Do: Aufstieg
Nach einer Fahrt über die schon als historisch zu bezeichnende Arlbergbahn
hier ein Blick zum Wasserfall von Wald a.A. lesen mich Donnerstag um 13 Uhr 30 Hermann, Imma, Klaus und Margit in Landeck- Zams auf.
Wir fahren bei immer weniger Sonne nach Schlinig
Damit ´wir gleich wissen wo wir dran sind.und steigen bei zunehmenden Schneefall auf die Sesvenna- Hütte.
Perfekte Verhältnisse. Warum habe ich Blödel eigentlich das Eiszeug daheim gelassen?
Manchmal liegt der Schnee noch ein wenig höher.
Eine gute Stunde ab Beginn des AnstiegsDer „Trockenraum“ ist unbeheizt und der Wirt vorsichtig ausgedrückt sehr unfreundlich, wenn wir unsere feuchten Jacken über die Stuhllehnen des nahezu leeren und zum Zweck der Bier- Umsatzsteigerung gnadenlos überheizten Gastraums hängen. Das Essen hingegen ist erste Sahne. Um ausreichend Kalorien für die streckenmäßig langen Touren in für Ostern ungewöhnlicher Kälte müssen wir uns auch nicht sorgen, die Menge reicht sogar für mich. Andere brauchen allerdings noch 2000 Extra- kcal in Form von Bier – und das jeden Abend. Und sind trotzdem schlanker als ich.
Fr: P. Sesvenna
Laut Wetterbericht ist heute der schönste Tag, daher wird die „Top-Tour“ des Gebiets vorgezogen. Die freudige Aussicht bei strahlenden Sonnenschein in die Berge zu gehen lässt mich den Ekel beim Einsteigen in die steif gefrorene Überhose und Jacke ignorieren. Mein Groll auf den Hüttenwirt wird besänftigt, indem er mir eine Sonnenbrille ausleiht.
Nicht nur dass das Gelände mit Ausnahme des Gipfelaufschwungs ausgesprochen flach ist, die einzige Spur, die schon liegt, ist von einem ausgesprochenen Flachspurer angelegt worden, so dass wir min. 3 km für die ersten 150 hm zurücklegen.
Meinen Plan, selbst ein paar dieser endlosen Spitzkehren abzuschneiden und einigermaßen geradlinig neu zu spuren, muss ich aufgeben, nachdem sich herausstellte, dass die drei trotz ihres fortgeschrittenen Alters (ich bin einer der Jüngsten) und der eigentlich Spaß suggerieren sollenden Bezeichnung der Truppe „Funteam“ ein für meine Begriffe heftiges Tempo an den Tag legen.
Zeit fressende scheinbar endlose Flachstücke degradieren die sorgfältige Zeitplanung des immerzu Bedenken tragenden Udos zur Makulatur. Denn Udo rennt viel im Flachland, plant für zwei km Flachstrecke auch bei viel Schnee max. 10 Minuten ein und wundert sich dann dass die anderen nicht Schritt halten können. Sicher spielte auch eine Rolle, dass wir alle noch nie da waren und natürlich bei dem laut Wettervorhersage in den folgenden Tagen nicht erwarteten Sonnenschein das herrliche Bergpanorama genießen müssen.
Schlechtwetter auf der Flucht
Man umgeht den Hügel rechts neben dem Hüttenhang (in Bildmitte)
Im Hintergrund die zeitweise als Zollanlage genutzte alte Hütte mit allerdings deutlich besserer Aussicht
Hatscher I
Hatscher II
Hatscher III
Endlich: Ziel in SichtDazu kommt die Fehlinformation des Wirts, dass wir den Ostgrat nehmen sollen, wovon Udo wg. oberflächlicher Vereisung absieht. Zum Glück, möchte man sagen, denn weiter oben stellt sich der Grat als einiger Maßen überwechtet heraus. Ergebnis ist eine Stunde Zeitverlust durch unnötige Wühlerei zur gut mit Schi gespurten und vollkommen unproblematischen Ostflanke. Runter und die Spur hoch wäre schneller gegangen, aber hinterher ist man immer schlauer. Imma und Mirjam machen vor dem Schlussanstieg Pause und warten auf uns. Schade für die zwei. Statt 10 Uhr 30 sind wir um 13 Uhr oben.
