Wer z.B. sowas sehen will – Weisshorn, Dent Blanche, Rimpfischhorn, Strahlhorn, Matterhorn, Dent d´ Herens, Monte Rosa (gewußt wo, von links, meist hinten) – der muss halt rauf ...

Geknipst vom Gipfel des Mont Blanc de Cheilon (3.870 m), im Südwesten des Wallis (CH). Davon später. Zum Sommer also wieder Hamsterrad, ab in die Höhe. Doch unschön, 2016/2017 gab´s in der Hochetage wenig Schnee. Und im Mai/Juni wurde es schon heiß. Manch Gletscher arg früh tau-grau, erinnernd an 2003.
Nicht wirklich gut für uns, doch die Würfel zur Hochtour 22.-29. Juli 2017 waren längst gefallen. Armin & Jörg waren dabei (DAV-Giessen), No. 4 lädierte sich am Vorabend im Garten und fiel leider aus.

Charmant verlief der Aufstieg zur Cabane de Chanrion (2.462 m) am Ostufer des Lac de Mauvoisin (1.961 m), nachdem wir noch unterhalb der Staumauer den (öffentlichen) Betonweg durchs etwas versteckte Einweg-Drehkreuz genommen hatten. Später tat DIE Pause dann ihre Wirkung – eine gute Pause ist eh nur eine solche, bei der die Galoschen abkommen (bei mir ging´s ohne Blasen aus).

Der Höhenweg beim Lac de Tosfeiret (2.572 m) am 23.07.2017. Drumrum Niedermoor mit fruchtendem Wollgras. Ganz hinten oben fern hellgrau La Ruinette (3.875 m), diesmal kein Ziel. Zur Cabane des Chanrion (2.462 m) gingen wir. Vom Eseltreck fürs Gepäck keine Spur mehr. – Apropos, auch in Italien war´s schön.
Wir wollten zu einem Teil der „Haute Route“. Ein teils anspruchsvoller Hochtouren-„Weg“ mit Varianten von Chamonix nach Zermatt. Vor allem im Winter mit Ski, doch auch im Sommer zu Fuß gegangen, Steigeisen und Eispickel stets dabei. Bisserl „unrund“ dabei die immer wieder tiefen Talabstiege. Nicht wenige lassen sich und das Gepäck in der Tiefe chauffieren.


Rechts am Weg lag bereits der Grand Combin (4.314 m), leicht in Wolken. Der bröselnde Steinhaufen wirkt herb. Doch links am Rand etwas tiefer all der Schutt, ich staune.
Nun mittig die große Wasserrutsche (?!), viel Gestein, tiefe Abbrüche ... (Hüttenblick). Bloß 10 Jahr her, da wandelten Martina, Stefan und ich drüber hinweg gen Col du Sonadon (3.520 m; weiter rechts, verdeckt). Aus heutiger Sicht in der Luft. Flächig hinfort der damals untere Gletscher. „Temporär“ das aktuelle, was davon gibt´s in noch einmal 10 Jahren?
Links als Pyramide der Mont Avril (3.347 m). Der eher einfache Wanderweg zum Fenetre de Durand (2.797 m; Teil der Route „Tour des Combins“) zieht links/südlich vorbei.

Am 24. Juli Dauerregen. Grrr. Selbst die Knipskiste lustlos, zeigt „Akku wechseln“ ... doch am Vortag getan. Angedacht war eine Eingehtour nach vermeintlich bella Italia, zum Mont Gelé (3.518 m). Warten. Irgendwann zogen wir doch los, mit schmalem Gepäck. Der Wanderweg zum Col de Créte Sèche (2.899 m) war einfach und mit blau-weißen Farbtupfern satt markiert. Die Sicht nicht schön, kein Foto. – Ein Steinadler flog gar nicht mal weit vor uns ab, hatte ihn wegen Regenkappe glatt übersehen. Kurze Pause auf der zugigen Grenze von CH & EU, dann zurück zur Chanrion. Von den 5 Stunden waren es 3 im Regen. Bestimmt gut gegen Hüttenkoller. Die Wetterprognosen waren schön, vor allem für Italien.
Schon tags drauf eierten wir erneut rum. Über den Glacier d´ Otemma wollten wir zur Cabane des Vignettes (3.160 m). Doch die Tagesprognosen zunehmend schlechter, so der Hüttenwirt an seinem Tablet mit hoch zeitauflösenden Internet-Piktogrammen. Er riet zu nichts, Entscheidungen treffe jeder selbst. So ist´s hoch oben.
Unsere Runde? Die Reservierung? Im Vergleich zur alten Karte (LKS 5003, Stand 1999) ist der Gletscher sicher 2-3 km kürzer. Aber die Sicht oben? Die Orientierung auf 3.000 m Höhe mit allein Karte und Kompass bei Schnee im Wind? Noch Urlaub oder schon survival training? Wollen täten wir die Route ja schon ... zwei-dreimal blaute es von Italien auf, nur da schön. Dann kam Schneefall. Blieb liegen bis 2.500 m.

