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Traumtage im Rätikon (Gelesen: 14182 mal)
Lamл[tm]
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Traumtage im Rätikon
05.10.2011 um 12:47:07
 

Liebe Bergfreunde!

Habe 3 Traumtage im Rätikon mit Fabi gehabt.

Erholsame Nächte an einem wunderbaren Sonnenaufgangs- Biwakplatz 100 m unter der überfüllten Carschina- Hütte. Das Essen auf Carschina ist sehr lecker und man bekommt so viel man will. Wichtig; Vorbestellen bis 12 Uhr, wer nach 18:30 kommt, sollte sich mit ungefährer Ankunftszeit melden. Für die 22 CHF bekommt man in keiner Talgaststätte ein gleichzeitig so gutes und reichhaltiges Essen.

Anreise mit Bahn, weil ich Dussel den Führerschein in Stuttgart liegen hatte und mir ohne dieses Stück Pappe die Autovermietung kein Auto geben wollte Traurig Bahnfahren in der Schweiz ist echt gut, aber für Leute ohne Halbtaxabo nahezu unbezahlbar. Im Zug von St. Margrethen nach Landquart gab es dann mitgebrachtes Sushi vom Bodenseefelchen.

Klettern in der Sonne mit dem besten Kletterpartner der Welt, Verhältnisse hätten besser nicht sein können. Auch im über 2800 m hohen Gipfelbereich nordseitig kein nennenswertes Futzelchen Schnee, die durch die Wand geschleppten Grödel bleiben im Rucksack. Wir gehen am Samstag die Staneck- Neumann (SW-Wand) (6-), am Sonntag den Südpfeiler (4+A0/6) an der Sulzfluh und hängen am Montag, von der großartigen Linie des Südpfeilers noch ganz illuminiert, nur noch eine nicht identifizierte Sportkletterroute an der kleinen Ostwand an. Samstag Nachmittag und Montag ist es noch mal richtig hochsommerlich warm.

Der Kletterbetrieb hält sich sehr in Grenzen. Genau eine Seilschaft an der Sulzfluh. Sonntag und Montag gehört  die ganze Sulzfluh- Südwand uns zweien ganz allein. Was machen die Kletterer eigentlich?

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Im legendären Weltkulturerbe Rhätischen Bahn (www.rhb.ch). Leider war es dunkel und der Blick auf die großartige Landschaft blieb un verwehrt.

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Nach dem Biwak bei Pany: Wir nähern uns dem Tourenziel ...

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... und errichten das Lager mit diesem herrlichen Sonnenaufgangspanorama

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Hüttenname, Drusen- und Sulzfluh sind unübersehbar. Außer uns ist genau eine Seilschaft in der Sulzfluh.

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DAS soll nur eine 5- sein?

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Nach der Schlüssellänge, anhaltend 6-

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Ich hatte mich durch die Spalte unterhalb gequetscht

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"Liegestand"

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Nordgipfel und Hauptgipfel vom Westgipfel

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Gipfel>zensiert< Berg >zensiert<!

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Der Rückweg ist lang, bietet aber einen wunderbaren Blick auf die den ganz Extremen vorbehaltene Westwand der Scheienfluh (Panaroma).

Die Tage sind halt schon kurz. Aber das Essen schmeckt auch im Dämmerlicht der Hüttentrerrasse, während im Gastraum der Schalldruck einer startenden
Iljushin
herrscht.

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Eindrücke aus der großartigen Linie der Südkante.

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Scheienfluh und Wissplatte von oben

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Gleich wird es Tag

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Hier ging es gestern hoch.

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Letzter Gruß an die Drusenfluh - Fabi schwärmt die ganze Zeit von der Gesamtüberschreitung.

