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Der abweisende Balfrin, 03.07.2012 (Gelesen: 7093 mal)
Vogelfreund
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W-Nds
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Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
11.07.2012 um 18:32:02
 
Der abweisende Balfrin, 03.07.2012


„Zeit“ fanden wir, also Hochtouren-Start Anfang Juli. Mit Montanero.
Schweiz, Wallis, wo sonst. Doch Winter-Schnee hatte bzw. hat es noch reichlich.
Daheim der Wetterbericht ... anscheinend brauchbar. Doch vor Ort reichlich Regen, drei Pässe (Grimsel-Furka-Simplon) gleich mal gesperrt.

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Bäche machten auf Ungeheuer (2. Juli). Oberhalb Gasenried.

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Viele waren da nicht unterwegs. Auch die wurden nass.

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An der Bordierhütte (2883 m) abends dann schön. Doch Hohbärg- und Dirruhorn eher abweisend.

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Wecken um 3 Uhr?? Für den Balfrin?  * grrrmpfff *  Hat doch nur 3795 m. – Andrerseits, bei dem komischen Dampf-Wetter sollte Mensch in der früh weit gucken können und sowieso trocken bleiben, so die Abend-Meinung. Sicher, mehr Schlaf ... doch schließlich ist Urlaub, da braucht´s das nicht. Zogen so 4 Uhr los.

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Jedenfalls sah es dann sehr lohnend aus.

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Westlich gegenüber eröffneten Zinalrot- & Weisshorn glänzend.

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Auch der Blick aufs Mattertal machte auf schön. Blick gen Nordwest.

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3. Juli, fast 7 Uhr. Hell war es längst. Allerlei Schnee auf den Blocksteinen, darunter teils Eis. Aufmerksam Treten war angesagt.

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Gen Ulrichshorn zog eine Gruppe aus dem Nachbarlande (Tele/Ausschnitt). Die „Sicherungstechnik“ war ... hmm, was sagt Mensch dazu ... „state of the art“ jedenfalls nicht.


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Am Nadelgrat hübsch viel Schnee. Lenzspitze – Nadelhorn – Stecknadelhorn – Hohbärghorn – Dirruhorn. Nein, dahin würde es uns jetzt nicht führen; letzteres via Nordgrat war daheim angedacht.

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Bietsch- & Aletschhorn als „Pyramiden“ im Dunst. – Vom Gross Bigerhorn (3626 m) aus ließ das Berner Oberland nichts mehr von den Starkregen-Eskapaden der Vortage erahnen.

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Zum Balfrin war´s eher Winterlandschaft. Zuvor Stellen I am Blockgrat. Bei all den vereisten Steinen jedoch ... „anders“ und daher Obacht, Steigeisen zogen wir auf.

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Rückblick aufs Gr. Bigerhorn. Die Spur ist unsere, niemand sonst war da. Ok, ein Schneehuhn noch, etwas vor uns.

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Von der Hütte aus scheint alles eng beieinander, doch das Stapfen zum Vorgipfel des Balfrin zog sich. Mühsam ging es, bis zum Knie öfter in den Firn. Die Steine waren trügerisch, letztlich ist alles lose, nur der weichende Frost bappt´s zusammen.

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Nun denn, Balfrin-Vorgipfel, etwa 3783 m (10:13 h).

Zwar erst 10:15 Uhr, doch wir stoppten. Der Blick gen Süd zeigt, ganz oben standen wir nicht. Es war unsere erste Hochtour dieses Jahr, akklimatisiert waren wir nicht. Der weiche Schnee verlangte Tribut. Zum Hauptgipfel könnte es noch länger als eine halbe Stunde gebraucht haben; oneway. Die Kondition verausgaben? Beim Abstieg vom Bigerhorn wären wir lange exponiert.  Wolken quellten, die Wetterküche verriet nicht wirklich, was würde – dass es letztlich hielt, war nicht ausgemacht.
Bei „normalen“ (Sommer)Bedingungen und akklimatisiert war ich da im Vorjahr in einem Drittel der heutigen 6 (!) Stunden.

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Bald abwärts. Im großen Firnfeld oben die Aufstiegsspur in den westlichen Steinen (rechts) und der Abstieg im östlichen Firn (links; 11:40 h). Die Tritte gingen tief und es stollte etwas, die Steigeisen hatten wir anbelassen. – Wolken kamen mal auf und vergingen wieder, das ging fast den ganzen Tag so. Regen/Gewitter gab es nicht.

