Willkommen Gast. Bitte Einloggen
Sektion Alpen.Net
   
  ÜbersichtHilfeSuchenEinloggen  
 
Gescheitert am Turnschuhhügel (Gelesen: 4008 mal)
Yak
Supervisor
*****
Offline


Um mani padme hum

Beiträge: 1915
Nepal und Tibet
Geschlecht: male
Gescheitert am Turnschuhhügel
29.09.2002 um 18:34:00
 
Nach mehrtägigen Dauerniederschlägen endlich eine gute Vorhersage. Am Samstag schon in der früh wolkenfrei. Da ists nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wohin. Schon seit langer Zeit spukt mir das Rofan durch den Kopf, der höchste Gipfel, die Hochiss 2299m ist eher ein Turnschuhberg, denn von Maurach führt eine Seilbahn bis zur Erfurter Hütte auf 1840m, von dort zum Gipfel ists nicht mehr weit, demzufolge stark besucht ist der Berg. Aber jetzt nach den Schneefällen, so kombiniert das Yak messerscharf, wird auch dieser kurze Weg den meisten zu weit und zu anstrengend sein. Also auf zum Achensse und am Parkplatz Achenseehof (950m) gestartet. Die Schneeschuhe hab ich daheim gelassen so viel Schnee wird wohl nicht liegen, ist ja September außerdem müßte ich sie erstmal ein ganzes Stück schleppen. Zur Kotalm ist nur ne gemütliche halbe Stunde, überhaupt, toller Name, wer hat sich den bloß ausgedacht ?  Weiter auf der Fahrstrasse und immer wieder auf markierten Abkürzungen, auf 1400m tauchen die ersten Schneereste auf, am Mittelleger der Kotalm auf 1600m dann eine geschlossene Schneedecke, aber nur ein paar Zentimeter und sehr sulzig.
...
Das Wetter macht sich, die Wolken weichen immer mehr der Sonne. Der Ausblick zu den Hechenberger Köpfen ist beeindruckend, der Weg führt mäßig steil weiter, zum Hochleger der Kotalm. Langsam wird der Schnee tiefer, auf 1750m schon 20-30cm, Schneeschuhe wären doch kein Fehler gewesen, aber noch gehts ganz gut.
...
Dann an den verfallen Resten der Hochalm wird der Schnee langsam hinderlich, trotz Sonne ist es kalt, durch 40-50cm hohen Neuschnee ist der Weg beschwerlich. Immer wieder breche ich zwischen Latschen und Steinen ein und muß mich wieder hocharbeiten. Den Weg hab ich längst verloren, aber die Richtung ist klar. Zum steinernen Tor hinauf hat der Wind den Schnee noch höher aufgetürmt, etwa 60-70cm, jetzt wirds langsam haarig.
...
 Ich komme kaum noch vorn, brauche über eine Stunde bis zum steinernen Tor auf 1976m und langsam überkommen mich Zweifel ob die Tour wirklich gut ausgewählt war. Mag zwar sein, dass die Turnschuhtouris heute zuhause bleiben, aber was nützt mir das wenn ich auch nicht hochkomme ?
...
Aufgeben ? Nein niemals, Helden der Berge kämpfen bis zum Tod oder zumindest bis 17:00 Uhr, dann muß ich umkehren denn ne Stirnlampe hab ich natürlich nicht mit ist ja noch Hochsommer, warum fällt es nur immer so schwer sich umzugewöhnen ??
...
Das gehen im Schnee ist so anstrengend, dass ich mich entschliesse den erahnten Weg zu verlassen und den Hang frontal anzugehen um den Rest auf dem Grat zurückzulegen. Aber einfacher gesagt als getan, der Hang erweist sich als mindestens 30 Grad steil und der Schnee liegt hier 80cm hoch, ist pulverig und völlig grundlos, bietet keinen Halt. Es ist ein wildes wühlen, teilweise stehe ich bis zur Brust im feinen Pulver und hechel wie ein alter Hund. Zwei Stunden brauche ich für den Hang und erreiche irgendeinen 2240m hohen Gratbuckel.
...
Inzwischen hat sich die Sonne wieder hinter Wolken versteckt, es beginnt zu schneien. Bis zur Hochiss zieht sich der Weg noch ewig, aber nicht über einen sauber freigeblasenen Grat wie ich gehofft hatte sondern eher über eine Biancogratähnliche, überwächtete Schneide. Der Schnee liegt hier einen Meter hoch, völlig unmöglich bis zum Gipfel zu kommen.
...
Schluß, Aus, umkehren, ich bin eh fix und foxi, der Turnschuhhügel ist mir heute absolut über. Der Rückweg ist beschwerlich genug, immer wieder einsinken, abrutschen, warum hab ich Trottel die Schneeschuhe nicht mitgenommen ?
Zum Seitenanfang
 

