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Alpenstraßen in Bayern (Gelesen: 3619 mal)
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Alpenstraßen in Bayern
18.06.2004 um 13:27:47
 
Der Bund Naturschutz hat eine Broschüre veröffentlicht zum Thema "Bergstraßen autofrei".

Hintergrund ist eine Studie über den Verkehr auf den bayerischen Alpenstraßen. Dieser Verkehr ist zu über 50% (!) rein auf Freizeitaktivitäten und Urlaubsverkehr zurückzuführen.

So sind die betroffenen Regionen vom (leider auch ständig steigenden) Verkehrsaufkommen stark in Mitleidenschaft gezogen. Neben einer ständigen Lärmbelastung sind auch die Schadstoffemissionen u.a. dafür verantwortlich, dass 2/3 des bayerischen Schutzwaldes deutliche Waldschäden aufweist.

Hauptaugenmerk für die Entwicklung alternativer Verkehrskonzepte müsste laut Bund Naturschutz auf den Straßen liegen, die als Sackstraßen in die betroffenen Täler führen und an denen keine dauerhaft bewohnten Ortschaften liegen, die also keine Durchgangsfunktion haben. Hier ist der entstehende Verkehr zu nahezu 100% auf Freizeit und Urlaub zurückzuführen.
In Bayern gibt es 18 dieser Straßen mit einer Gesamtlänge von 100km, die von insgesamt 1,4 Mio Fahrzeugen pro Jahr befahren werden, dabei werden über 200 Mio km zurückgelegt!

Meistbefahrene dieser Straßen ist die Spitzingseestraße mit ca. 765.000 Fahrzeugen jährlich, gefolgt von der Straße in die Eng mit "nur" 360.000 Fzg. jährlich, das bedeutet über 2.000 täglich!

Genauere Zahlen finden sich in der Broschüre, die vor allem aber auch Alternativen zum Individualverkehr aufzeigen möchte.
Vorbildliches Beispiel ist hier die Straße in die Valepp, die vom Spitzingsee aus für den Individualverkehr gesperrt ist und vom ÖPNV befahren wird.
Die Broschüre kann hier http://www.bund-naturschutz.de/download/alpen/Bergstrassen-autofrei.pdf als pdf heruntergeladen werden.

Die Pressemitteilung des Bund Naturschutz findet ihr hier:
http://www.bund-naturschutz.de/presse/pressemitteilungen/472.html

Viele Grüße aus Rosenheim
Pet,
Eure Naturschutzreferentin
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Renntier Karsten
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Re: Alpenstraßen in Bayern
Antwort #1 - 18.06.2004 um 15:33:23
 
Da schlagen dann die berühmten zwei Herzen in meiner Brust:

einerseits die des für Naturschutz engagierten - als solcher müßte ich eigentlich für die Schließung möglichst vieler solcher Straßen sein

andererseits die des Berggehers, der genau diese Starßen nutzt - und ohne die Straßen in die Täler hinein bekäme so manche Bergtour arg lange Hatscher an Anfang und Ende - oder wäre als Tagestour gar nicht mehr machbar.

Die Wahrheit liegt wohl wie so oft im Kompromiss: viel befahrene Täler wie die Eng oder sie Spitzingseestraße sollten von Pendelbussen befahren werden (das wäre schon mal über 1 Mio der 1,4 Mio. Fahrten); dort lohnt sich das auch. Selten besuchte Täler sollten dagegen weiterhin individuell befahren werden können - zum einen stellt ein mit 3 Leuten besetzter Bus keine Verbesserung der Umweltbedingungen dar; zum anderen nutzt ein Bus wenig der 2x am Tag fährt (für die eigene Tour fährt er dann am Morgen entweder zu früh oder zu spät, und bei der Rückkehr muß man entweder 2 Stunden auf den Bus warten, oder er ist schon weg...)

Allerdings - eines ist schon auch noch anzumerken: die meisten Autokilometer und damit Umweltschäden verursacht nicht die Fahrt in den Tälern, sondern die Anreise aus München, Stuttgart oder von sonstwoher...

