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Das Kreuz mit dem Kreuzberg oder Alter Mann am Altmann. (Gelesen: 9071 mal)
Lamл[tm]
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Das Kreuz mit dem Kreuzberg oder Alter Mann am Altmann.
19.08.2013 um 08:19:53
 
Vom 10.-12.August ging es in den Alpstein. Meine Erste Wahl war das nicht, aber dafür, von K** mitgenommen zu werden, sollte man Kompromisse machen.

Sa: Kreuz & quer durch den Kreuzberg. (Einen Querberg gibt es nicht.)

Wir, also der aus der Vorwoche bewährte, die Veröffentlichung seines Namens ablehnende K** und ich, starten am Freitag gleich nach der Arbeit zur Hundsteinhütte. Der Aufstieg durch den uns vor brüllender Hitze schützenden Brülistobel geht ja noch, aber am Plattenbödeli hat uns die gnadenlose Sommersonne wieder. Eine Gerstensuppe und einen Käsefladen später verkrümelt sich die sonst gern als „liebe Sonne“ verklärte Feindin hinter dem Kamor.
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Zur Hundsteinhütte kommen wir trotzdem nur verschwitzt, aber dafür gibt es ja eine zum Waschbottich umfunktionierte Tränke, in die ich gleich hineinsteige; die liebe Sonne hat das Wasser darin so richtig schön pisswarm gemacht. Wäre es doch immer so angenehm, sich auf Hütten zu waschen. Da verzichtet man schon mal gern auf den offiziellen Waschraum.

Nach einer Flasche Wein fallen wir ins Lager, danach latschen wir zu den Kreuzbergen, bereits um 8 ist es so heiß, dass außer Nordwänden nichts in Frage kommt.
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Der Einstieg zur "Nordost" am rechten Rand der Graszunge in Falllinie des Gipfels ist nicht schwer zu finden, das Gras gefühlt senkrecht, exakt das Richtige für meine Trailrunning- Schläppchen. Regnen sollte es aber nicht, unter der Grasflanke wartet nämlich noch ein Felsabbruch auf die Freunde des Grasrutschens.

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K** übernimmt dankenswerterweise den Vorstieg der zwar einfachen, aber routentechnisch verzwickten ersten Länge und überlässt mir die gut gesicherte Schlüssellänge sowie nach Überholung durch eine drängelnde Führerpartie(?) noch die nächste Seillänge. Laut Topo sind hier 5 Normal- und 4 Bohrhaken auf 35 m verteilt, also alles im grünen Bereich. Wie man sich täuschen kann. Warum auch immer, die Sanierer meinten, zu den 5 auf der (wenn überhaupt) 6 m langen Schlüsselstelle konzentrierten optisch und akustisch recht passablen Normalhaken nochmal 4 Bolts dazu packen zu müssen. Was die sich wohl dabei gedacht haben? Vermutlich nichts. Die restlichen knapp 30 m sind ein Freesolo im Bruch der allerübelsten Sorte – die 10 m vorher erlauben noch einen Keil, die 20 m nach der Schlüsselstelle verlaufen über eine mit einer Schicht Kleinschutt bedeckte Platte zum Stand. Ein frisch geschlagener Normalhaken vermittelt auch kein wirkliches Vertrauen. Aber wenigstens etwas in dieser absoluten Flugverbotszone.

Ab hier verabschiedet sich die "Nordost" durch Rinnen und Schrofen unlohnend nach links, während wir mit der "alten Nord" das Herzstück der Wand in Angriff nehmen. K** packt die 6a- Länge, die in .de oder .at durchaus eine 7- Wert wäre, fast vollständig frei, die darauf folgende 6a+ gehe ich in künstlicher Hakenrasselei nach oben. Immer möchte ich das nicht machen, eine ganz witzige Erfahrung ist das trotzdem.
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Ab hier verabschiedet sich die "Alte Nord" wie vorher die "Nordost", während wir in die Flugroute einqueeren. Diese mittlerweile zum Normalanstieg mutierte Pläsierroute ist fühlbar beliebt, und Tage wie diese treiben die Kletterer geradezu in die im Alpstein seltenen Nordwandrouten, die nicht zugleich Mordwandrouten sind. Es geht zu wie auf der Autobahn, der nächste Stand ist eher ein Parkplatz, an dem wir nach zwei anderen Seilschaften antreffen. Der Seilschaft hinter uns wurde es dann zu blöde, die sind abgeseilt. Genüsslich geht es in zwei großzügig, aber ausreichend gesicherten Längen in namensgebenden fast perfekten Fluggelände mit zusätzlich der Option auf genug Keile (die selbst ich nur einmal gezogen habe), auf den sonnigen, 1884 m hohen Gipfel.
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Wir rasten ausgiebig, der Abstieg über die zum Abseilpiste ist nur noch Formsache, jedenfalls so lange man nicht zu denen gehört, die sich am Gipfel mit dem Heli holen lassen.
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die ersten 3 Seillängen. Oben links neigt sich das Gelände gerade so weit zurück, dass sich auf den Platten genau eine Schicht Schotter hält.