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Beim Rückweg unterhalb des Gr. Bigerhorns waren wir auch mal in den Wolken (12:42 h). Die Sonne taute das Eis zügig, auf dem Hinweg hatte es reichlich mehr. Auch der Schnee wurde weicher und führte zu Fußausrutschern.

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Unterm Ulrichshorn schienen die Franzosen den ganzen Berg erkunden zu wollen, jedenfalls war der Spurverlauf etwas seltsam. Nun in zwei Seilschaften mit Abständen von nur 2-3 m, warum auch immer derartig. Und langsam. (12:18 h).

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Aufgebrochen waren wir fast zeitgleich, knapp 14 Uhr waren sie noch nicht am Windjoch. Nur sehr wenig Schnee löste sich vor allem beim offenbar einzig Spurenden, wenngleich es auf Distanz und wegen der Hanghöhe nach mehr ausschaut. Der letzte der ersten Gruppe rutschte einmal 3-4 m ab, schien aber selbständig und einfach stoppen zu können; beobachtete sie länger mit dem Fernglas. Lawinen bzw. Schneebretter sahen wir nirgends.

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Unser Abstieg zog sich und war anstrengender als hinauf. Vereinzelt landete einer von uns doch auf dem Hosenboden; der Weichschnee. Wolken waberten und zogen davon (14:15 h).

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Mehrere Pausen, so 15:30 Uhr zurück über Tausende unerquicklicher Steine. An der Hütte waren die üblichen Verdächtigen dem „Ruf“ des Hüttenwirts gefolgt ...

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Am 4. Juli frühstückten wir gegen 7 Uhr und zuckelten äußerst gemütlich gen Gasenried, wg. Asphaltierung war die Straße eh gesperrt. Die Route über den Gletscher ist vom Hüttenwirt mit rotem Drahtgestell gut markiert, wir gingen beide mal ohne Steigeisen (aber mit Stöcken). Auf der Mittelmoräne ein Steinmann. Zwischendurch ein kleiner Gletscherbach. – Bald 14 Uhr waren wir gerade vor Regen & Gewitter in der ersten Gaststätte.


Balfrin, der Abweisende. „Gescheitert“ ... ojemineh. Doch wie sagten es die Niederländer „de hobbeltjes lopen niet weg“. Wohl war. Ich werde wiederkommen, „für ein paar Meter mehr“ (Gruss an C.E.). Warum auch nicht. Schöne Landschaft, sehr freundliches Hüttenteam. Zugegeben, die vielen Steine zum Gr. Bigerhorn sind abträglich ... doch es lässt sich ja auch von Nord her ansteigen, via Riedpass als Gletscher-Seilschaft ... ein paar Steine sparen.

Vf
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Bergfan62
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Re: Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
Antwort #1 - 12.07.2012 um 16:16:55
 
Wow, ist das schön da ...
(Oder: Wie lange hab ich denn keine Berge mehr gesehen, ist echt faszinierend.)

LG Birgit
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Re: Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
Antwort #2 - 12.07.2012 um 21:29:27
 
danke für einen hochtourenbericht mit so viel besonnenheit und vernunft - und so WUNDERSCHÖNEN bildern!

servus
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Re: Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
Antwort #3 - 13.07.2012 um 23:14:19
 
kann mich Giselas Kommentar nur anschliessen - schöne Bilder und besonnenes Handeln.

Die Berge sind halt kein Abenteuerspielplatz sondern Natur pur.
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Vogelfreund
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W-Nds
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Re: Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
Antwort #4 - 14.07.2012 um 00:34:03
 
Nachtrag, gleiche Stelle vom GrBigerhorn zum Balfrin vom 02.10.2011 und 03.07.2012. A bisserl zwei Welten.
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Re: Der abweisende Balfrin, 03.07.2012
Antwort #5 - 10.09.2012 um 15:31:38
 
Und schwupp ist er wieder weiß :

...


Aufstieg zum Bigerhorn war mühsam auf reif- und eisglatten Felsen, aber erst ab 3400m mehr Schnee, der war dann eher nützlich. Übergang zum Balfrin ohne Steigeisen dann an der Schnee/Fels Linie und etwas heikel, Steigeisen blieben auf der Hütte, warum eigentlich ?
Hatte deinen Bericht doch gelesen und war deshalb hier, aber ein anderer Hüttengast meinte : "Braucht man nicht", Depp damischer aber selber genauso dämlich...
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