Nach mehrtägigen Dauerniederschlägen endlich eine gute Vorhersage. Am Samstag schon in der früh wolkenfrei. Da ists nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wohin. Schon seit langer Zeit spukt mir das Rofan durch den Kopf, der höchste Gipfel, die Hochiss 2299m ist eher ein Turnschuhberg, denn von Maurach führt eine Seilbahn bis zur Erfurter Hütte auf 1840m, von dort zum Gipfel ists nicht mehr weit, demzufolge stark besucht ist der Berg. Aber jetzt nach den Schneefällen, so kombiniert das Yak messerscharf, wird auch dieser kurze Weg den meisten zu weit und zu anstrengend sein. Also auf zum Achensse und am Parkplatz Achenseehof (950m) gestartet. Die Schneeschuhe hab ich daheim gelassen so viel Schnee wird wohl nicht liegen, ist ja September außerdem müßte ich sie erstmal ein ganzes Stück schleppen. Zur Kotalm ist nur ne gemütliche halbe Stunde, überhaupt, toller Name, wer hat sich den bloß ausgedacht ? Weiter auf der Fahrstrasse und immer wieder auf markierten Abkürzungen, auf 1400m tauchen die ersten Schneereste auf, am Mittelleger der Kotalm auf 1600m dann eine geschlossene Schneedecke, aber nur ein paar Zentimeter und sehr sulzig.
Das Wetter macht sich, die Wolken weichen immer mehr der Sonne. Der Ausblick zu den Hechenberger Köpfen ist beeindruckend, der Weg führt mäßig steil weiter, zum Hochleger der Kotalm. Langsam wird der Schnee tiefer, auf 1750m schon 20-30cm, Schneeschuhe wären doch kein Fehler gewesen, aber noch gehts ganz gut.
Dann an den verfallen Resten der Hochalm wird der Schnee langsam hinderlich, trotz Sonne ist es kalt, durch 40-50cm hohen Neuschnee ist der Weg beschwerlich. Immer wieder breche ich zwischen Latschen und Steinen ein und muß mich wieder hocharbeiten. Den Weg hab ich längst verloren, aber die Richtung ist klar. Zum steinernen Tor hinauf hat der Wind den Schnee noch höher aufgetürmt, etwa 60-70cm, jetzt wirds langsam haarig.
Ich komme kaum noch vorn, brauche über eine Stunde bis zum steinernen Tor auf 1976m und langsam überkommen mich Zweifel ob die Tour wirklich gut ausgewählt war. Mag zwar sein, dass die Turnschuhtouris heute zuhause bleiben, aber was nützt mir das wenn ich auch nicht hochkomme ?
Aufgeben ? Nein niemals, Helden der Berge kämpfen bis zum Tod oder zumindest bis 17:00 Uhr, dann muß ich umkehren denn ne Stirnlampe hab ich natürlich nicht mit ist ja noch Hochsommer, warum fällt es nur immer so schwer sich umzugewöhnen ??
Das gehen im Schnee ist so anstrengend, dass ich mich entschliesse den erahnten Weg zu verlassen und den Hang frontal anzugehen um den Rest auf dem Grat zurückzulegen. Aber einfacher gesagt als getan, der Hang erweist sich als mindestens 30 Grad steil und der Schnee liegt hier 80cm hoch, ist pulverig und völlig grundlos, bietet keinen Halt. Es ist ein wildes wühlen, teilweise stehe ich bis zur Brust im feinen Pulver und hechel wie ein alter Hund. Zwei Stunden brauche ich für den Hang und erreiche irgendeinen 2240m hohen Gratbuckel.
Inzwischen hat sich die Sonne wieder hinter Wolken versteckt, es beginnt zu schneien. Bis zur Hochiss zieht sich der Weg noch ewig, aber nicht über einen sauber freigeblasenen Grat wie ich gehofft hatte sondern eher über eine Biancogratähnliche, überwächtete Schneide. Der Schnee liegt hier einen Meter hoch, völlig unmöglich bis zum Gipfel zu kommen.
Schluß, Aus, umkehren, ich bin eh fix und foxi, der Turnschuhhügel ist mir heute absolut über. Der Rückweg ist beschwerlich genug, immer wieder einsinken, abrutschen, warum hab ich Trottel die Schneeschuhe nicht mitgenommen ?