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Übergang Nordost - Alte Nord. Wer einiger Maßen gut 8- klettert, kann sich mittels "Kolonnentürli" die lebensgefährliche o.g. Schutthalde sparen. Es geht rechts vorbei direkt zum markanten Riss oben rechts.

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Unter dem Gras unten im Bild quert man nach rechts zum markanten Riss. In der Verschneidung rechts davon geht es an den Pfeiler rechts des Risses in Bildmitte, danach kommt die Schlüssellänge auf den Pfeiler.

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Den folgenden Gras-Schrofen-Schotter erspart man sich durch queren in die Fallinie des Lochs unter dem Gipfel und Nutzung der Flugroute.

K** geht noch eine Runde baden und schafft es gerade noch vor dem Gewitter zur Hütte,
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ich bevorzuge dann doch die Variante des Vorabends.
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« Zuletzt geändert: 20.08.2013 um 21:07:38 von Lamл[tm] »  

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Re: Das Kreuz mit dem Kreuzberg oder Alter Mann am Altmann.
Antwort #1 - 19.08.2013 um 08:26:22
 
Sonntag wechseln wir auf die Zwinglipasshütte.
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Brüllende Sonne unter dem Hundstein

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Passhöhe in Sicht

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Von hier gesehen ist der Altmann (gemeint ist der Felszacken oben rechts) eher spektakulär

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Jede Menge Neutourenpotenzial

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Neue Aussichten


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Endlich da.

Das übelste Wetter hängt plötzlich am Himmel, regnet sich aber im Raum Lindau-Bregenz ab. So richtig trauen wir uns nichts, versuchen die Einstiegsläge des Schnodernasenwegs am Altmann, der uns aber deutlich die Grenzen aufzeigt. 45 m mit 5 Haken, das lässt den K** am zweiten Haken abbrechen. Danach vergnügen wir uns noch eine Runde im Hüttenklettergarten, der so einfach aussieht, es aber richtig in sich hat. Zumindest wenn man keine Knieschützer für die Wasserrillen (bzw. gegen die Schneiden dazwischen) an hat.

Die Sektionshütte ist durch Rentner der Sektion Toggenburg ehrenamtlich bewartet, wodurch die Preise im Rahmen österreichischer Hütten liegen. Das Essen ist lecker. Nur das Warmhalten der mit Milch, Sahne und vermutlich auch Eiern gratinierten Kartoffeln auf unseren Wunsch war vermutlich keine gute Idee. Es führte nämlich dazu, dass wir uns ein bis eineinhalb Tage später das Essen nochmal ansehen durften.

Montag früh gehen wir etwas desillusioniert zum einfachen (4b) Westgrat, immerhin wollen wir ja noch auf den Gipfel und uns auch sicher sein dass wir das auch schaffen Smiley.
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Unübersehbar: Von links nach oben.

Um 8 starten wir, finden auf Anhieb fast den richtigen Einstieg, was mir eine durchaus schöne Extra- Seillänge beschert und sind ab der 3.SL so gut wie durchgehend in der prallen Sonne. Leichter Wind macht das aber angenehm, nur der Sonnenbrand auf den rechten Oberarmen soll uns später noch daran erinnern.

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Fette Ringe an den Ständen, dazwischen ein paar Laschen,

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und das bombenfeste Gestein erlaubt jede Menge Schlingen.

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Keine 3 Stunden nach dem Start sind wir am 2436 m hohen Gipfel, dessen Aussicht unbedingt & ausgiebig zu genießen ist.

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Hier müssen wir uns noch rüberschwindeln.

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Von nun an geht es bergab, und zwar richtig weit: Knapp 1600 Höhenmeter.

