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Pidinger Klettersteig - Hochstaufen (Gelesen: 1683 mal)
Ingo_M
Spaziergänger
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Bayern is so schei

Beiträge: 9
München
Geschlecht: male
Pidinger Klettersteig - Hochstaufen
24.08.2010 um 20:25:28
 
Servus Bergfreunde,

letzten Samstag (21.08.10) sollte es nun soweit sein. Um herauszufinden, wo meine Grenzen sind, habe ich mir den Pidinger Klettersteig auf den Hochstaufen ausgewählt. Vorweg gesagt - ich wurde gefordert und nun weiß ich auch wo meine Grenzen sind!
Los geht es in Piding - besser gesagt im Ortsteil Urwies. Man fährt in den kleinen Ort hinein und biegt dann links an drei kleinen Wegweisern (Hochstaufen ist kaum mehr lesbar) ab (ca. Ortsmitte). Die Strasse endet im Wald. Dort nicht umkehren, sondern weiterfahren und man erreicht nach ein paar hundert Metern den Wanderparkplatz. Dort geht es gut beschildert auf Forststrassen Richtung Steiner Alm. An dem Schild Pidinger Klettersteig zweigt man von der Forststrasse ab und gelangt nach ca. 15 - 20 Minuten zum Beginn des Klettersteigs.

Das Abenteuer beginnt....

Es war mein bis dato erster schwieriger Klettersteig und somit verfügte ich über keinerlei Erfahrung im Bereich KS 4/5/6 (C-/D). Es geht gleich knackig mit einer ca. 50 m hohen steilen Wandstufe los. Diese wird mit KS 4 beschrieben (siehe versch. Klettersteigbücher). Mit Trittstiften wird die Wand ein bisschen entschärft. Dennoch bedarf es immer der kräftigen Arm- und Fussunterstützung, um diese Wand zu bezwingen. Kleine Felsvorsprünge werden ebenfalls ständig benötigt, um genügend Halt und Trittsicherheit zu finden. Die Stelle verschafft schon mal einen guten Einblick wie es so weitergeht. Recht viel leicht wird es nicht mehr. Es geht unaufhörlich im schweren Bereich weiter.
Ich verzichte hier auf die detailgetreue Beschreibung des Klettersteiges, um erstens Fehler zu vermeiden und zweitens mich auf die Erlebnisse zu konzentrieren. In den gängigen Klettersteigführern wird dieser Steig sehr gut beschrieben. Ich war auch ehrlich gesagt zu sehr mit Klettern/Trittstiften/Suche nach Felsvorsprüngen beschäftigt, um mir alles genau zu merken.
Nach ca. 1 Stunde hat man den ersten Teil gemeistert und man kann sich endlich ein bisschen erholen, denn der nächste Teil wird noch schwieriger. Es folgte "meine" Schlüsselstelle. Eine senkrechte ca. 100 - 150 Hm hohe Wand. Hier kann man auch den Notausstieg nehmen, der auch reichlich genutzt wird. Bis dato konnte man sich ja an das Arbeiten mit Händen, Armen und Beinen gewöhnen. Nix gibt's mit "am Seil hochziehen". Die Kraft würde nie reichen. Problem an dieser Wand ist die Tatsache, dass ein Trittstift abgebrochen ist. Dort ist das Kletterseil sehr lose. In ca. 3 - 4 Meter Höhe muss man einen Spagatschritt nach links machen, um weitere Felsnischen, Trittstifte oder Trittklammern zu erreichen. Das lose Seil macht es äusserst problematisch einen sicheren Halt zu finden. Man kann sich recht schlecht mit den Armen und Beinen abstützen, da man keinen richtig guten Griff findet. Dann geht es senkrecht die Wand hinauf (lt. Buch KS4). An dieser Wand befinden sich - wie sonst nicht üblich - relativ viele Trittstifte und Klammern. Oben angekommen, könnte man wiederum zum Notausstieg gelangen (rechts abgehen). Der Notausstieg würde zur Steiner Alm bzw. hinauf zum Reichenhaller Haus (Abstiegsroute) führen. Hat man den zweiten Notausstieg - hoffentlich wohl überlegt - hinter sich gelassen, geht es hinauf zum 300m langen Panorama-Quergang. Man hat tatsächlich ein tolles Panorama, wenn man senkrechte Felsabstürze usw. gut leiden kann. Teilweise sind ziemliche Spagatschritte notwendig, um am Felsen entlang zu klettern. Trittstifte sind nur sehr spärlich vorhanden. Ich kann nicht sagen, ob die Wassertropfen bzw. der Wasserfall aus meinem Klettersteighelm Schweiss- oder Angsttropfen waren. Irgendwie beides. Nervenkitzel pur. Immer volle Pulle  Schockiert Problematisch sind die "Spreizschritte". Bei einer Körpergrösse von 1.86m geht's ja noch, aber kleinere Personen haben da riesige Probleme!
Der Klettersteig führt anschliessend kurz bergab und dann zu einem ca. 250 m hohen Pfeiler. Auch hier gilt - nahezu keine Trittstifte/hilfen, extrem exponiert, sau anstrengend. Wenigstens ist der Fels glatt und dafür senkrecht!  Zwinkernd Die Bücher sagen KS5/6. Man kommt an einer Schutzhöhle vorbei und dann geht es zum Schlussakkord. Dort gibt es dann einige Trittklammern. Diese sind sehr dankbar, denn man merkt die Arme nun doch schon gewaltig. Durch vorgehende Klettersteigfreunde geht es auch recht langsam vorwärts. Auch schön - denn dann kann man wenigstens die schöne Aussicht an einer senkrechten Wand klebend geniesen. Sofern man einen geeigneten festen Tritt gefunden hat. Die Schwierigkeit hier - KS4/5. Es war stets extrem exponiert und der Fels ist manchmal ein bisschen bauchig.

Ich war letztendlich sehr froh, dass Gipfelkreuz erreicht zu haben. Wo meine Grenzen sind weiß ich nun genau - in Piding Smiley Die technischen Schwierigkeiten sind das Eine, die enorme psychische Belastung das Andere. Der Abstieg über den Normalweg eignet sich hervorragend, um sich wieder zu beruhigen Zwinkernd

Alles Gute und - sagen wir - viel Spaß beim Pidinger Klettersteig, der sog. rassigsten Eisenführe Deutschlands (Rother Klettersteigführer Bayern/Vorarlberg/Tirol/Salzburg)
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« Zuletzt geändert: 24.08.2010 um 20:41:51 von Ingo_M »  
 
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