Karsten
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"Wer Meinungen äußert muss auch bereit sein, Diskussionen auszuhalten - und vielleicht sogar seine Ansicht zu ändern" (John Stuart Mill)
 
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Pray for snow!

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Re: Alpenstraßen in Bayern
Antwort #2 - 18.06.2004 um 23:28:47
 
was die bergtouren und zugänge angeht, so hast du sicherlich recht - zum teil!

die broschüre des bn trägt dem auch rechnung und beschreibt, wo die öffentlichen verkehrsmittel auch so fahren, dass es für bergsteiger sinnvoll ist, oder wo die straße durchaus auch zu fuß oder per rad befahren werden kann, ohne dadurch bergtouren extrem zu verlängern:
so z.b. die straße von bad feilnbach ins jenbachtal richtung wirtsalm, hier werden auf 3km 300hm überwunden, außerdem gibt es statt der straße auch einen sehr schönen wanderweg. alle berge, die im umfeld liegen sind trotzdem als tagestour zu erreichen (nur yak könnte dann ein problem mit seinen donnerstags-morgen-touren bekommen *g*).

gegenargumente gibt es immer, ich persönlich z.b. müsste um in die tegernseer oder schlierseer zu kommen, erst nach holzkirchen oder sogar münchen mit dem zug, dann in bob umsteigen... das ist in sinnvoller zeit wirklich nicht zu bewerkstelligen. denn die verkehrsanbindung mit öffentlichen verkehrsmitteln ist natürlich auf diejenigen, die aus münchen anreisen, optimiert.

trotzdem gibt die broschüre denkanstösse und versucht alternativen aufzuzeigen (und zwar nicht nur für die fahrt auf der jeweiligen straße, sondern für die komplette öffentliche anreise).

ansonsten gilt: wenigstens fahrgemeinschaften bilden, so gut es geht Zwinkernd

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Yak
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Re: Alpenstraßen in Bayern
Antwort #3 - 07.07.2004 um 17:47:37
 
Das mit der Straße im Jenbachtal ist ein gutes Beispiel.
Die Straße wurde gebaut wie immer auf Betreiben der Grundbesitzer, bzw. Pächter im Tal, so weit so gut.
Da aber immer mehr Leute das Fahrverbot misachtet haben bzw. eine Ausnahmeerlaubnis hatten kam die Idee auf an der Strasse zu verdienen und man richtete eine Mautstelle ein, soweit so gut.
Das lohnte sich aber nicht also gab man die Mauterhebung auf und ließ die Strasse frei befahrbar, so weit so gut.
Dadurch wird die Strasse am Wochenende im Sommer von hundeten von Autos befahren, so weit so schlecht.
Könnte man die Strasse ja wieder sperren, aber dann gehen nicht mehr so viele Leute zur Wirtsalm und der Eigentümer hat sich an den regen Zustrom gewöhnt, ebenso die Schuhbräualm.
Traurig
So würde das auch mit einer Strasse ins Kaisertal enden, vielleicht erinnert sich jemand an die Diskussion.
Daher ist es meiner Meinung nach enorm wichtig, keinerlei neue Strassen zu bauen. Das Gegenteil ist aber der Fall, es wird an allen Ecken gebaut.
Klar, ich nutze die Strassen auch wo sie existieren, wo es keine gibt kann ich keine benutzen, so simpel ist das. Touren mach ich dort trotzdem, ich hab ja Füsse. Aber auf einer vielbefahrenen Strasse zu wandern ist Extremmasotourenmäßig !!
Wo Strassen sind wird gefahren. Sperrung für alle ohne 1000 Ausnahmen wäre ne Lösung, aber wozu dann die Strasse ? In die Eng bin ich noch nie gefahren, zuviel Leute. Spitzingstrasse sperren ? Macht die Natur jeden Winter mehrere Tage. Lawinen. Das haben die Strassenbauer nicht bedacht. Aber ansonsten auch unmöglich, dort stehen Hotels usw., außerdem ist es nunmal ein Skigebiet.
Da stehen halt immer Interessen gegeneinander oder : Wenns um Geld geht bleibt der Naturschutz IMMER außen vor.
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