Der Normalweg (II) ist im Aufstieg markiert und hochglanzpoliert. Zum Glück kennt K** den Weg in Abstiegsrichtung, aber wirklich schwer zu finden ist er nicht – Einfach dort entlang gehen, wo der Fels spiegelt. War ich am Samstag im Gras mit meinen Schläppchen im Vorteil, so sind diese Dinger zum Felsklettern vollkommen ungeeignet. Deshalb darf ich noch zweimal Schuhe wechseln. K** hat die ganze Kletterei im Auf- und Abstieg mit seinen Universalschuhen absolviert. Sonst wäre es ihm zu einfach gewesen (und auch zu unbequem Smiley ).

Es folgt der sehr schier endlose Abstieg von 1500 Höhenmetern in unerträglicher Hitze. Der Rückweg führt uns noch an der Fählenalpe vorbei, wo wir uns mit lecker Zickenkäse und –wurst zu im Vergleich zum (auch deutschen) Laden zivilen Preisen eindecken.

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Rast im Schatten bei lecker Ziegenwurst und -Käse.

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Die Dreifaltigkeit wacht oben über den Kühen.

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Letzter kleiner Gegenanstieg.

In einer guten Stunde geht es zurück nach FN, wo wir das schöne Wochenende im Lammgarten bei untergehender Sonne ausklingen lassen wollen. Über den Geschmack des dortigen halbverbrannten, in Sc. Bearnaise ertränkten Entrcôte schweigen Gentlemen wie wir allerdings.
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Re: Das Kreuz mit dem Kreuzberg oder Alter Mann am Altmann.
Antwort #2 - 19.08.2013 um 08:29:42
 
Tipp:

Kreuzberge:

8 Gipfel (1884-2065 m) in einer Reihe, über 100 Kletterrouten zwischen zwei und 12 Seillängen, in schwierigen Passagen gutes bis sehr gutes Gestein, seltsame Art der Sanierung. Auf jeden Fall Keile und Friends mitnehmen, außer es ist ausdrücklich anders beschrieben. Ein paar Haken können u.U. auch nicht schaden. Die, von der "Flugroute" mal abgesehen, nahezu flächendeckend mit Flugverbotszonen ausgestatteten Nordwände sind einer der seltenen Fluchtpunkte für heiße Sonnentage. Südwände eher früh im Jahr angehen, für den Herbst sind die Wege oft zu lang.

Nordwände ideal von der  Roslenalp (nur Sa/So geöffnet), sonst von der Bollenwees oder der Hundsteinhütte (1 h incl. Suche nach dem Einstieg).

Südwände direkt vom Tal (Nasseel, 814 m) aus angehen, 600-800 Höhenmeter. Nutzung der Seilbahn zum Stauber(e)n ist landschaftlich natürlich sehr eindrucksvoll und erspart einen langen Anstieg, bringt nur zeitlich keinen Vorteil.

Altmann:

Nach dem mit einer Seilbahn und vielen Hotels verzierten Säntis mit 2436 m zweithöchster Gipfel des Alpsteins.

Von schuttgefüllten schattigen Kaminen über die Grate bis hin zu trotz Bolts abenteuerlich gebliebenen Routen ist hier alles vorhanden, so genanntes Pläsiergelände findet man nirgends. Der von uns gemachte Westgrat sollte auch für weniger versierte Kletterer mit Schlingen und Friends (Keile sind kaum einzusetzen) machbar sein.

Sinnvoll ist es, den als Abstieg genutzten hochglanzpolierten Normalweg schon einmal im Aufstieg gegangen zu sein und im Abstieg mit Kletterschuhen zu begehen. Zugang in 30-60 min. von der Zwinglipasshüte, dem Berghaus am Rotsteinpass oder für die ganz Harten von Wildhaus (zzgl. 1000 Höhenmeter pralle Südseite).
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Re: Das Kreuz mit dem Kreuzberg oder Alter Mann am Altmann.
Antwort #3 - 20.08.2013 um 16:44:37
 
Zitat:
Altmann:
..., so genanntes Pläsiergelände findet man nirgends...


Der Altmann Ostgrat ist (entgegen Beschreibung SAC Führer Topo) inzwischen sehr gut abgesichert. Fast alle Stände mit Ringen, dazwischen immer einige Bohrhakenlaschen. Wir hatten keine zusätzlichen Sicherungen angebracht...
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