Gipfelpanorama fällt heute aus wg. "ist nicht"Udos sportlicher Ehrgeiz muss da leider genau so hintanstehen wie mein heimlicher Groll auf das fast einstündige Frühstück mit reichlich Smalltalk und die Probleme, die viele damit haben, ihre fünf Buchstaben aus dem Lager zu schälen. Wir sind in beiden Fällen 3 zu 1 für die gemütlichererere Variante, aber Udo trägt es wie ich mit Fassung, denn schließlich ist es wurscht, ob wir um 14 oder 16 Uhr 30 zurück sind. Hauptsache es ist nicht 19 Uhr ,dann dann würden wir das Essen um 18 Uhr 30 verpassen
Der Sonnenschein kommt mittler Weile in Flockenform herunter, jeder Snowboarder würde sich freuen. Nur wir sehen am Weg nach unten nichts mehr, die sicher spaßige Abkürzung über den bis 45° steilen Hüttenhang müssen wir uns daher wg. zweier eingelagerter Felsinseln leider schenken. Mit dem Höhenmesser tasten wir uns am Geländeprofil entlang die letzten 300 m zu der Scharte oberhalb der Hütte, ab da folgen wir dem Krach aus dem Generator. Ohne Ablenkung durch das Panorama schaffen wir es tatsächlich in 2 ½ Stunden nach unten, und das obwohl ich mir am tiefsten Punkt des Sesvennagletschers einen veritablen Hungerast gelaufen habe und diesen mit reichlich Riegeln und Keksen erst mal absägen muss.
Wer am Aufstieg keine Bilder gemacht hat, kann sich das am Rest des Tages auch schenken Das Essen ist lecker wie immer und die Rotweinpreise (für die Karaffe) folgen zum Glück „normal“italienischen und nicht speziell Südtiroler Gebräuchen.
Lecker Lammkeule
Auswirkungen des RotweinsWir gratinieren den Bernd noch zum Purzeltag. Ab heute gibt es nur noch einen, der jünger ist als ich, den Klaus nämlich.
Sa: Ras(s)assspitze
Bei strahlend versprochenen und leidlich erfüllten Sonnenschein starten wir zur Halbtagstour auf die Ras(s)assspitze Nach einigen Debatten nehmen wir keinen der zur Debatte stehenden Wege. Wichtig ist dass wir alle oben angekommen sind und niemand abgestürzt ist. Der gewählte Mittelweg stellt sich dann als goldrichtig heraus, auf beiden anderen Wegen sind andere Leute abgestiegen, denn der Schnee ist steil, verpresst, und einen Absturz über die unterhalb der verworfenen Spuren befindlichen Felsabbrüche würde niemand überleben. Bei durch zunehmenden Schneefall abnehmender Sicht (das kommt uns bekannt vor) erreichen wir den Ostgipfel, wo die Unsichtbarkeit des geschätzt 100 m entfernten Gipfelkreuzes in Kombination mit einem 2 m tiefen Felsabbruch zur Kapitulation aller (bis auf Bernd und mich) führt. Der Abstieg erweist sich mit Steigeisen als wirklich einfach, der Weg zum Hauptgipfel aber weiter als geplant. An dieser Stelle auf eine Wechte zu treten ist schlecht für die Gesundheit. Fallen möchte man auch auf die andere Seite nicht. Das Gelände ist bei Wahl eines geeigneten Pfades allerdings wirklich einfach. Eine halbe Stunde später sind wir zurück bei den Rucksäcken.
Die Spuren nach unten sind natürlich längst verweht, nur an den Steilstufen lassen sie sich noch erahnen. Bernd unterschätzt die Tiefe einer Stufe um etwa 90% und findet sich perfekt paniert an ihrem unteren Ende wieder. Nachdem ihm nichts passiert ist, springe ich hinterher, danach halten wir uns nur noch nach Westen, wo der Hang so flach ist, dass wir unbefangen auch blind in Falllinie absteigen können.
Das Tal ist dann so breit, dass wir die begrenzenden Hänge beide nicht sehen, und so finden wir mit einem Suchkreis um den westlich vorgelagerten Hügel die Hütte, ohne über den Schlinigpass gegangen zu sein.
Der Rest der Truppe war auch noch nicht so lange da, die hatten nämlich das gleiche Problem wie wir und nahmen z.T. sogar den gleichen Umweg. So sorgte sich niemand übermäßig um uns. Dennoch sind wir froh, wieder vollständig und –zählig vereint zu sein.
Vom Anfertigen fotografischer Abbildungen konnte man den ganzen Tag wg. absoluter Sinnlosigkeit getrost absehen.
Habe ich eigentlich schon gesagt wie gut das Essen auf der Sesvennahütte ist? Immerhin hält Essen und Trinken Leib und Seele zusammen.