Bernina & Co., 19.-26.07.2014 – Hochtour bei Omega-Wetterlage
Wieder einmal stand die Hochetage an - as every year. Viel Schnee lag noch in der Bernina, bis knapp 4 km hoch.
Vier waren wir dann. Kurz zuvor forderten die Nebenhöhlen noch ein Opfer. – Dank an Armin, Dirk & Joachim (DAV Giessen).
Via Albulapass (CH, Graubünden) gings vorweg von Punt Granda (2.251 m) zur Chamanna Es-cha (2.594 m). Kaum 2 Std. und rund 350 hm am Anreisetag, bei Sonne, blauem Himmel und guten Wetteraussichten. Die Hütte zuletzt voll. Im Süden leuchtete Pizzen voll Schnee (Palü, Bernina, Morteratsch).
Doch welch Lärm um eins. Stimmen, Licht. Gar „meine“ Leut. Kein früher Aufbruch, ein Leitersturz war es: Platzwunde am Hinterkopf mit Blutverlust von 50-100 ml. Von Petra & Tina solide verarztet. Am späten Morgen waren beide schon weg – werten Dank nochmals. Das nächtliche Telefonat mit der Klinik empfahl eine engmaschige Betreuung des Verunfallten, evtl. Hirnbluten müsse ausgeschlossen bleiben. Also alle 15, später 30 Minuten mittels Lichtstrahl die Pupillenreaktion testen sowie befragen ob Antworten ok oder wirr; sonst käme im Dunklen noch der Heli.
Tag zwo fiel entsprechend ruhig aus. Zu dritt gingen wir so 10 Uhr gen Porta d´Esch-cha (3.008 m). Wenigstens sehen wollten wir den Piz Kesch (3.418 m). Die Cirren am Vorabend deuteten es an, nun dunkle Wolken überall. Noch an der Porta das erste Nass. Zurück zur Chamanna: Schlaf nachholen und den richtig guten Schoko-Kuchen seinem Sinn zuführen. Die Hütte perfekt geführt, Essen gut & reichlich, morgens gar selbst gemachte Marmelade und überall Nutella-Gläser, das Müsli superb.
Jedenfalls mir tat der beinahe-Ruhetag gut, der Job zuvor richtig anstrengend, „Entschleunigung“ willkommen. Tags drauf Abstieg. Ins Samedan´er Spital kurz reingeschaut: Entwarnung für den Kopf; die 48 Std.-Ruhe-Empfehlung nahm keiner wörtlich.
Mittlerweile Dauerregen, der sollte zum Begleiter werden. Gibt ja Pferdekutschen ins Roseg-Tal, wir erwischten die regentauglichste und waren, oh Wunder, allein (23 CHF p.P., Rucksack ab 10 kg incl.). Vorbei an Madame Merkels Übungsterrain, der später zum Stockeinsatz führte. – Zuvor PKW an der Diavolezza geparkt (kostenfrei), mit dem Bähnli zurück nach Pontresina (8,20 CHF für die wenigen Kilometer bergab).
Auf der Chm. Tschierva (2.583 m) blieb es mit rund 20 Gästen ruhig. Alles tiptop. Ein Zimmer für uns, in der Hochsaison nicht selbstverständlich. Der nächste Morgen trüb, dennoch hinauf in Höhe und Firn, wenn wir schon mal da sind. Hinein in den Nebel. Bald leichter Schneefall. Anfangs ohne Steigeisen, auf dem firnreichen Gletscher war nichts gefroren. Der Piz Morteratsch (3.751 m) war um 10 Uhr ankündigungslos auch da, jedenfalls endeten alle Spuren, welche in Zahl zu den wenigen Absteigern passten. Der Neuschnee teils 10-20 cm, die Sicht ... hellgrau.
Die Gipfelroute war heuer eine andere als vor 8 Jahren. Keine Nordostflanke mehr, nun praktisch entlang des Nordgrates, nur einmal in die Felsen links ausweichend. – Via Fuorcla da Boval (3.347 m) steil hinab zur Chm. Boval (2.495 m), oben noch weicher Firn. Bei dieser Suppe will der Weg gefunden sein. Seilfrei oder mit Bergführer, je nach Gusto. Helm ist sinnvoll. Auf der Hütte wiederum ein eigenes Zimmer, auch sonst tiptop.
Und jetzt? An der Boval sind die Hochtouren-Optionen beschränkt, v.a. bei dem Wetter jener Tage. Dies war eine Omega-Wetterlage, so später die Meteo´s im CH-Fernsehen, Rekord-Niederschläge verbreitend. Der „Fuß“ auf Höhe der Schweiz. Machten lange Touren da Sinn? Etwa via Fortezzagrat zum Rif. Marinelli Bombardieri (2.813 m)? Um bei Schietwetter da festzuhängen? Zudem stand der „Konditionstest“ ja noch aus. Selbst meine Waden meldeten sich (sonst unbekannt; sie hielten). Zum teils nervig überlauten bis unfreundlichen Rif. Marco e Rosa (3.597 m) wollte ich nicht, die beachtliche Schlafhöhe käme für uns Tiefländer ohnehin zu früh.
Schließlich via Isla Persa (2.720 m) über freundliche Gletscher zum Berghotel Diavolezza (2.973 m), am 23. Juli, bei Schönwetter. Acht Jahre zuvor hingen Pers- & Morteratsch-Gletscher freilich zusammen, heuer nicht mehr. Der Gletscher längst aper, die Blicke gingen aufwärts, etwa zum Crest Agüzza (3.854 m), weit oben hinten.
Bei guter Pause (Isla Persa) schauten alle südwärts ... auf die Gipfel sich träumend.
Irgendwann weiter im grossdimensionalen Freilufttheater. – Mal innehaltend, den unfreiwillig Hang-rutschenden zuschauend. Doch letztlich nix passiert, vielleicht erschrocken. Ein paar setzten das Hosenbodenrutschen fort.
Zuletzt ein Weg-wirrwarer Schuttaufstieg und bald am Berghotel Diavolezza (2.973 m): Touriland. Spiegelsaal oder „Festsaal der Alpen“ – Terrassenblick gen Süd oder Nord. Bemerkenswert, zwei Bartgeier zogen talwärts vorbei, keine 100 m entfernt. Dirk sah sie zuerst, niemand außer uns schaute den majestätischen Greifvögeln nach. Auch Steinadler sahen wir zuvor schon, mal hier, mal da.
An der entfernten Bellavista-„Terrasse“ unten und rechts die Spur am Fortezzagrat.
Piz Bernina (nordseitig der Biancograt) und Piz Morteratsch, von der Terrasse aus geknipst. Dort Bier & Pommes, musste sein (letztere 8.80 CHF, dafür reichlich). Gegen 18 Uhr wieder dunkle Wolken. Vier Leut noch auf der Bellavista, vielleicht „genossen sie jeden Schritt“, kamen wohl nach 20 Uhr zur Marco e Rosa. Dorthin gingen viele, was hatten die bloß für Wetterprognosen?
Bei aller Hochtouristik unserer Unterkunft (69 CHF): Die Lager waren gut, die hier obligate Dusche nach 5 Tagen willkommen. Abendessen und Frühstück perfekt!