. Vor der Steinschlaggefahr im naheliegenden Favoriten warnte schon der Führer, aber was wir zu sehen bekommen, übertraf unsere künsten Erwartungen. Der halbe Klettergarten lag bereits zu unseren Füssen ....
Entnervt wollen wir uns noch die Tour am Wasserfall an der Bärenfalle bei Musau ansehen und dann früh schon heimfahren. Dort angekommen können wir nicht anders als dem Jucken in den Fingern nachzugeben und steigen um 14 Uhr in die 6-Seillängen-Tour ein.
In dem Bachbett kommt etwas Canyoning-Feeling auf.
Es ist eine herrliche Genusskletterei, die insgesamt zwar technisch um einiges knackiger als die Tour vom Vortag, aber dafür – abgesehen von kurzen Runouts in den leichten Passagen - wesentlich besser gesichert ist. Außerdem sind die nassen Platten nicht wirklich ausgesetzt und so wirkt es trotz ausreichender Schwierigkeiten weniger ernst als man es von alpinem Gelände gewöhnt ist.
So was haben wir beide noch nicht gemacht. Wir klettern alles im Überschlag und kommen bis zur Schlüsselseillänge, die mit VI+ bewertet ist, recht flott voran. Hier brauchen wir dann aufgrund mehrerer Versuche etwas länger und vergessen, weil das ganze soviel Spass macht, dabei total die Zeit.
Erst die einsetzende Dämmerung am letzten Stand macht uns dann klar, wie spät es eigentlich ist und dass wir noch mehrere Abseillängen vor uns haben – und das ohne Strinlampen, denn die haben wir in unserem Übereifer am Einstieg im Auto liegen gelassen. Mit dem letzten Tageslicht schließen wir das letzte Abseilmanöver ab und packen zusammen.
Bergbär trocken, Mali und die Seile, weil Wasserfall in der letzten Abseillänge getroffen, leider nass …
War trotz des Stresses beim Abseilen eine Mordsgaudi und der vergurkte Tag ließ sich schlussendlich auch noch retten. Und ganz nebenbei haben wir noch ne VI+ Tour kassiert. So macht Bergsteigen Spass!
Text: Gemeinschaftswerk von Bergbär und Mali
Fotos: Gemeinschaftswerk von Bergbär, Alloin und Mali