Also alles anders: Talabstieg von der Chanrion, vielleicht die Hälfte in Schnee-Graupel-Regen. Wieder nach Arolla (2.000 m) und von dort hinauf zur Cabane des Vignettes (3.160 m). Meist trocken, erst zuletzt auf dem Gletscher legte sich eine Graupelschicht um uns. Die Sicht oben mau, doch die weit zu sehende Struktur des Heli-Landedecks noch ausgemacht. – Bisserl Winter. Nicht selten bekomme ich den meisten Schnee im Juli ab.
In der Hütte schon drei bekannte Gruppen, die doch über den Otemma-Gletscher von der Cabane de Chanrion kamen. Gingen später los als wir, brauchten weniger Zeit. Der Wind war lau auf dem Glacier und die Sicht ok, sagten sie. In Italien teils schön. Ok, das waren Bergführer mit Gästen, alles gebucht, die müssen das. Mindestens einer hatte GPS.

Das gute an einer Hütte in solchen Tagen. Das Publikum ist überschaubar. Gar ein eigenes Zimmer für uns. – Nach Hüttenumbau gibt’s eine neue Trocken-Toilette nun im Keller, der kurze Abenteuerweg gen Klo-Abgrund im Osten ist Historie (das Teil steht noch).
Der Morgen des 26. Juli wieder vergrau(l)t. Frühstück nur um 5. Also reichhaltig Rührei, Speck, Müsli & Brot „eingeladen“ und dekadent wieder in die Koje. Gegen 10 Uhr klarte die Crew auf, also aus den Federn raus. Hüttentag auf 3.160 m (Cabane des Vignettes). Außer uns nur noch 4 Leut, alle anderen begingen wohl die tiefe Version der „Haute Route“. Also rumlümmeln, Seil streicheln, Kuchen essen. Bloß nicht zu viel die Stunde. „Lose Rolle“ im trocknen durchspielen ging auch noch, Platz war genug. Übung der Spaltenbergung kann nie schaden, gibt ja auch mehrere Varianten (Reepschnur/Rücklaufsperre).
90 Leut´ sollen abends kommen, wir wunderten uns. „Haute-Route“ im Sommer. Zeitlich diverse Gruppen auf derselben Zeitwelle. Müssen die das (Bergführer) oder Gutwetter?

Draußen Lichtblicke erst am Nachmittag, die Nordwand des Mont Collon (3.637 m). Ganz sicher wird es schön werden, auch hier, irgendwann. Doch lang wieder trüb. Bald kamen 50 Vermummte auf einen Schlag. Ein reichlich betagtes Original führte an. Oben 20 cm Neuschnee, teils mehr; in der Hütte guckte der Geschaffte lange glücklich. Die jungen Purschen überholten ihn einfach nicht, hätten ja arbeiten müssen ... Nicht wenige Seilschaften in voller Montur, am Seil und mit Steigeisen einfach rein in den Hausflur. Schlagartig war Leben in der Bude.


Woran zeichnen sich gute Hütten nun aus? Richtig, ein bullernder Feuerofen im Trockenraum, dem quasi großzügig erweiterten Eingang. Und was noch? Auch richtig: Korsisches Flaschen-Bier im Schneekorb! (Madame stammt daher). Auf der Theke zum Einloggen, tiptop positioniert. Mit 7 CHF beinahe zivil (für eine Hütte mit Heli-Versorgung). Wer jetzt beides mag: You´re welcome. Klar, die Hütte kennt den Skitouren-Zirkus, das können die locker.
Mit Diego Wellig gar einer von den Altvorderen dabei, die nicht nur auf 8000er waren, sondern auch mehrfach und stets lebendig zurückkamen. Ein sehr freundlicher Mensch. Manch einer erinnert sich wohl an den Horu-Grat-„Marathon“, alle viere in 24 Stunden, gemeinsam mit dem bekennend „bergsüchtigen“ Südtiroler K.
Spät trafen noch drei UK´ler über den Hochtouren-Weg der Pigne d´Arolla (3.772 m) von der Dix-Hütte her ein. Oben bis 40 cm Neuschnee, bei Verwehungen auch mehr. Statt eher üblicher 4,5 Std. brauchten sie allerdings 12 Std., GPS & track hatten sie. Dabei viermal bis Hüfte/Schulter in Spalten sackend und ein weiteres Mal so 5 m abtauchend! Danach ist jede Hütte angenehm. Am Gipfel jedenfalls, die Augen glühten schon wieder, da waren sie rund 100 m über allen Wolken. Hart verdient. Chapeau.
Das Hüttenbild am Nachmittag des 26. Juli gut weiss. Sicher, echter Winter geht anders.

Halbzeit der Wochentour vorüber, schon Donnerstag, 27. Juli. Um 5 Uhr weiter zäher Nebel mit Graupel. In Italien schön, frohlockt ein Wetterfrosch. Wir grübelten. Wie lange worauf warten? Nächste Nacht wäre die Hütte voll. „Was macht ihr nun“, erforderte die Wirtin unsere Aussage. Schließlich hatten wir über sie die nächste Hütte gebucht (unser Handy wetterbedingt ohne Empfang). Sag doch bitte Du, was mit dem Wetter in 3 Stunden wird ... graue Bergtour im Nebel?? Grrr. Nicht nur Teutonen nerven mit Formalia.