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In den "sportlichen" Routen der (Panorama) Ostwand

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Lebt wohl ihr Berge ....
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« Zuletzt geändert: 02.05.2013 um 10:39:45 von Lamл[tm] »  

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Re: Traumtage im Rätikon
Antwort #1 - 05.10.2011 um 12:49:39
 
Tipps
Allgemeines
  • Die Garschina- Hütte als die kleinste der auf der in mehreren z.T. vielseitigen Zeitschrifts- Berichten im Übermaß beworbenen Rätikon- Runde gelegenen Hütte ist an Wochenenden oft Monate lang ausgebucht. In solchen Fällen ist das Zelten auch dann geduldet, wenn es eigentlich schon "Lagern" ist.
  • Vor allem die SL bis 5 sind mitunter schwerer als erwartet. Die Sechser sind dann wieder "schweiz- typisch", d.h. geringfügig schwerer als in .de. Einige Seillängen gehören zum Schönsten, was ich je gestiegen bin.
  • Während sich der Original- Südpfeiler überwiegend durch Rinnen und Kamine gräbt, sind buchstäblich "auf" dem Pfeiler einige wunderschöne, überwiegend plattige Seillängen eingerichtet. Einem eingefleischten Albinisten wie mir kommt die Art der Kletterei sehr entgegen. Trotz der Bolts sollte man aber nicht an jeder Stelle fallen Smiley Bei 18 SL sollte man im Oktober ohnehin ein wenig die Finger aus dem Arcsh nehmen. Die haben da nämlich nichts verloren. Smiley
  • für den Abstieg steht ein Wanderweg zur Verfügung. So gehört das Smiley. Es gibt auch einen Schnell- Abstieg, der jedoch nur mit Ortskundigen aufzufinden ist. Für alle anderen wird er ganz schnell zum "Ganz-Schnell- Abstieg"


Warnungen:
  • Der Zugang zur SW- Wand ist steinschlägig - nie durchs offene Gelände, sondern immer entlang der Deckungen aufsteigen. Die als Auslöser verdächtigte Seilschaft vor uns war aber nicht schuld, eher das Abschmelzen des Schnees der Vorwoche. Ab SL 5 wird das Gestein schlagartig vom üblen Bruchladen zum sprichwörtlich bombenfesten Rätkalk. Also: Nicht zu früh aufgeben.
  • Korpulente haben ein Problem in der vorletzten Länge.
  • Im Geröll im Mittelteil des S- Pfeilers ist das Auslösen auch mittelgroßer Steinlawinen kaum zu vermeiden. Daher die Route nur als erste Seilschaft oder gar nicht angehen. Außerdem ist hier ein "Point of no return" eingebaut. Also besser nur bei stabilen Verhältnissen einsteigen. Auch in der Staneck/Neumann stelle ich mir einen Rückzug anspruchsvoll vor, vermutlich geht das nicht ohne Seilverlust. Alles trotz eingerichteter Standplätze. Der Abstieg über den Vorbau ist sicher auch nur bei Trockenheit keine Herausforderung.
  • Die A0- Stelle in SL 17 geschieht an einem zur Hälfte herausschauenden Normalhaken. Wer das nicht frei (nicht ganz fest, 6, athletisch) bringt, sollte eine lange steife Expressschlinge mitnehmen und den 1,5 m darüber angebrachten Bolt aus dem Schulterstand einhängen. Die mit Sicherheit 100% spaßfreie Umgehung der SL 17 wäre schon in SL15 einzuleiten.
  • Insbesondere für die 10- 15 m zum ersten Bolt in den Sportkletterrouten braucht man einen entspannten Vorsteiger. Hier noch mal ein fettes Dankeschön an Fabi, der über zwei Grade Reserve mehr verfügt als ich.