80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

www.sektion-alpen.net

Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
IP gespeichert
 
Yak
Supervisor
*****
Offline


Um mani padme hum

Beiträge: 1915
Nepal und Tibet
Geschlecht: male
Re: Gescheitert am Turnschuhhügel
Antwort #1 - 29.09.2002 um 21:03:54
 
Ja ganz so dolle wie vorhergesagt wars Wetter nicht am Samstag, aber das war OK, hab trotz der Wolken noch nen leichten Sonnenbrand bekommen, im September cremt man sich ja nicht mehr ein, gell ? verlegen
Überrascht war ich nur über die erheblichen Schneemengen, soo viel in so kurzer Zeit ist auch nicht so häufig, im Januar bekommen wir wieder nix und alles ist grün bis auf 2000m warts ab... weinend
Zum Seitenanfang
 

80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

www.sektion-alpen.net

Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
IP gespeichert
 
Luidger
Gast


Re: Gescheitert am Turnschuhhügel
Antwort #2 - 30.09.2002 um 15:31:02
 
Hallo Yak,

gestern auf Juifen und Demeljoch, kein Problem. Da brauchte man auch keine Schneeschuhe (habe ich natürlich auch nicht mitgenommen), es wr schon alles gespurt (womit ich jedoch nach dem mäßigen Samstag eigentlich nicht gerechnet hatte).

Die Hochiß wird ja auch als Skitour gemacht, aber eher auf dem Normalweg von der Erfurter (auch dort nicht unheikel). Ich kenne das von einer Frühsommertour mit Schneeresten. Abrutschen darf man da auch nicht.

Wenn du von der Kotalm kommst, mußt du nach dem Streichkopfgatterl noch die steilen Hänge des des Streichkopfes queren und durch eine kurze Rinne empor (Rotes Klamml, I, Versicherungen) hoch. Das ist vielleicht doch nicht das richtige bei solcher Schneelage.

Das Gebiet um die Kotalm ist aber auch sehr schön, ich war da mal im April mit Schneeschuhen.

Gestern im Bus zum Achensee war ein Mädel mit Pickel, die wollte ins Rofan. Das fand ich dann doch etwas übertrieben.

Luidger

PS: Ich habe micht angemeldet und mich beim Name vertippt, aber ins Profil komme ich nicht rein.
Zum Seitenanfang
 
 
IP gespeichert
 
Ex
Bergsteiger
***
Offline



Beiträge: 434
Re: Gescheitert am Turnschuhhügel
Antwort #3 - 30.09.2002 um 17:36:26
 
Hallo zusammen,

Yak, es ist wiedermal schön, einen Tourenbericht von dir zu lesen ...
Zitat:
Aufgeben ? Nein niemals, Helden der Berge kämpfen bis zum Tod oder zumindest bis 17:00 Uhr...

so erfrischend konsequent hab ich dich selten erlebt  Lächelnd

Die Verhältnisse da oben sind ja schon Interessant, hätte nicht gedacht, dass es solche Schneemassen sind..

Ciao,
Manfred
Zum Seitenanfang
 

..bitte lasst auch mal den Bergen ihre Ruhe..
IP gespeichert
 
Yak
Supervisor
*****
Offline


Um mani padme hum

Beiträge: 1915
Nepal und Tibet
Geschlecht: male
Re: Gescheitert am Turnschuhhügel
Antwort #4 - 01.10.2002 um 15:01:09
 
Hätte ich auch nicht gedacht ex, ehrlich.
Ich war übrigens gestern im Stubai am Alpenhauptkamm unterwegs, dort liegt wesentlich weniger Schnee, auf 2200m gerade mal 15cm, teilweise verblasen. Hab mir also mit dem Rofan ein echtes Schmankerl ausgesucht, aber es war ja trotzdem ein Wahnsinns-Spaß 8)

@Luidger : Langsamer schreiben, dann klappts auch mit der Anmeldung  Grinsend
Du hast Dich als "Luidegr" angemeldet, wohl unabsichtlich, ich hab das geändert Du müßtest Dich also mit Luidger jetzt einloggen können !

Ein Eispickel ist z.Zt. definitiv Unsinn, denn es hat ja Pulverschnee, da hat wohl jemand was zum Geburtstag geschenkt bekommen !?
Ich denke der Schnee sackt jetzt aber fix zusammen, er ist ja auch nicht überall gleich hoch. In den Zentralalpen bspw. liegt wesentlich weniger.
Zum Seitenanfang
 

80 Millionen Deutsche können nicht bergsteigen

www.sektion-alpen.net

Wir können es auch nicht, aber wir versuchen es wenigstens !
IP gespeichert
 
(Moderatorgruppen: FÜL, Vorstand, Verwaltung)