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Mitgliederwerbung mal anders... (Gelesen: 1569 mal)
Alex
Held der Berge
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---> Geschwindigkeit ist
Sicherheit <---

Beiträge: 1041
im schönen Frankenlande
Geschlecht: male
Mitgliederwerbung mal anders...
14.05.2003 um 22:23:53
 
Ein kalter verregneter Tag im Fränkischen, Klettern muss dennoch sein, nur wo?
Das Diebesloch bietet sich für solche Tage nur zu perfekt an: Jede einzelne Tour ist stark überhängend und auch bei strömenden Regen kommt in die Wand kein Tropfen Wasser. Einziger Nachteil die Schwierigkeiten beginnen beim 7ten Grad. Wir sind ja tapfer und weil mir die Route nicht ganz unbekannt ist wag ich mich zum Aufwärmen in "Liebesspiele 7+". Das ist hart an der Grenze dessen was ich im Nachstieg an besonders guten Tagen schaffe, aber egal, irgendwie hab ich es dennoch geschafft fast Rotpunkt bis zum vorletzten Hacken zu kommen wo ich dann einige Sitzer habe und wegen dem nassen Fels am Umlenker (Kante vom Dach) wirklich enorme Schwierigkeiten diesen zu erreichen. Aber irgendwie ging es dann doch.
Na ja, eine Route ist ja herzlich wenig für einen ganzen Tag, so versuchen wir die Tour abermals Toprobe was mir sehr ernste Schwierigkeiten bereitete. Dann beim Ablassen hängte ich am vorletzten Hacken wieder zwei Express-Schlingen ein um eine Redundanz zu haben und dann war dieser Fels wirklich bestens dazu geeignet mal etwas zu "fliegen" (ich denk jeder weiß das dies für das gegenseitige Vertrauen von unschätzbarem Wert ist).
Also ließ ich mir insgesamt 3 mal etwa 2 Meter Seil geben bevor ich dann die letzten 6 Meter zum normalen Ablassen aufforderte.
Meine Begleitung sollte diese Erfahrung natürlich auch machen. Allerdings war ja das Seil jetzt nicht mehr am Fels sondern hing frei durch die Luft. Dieses Problem erkannten wir sofort und deshalb ging es los mit zwei Steigklemmen am Gurt. Nach einigen Metern kam was kommen musste, ich zog meine Seilgefährtin Christine einfach aus der Wand. Ein zurückkommen wirklich unmöglich, also Steigklemmen an das Seil und zwar an die Seite die zu mir ging damit ich trotzdem weiter sichern konnte und sie nie ungesichert ist. Alles klappte völlig nach Plan, nur ein ganz kleiner Fehler ereignete sich oben an den Karabinern. Die Steigklemme kam aus irgend einem Grund (auch ich könnte mich unten etwas bewegt haben und so etwas Seil nach oben gegeben haben) bis unmittelbar vor den sehr straff sitzenden Karabiner.
Um die Steigklemme zu lösen muss man ja ein winziges kleines Stück die Klemme nach oben schieben damit sich die Widerhacken lösen und dies gelang meiner Seilgefährtin auch nach unzähligen versuchen nicht.
Kurzum, Sie hing da oben fest und konnte weder vor noch zurück!
Was nun?
Bergrettung? Hängen lassen bis jemand kommt und ihr Hilfe leistet?
Für mich gab es zu diesem Zeitpunkt nur eine einzige Möglichkeit:
Ich gehe mittels Prusik die 13 Meter hinauf und gemeinsam schaffen wir das dann schon.
13 Meter Prusik, wer schon mal 5 Meter hat kann sich vielleicht vorstellen was das für eine Arbeit ist!
Nach einiger Zeit kam ich dann auch oben an und der Anblick der mich erwartete wird mir unvergessen bleiben.
Ich glaub noch nie hat mich jemand so angesehen.
Tränen in den Augen, Freudestrahlend allein das ich nun da bin ohne zu wissen ob wir beide jemals wieder nach unten kommen und einfach auch um Hilfe bettelnd.
Ich ging dann ebenfalls in die Standsicherung im Dach und sprach ihr erst mal gut zu.
Gemeinsam schafften wir es dann doch relativ leicht die Steigklemme zu lösen.
Aber nun wie geht’s wieder abwärts? Ich allein oder gleich gemeinsam?
Sie wieder alleine hier oben lassen? Nee dazu bin ich nicht in der Lage... also zu zweit.
Nach ewigem Geklinke und Bandschlinge da und dort schafften wir dann halbwegs etwas Übersicht in all das Durcheinander zu bringen. Nur an eines hatten wir beide wieder nicht gedacht:
Wir beide hingen ja frei in der Luft an unseren Standschlingen, also wie sollten wir die aus dem Bohrhaken bringen, einer allein hatte nicht die Kraft uns beide einarmig an eher schlechten Griffen zu heben. Beide kamen wir unmöglich an den Fels!
Es vergingen die Stunden wie Minuten bis wir uns endlich klar geworden sind es geht nur ich allein zuerst und dann lass ich sie völlig normal als wenn nichts gewesen wäre wieder ab.
Kurze Zeit später lagen wir beide völlig erschöpft im trocken Sand unter dem Fels und beschlossen jetzt nur noch etwas essen zu gehen. Die gesamte Aktion dauerte etwa 5 bis 6 Stunden und beide sind wir um eine Erfahrung reicher die uns außer Muskelkater keinerlei Schmerzen bereitete.
Beim abschließenden Essen beim Zöllner in Kleinziegenfeld unterhielten wir uns noch über andere Möglichkeiten der Rettung aus dieser Situation und demnächst wird der Alpenverein (vermutlich die SAN) wieder ein neues Mitglied aus Franken haben.
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