Der Panico- Führer ist mitunter etwas "seltsam".
  • Staneck / Neumann:
    SL 2 geht nicht gerade hoch sondern links weg. Gerade hoch ist eine grausam brüchige Rinne, die direkt zum dritten Stand führt. Nun ja, dem Fabi macht das nicht wirklich was aus.
    SL 3 endet nicht auf einem Köpfl, sondern 5 m tiefer. Dadurch wird dann SL 4 vernünftig lang.
    Vorsicht, in SL 4 ist eine "eingehumuste" Schlinge um einen losen Block. Wer sich daran festmacht, ist schon so gut wie tot. Wir hatten kein Messer mit, um das Ding rauszuschneiden, und das Teil der Schwerkraft übergeben wollten wir nach kurzem Disput auch nicht. Wen kann man auf solche "Bomben" anprechen?
  • Sulzfluh Südpfeiler:
    Der im Führer eingezeichnete Zustieg von links existiert nicht.
    In SL 4 fehlt der Hinweis, dass die Verschneidung an dem "mittelmäßigen" Zwinkernd Normalhaken scharf nach rechts zu verlassen ist. Wer sich weiter nach oben gräbt, kann am Ende der Verschneidung an einem guten Keil zum Stand queren.
    Die logische Linie in SL 12 ist nicht richtig. Hier links ausqueren, der Rest ergibt sich.
    In SL 13 könnte ein 50 m- Seil knapp werden.
    Zwischen SL 13 und 14 ist eine SL komplett unterschlagen. Sie geht ca. 20 m durch eine Rinne nach oben, Stand am Fuß der nach link führenden Sekundärrinne, durch die der Weg weiter verläuft.
  • Kleine Ostwand:
    Nachdem ein paar neue Routen hinzukamen, sind die Einstiege kaum mehr zu identifizieren. 
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« Zuletzt geändert: 06.10.2011 um 16:36:18 von Lamл[tm] »  

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Re: Traumtage im Rätikon
Antwort #2 - 28.04.2013 um 21:04:58
 
Nachtrag:
Fabian starb am 30.01.2013 am Ortler, gerade erst 19-jährig.
Ein persönlicher (und suchbarer) Nachruf muss aus Rücksichtnahme auf Hinterbliebene und enge Freunde unterbleiben.
Aus dem Netz zusammengetragene öffentlich zugängliche Informationen sind in http://www.lampatzer.de/Trauer/links.htm verlinkt oder kopiert.
Von Antworten wie "Selbst Schuld" u.ä. bitte ich Abstand zu nehmen. Selbst wenn sie sachlich nicht ganz falsch liegen sollten, ändert es nichts daran, dass sein Tod für mich tragisch und für Hinterbliebene und enge Freunde ein katastrophaler Verlust ist.

Bereits die wertungsfreien Informationen sollten ausreichen, dass es weder seine bei Begeisterung wie Smaragde leuchtenden Augen noch seine Figur, um die ihn die meisten Fitnessmodels beneiden müssten, waren, die mich so sehr an ihn hängen ließen. Anders lautende Verdächtigungen, gerade wenige Tage nach der Todesnachricht, haben mir sehr weh getan.

Dankbar bin ich ihm, dass er mich ein zweites Mal in die Berge begleitet hat und noch öfters dazu bereit war, obwohl sr schon wusste, dass ich ihm in keiner Beziehung das Wasser reichen konnte. Und ich bin ihm dankbar, dass er mich das nie in dem Sinne hat spüren lassen, dass ich mich nachher als "Pfeife" gefühlt hätte. Zu ihm habe ich hinaufgeblickt, weil er nicht auf mich herabgeblickt hat. Da könnte sich der gute Mann von http://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl?num=1171490974 eine gewaltige Scheibe abschneiden.

Fabi hat sich außerhalb der Berge durch besondere Hilfsbereitschaft ausgezeichnet: Bergwacht, Konfirmantenbetreuung und die Betreuung Trauernder (welche Ironie, kann er doch jetzt all denen, die ihn lieb gewonnen hatten, nicht mehr helfen), darunter auch mir, der ich ein gutes halbes Jahr vor seinem Tod meine Bergfreundin verlor - ebenfalls durch ein Bergunglück.
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« Zuletzt geändert: 30.04.2013 um 00:09:10 von Lamл[tm] »  

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