Warnung : Der Tourenbericht enthält satirische Elemente die nicht extra gekennzeichnet sind ! Endlich mal wieder richtig Zeit am Wochenende, was ein Luxus.
Was steht auf der todo-Liste ?
- Keller aufräumen
- Steuererklärung
- Postbote spielen
- 3000 wegbügeln
Die beiden letzten Punkte ließen sich verbinden. Da die geplante Biwaktour an den Verhältnissen und am Wetter zu scheitern scheint, läge es nahe eine notwendige Fahrt nach Brixen mit einem kleinen Besuch in den Bergen zu verbinden. Die Vorhersage für die Zentralalpen ist ja eher grausig : "Mit einer nördlichen Strömung verstärkt sich die Zufuhr von Höhenkaltluft"
Da ist Südtirol genau das richtige, da ist es immer warm.
Yak sieht vor dem geistigen Auge eine Tour im T-Shirt und Sonnenschein, nachmittags dann noch eine Pizza im Freien. Ja das wird es werden. Rucksack gepackt, leichte Ausrüstung reicht sicher, ein Blick auf die Karte(n) : Fahren wir ins Schnalztal und versuchen wir einen von den zahlreichen Saldurköpfen und -spitzen. Sicherlich nur ein Halbtagesunternehmen mit Schneeschuhen, wenns da überhaupt Schnee hat.
Der Weg nach Brixen ist ein langer, der von dort über Meran ins Schnalztal setzt dem Trip die Krone auf. Es zieht sich, aber Radio Südtirol spielt alte deutsche Weisen. Die toten Hosen erklingen : Eisgekühlter Bommerlunder - Bommerlunder eisgekühlt. Ein Mitgröhlsong der mit der Ankunft am Parkplatz endet (hinter dem Vernagtstausee kurz nach einer Bushaltestelle bei Marchegg)
Eine uralte Skispur ist zu erkennen und gibt den Schneeschuhen Halt, der Schnee ist ansonsten pulvrig und grundlos. Das Thermometer zeigt am Parkplatz auf 1800 Meter Höhe satte -15 Grad. Aber die Sonne wird das schon noch auf 20 Grad erwärmen. Trotzdem noch ein Fleece eingepackt, man ist ja Weichei.
Der Aufstieg durch den lichten Wald ist recht mühsam und überraschend langwierig aber dann ist bei 2200m doch das weite, offene Lagauntal erreicht.
Das Lagauntal
Die Skispur verschwindet, der Schnee ist teils pulvrig, teils windgepreßt, immer wieder sackt Yak durch die dünne Harschschicht. Da scheint doch die ganze Diät umsonst gewesen zu sein ? Vorsichtiges Aufsetzen, Gewicht auf die Stöcke, rumms und wieder drin bis übers Knie. Dabei wiegt Yak fast nichts mehr, ein schwacher Windhauch könnte mich fortwehen. Naja, so 300km/h bräuchte er schon, der Hauch, aber trotzdem.
Also auf dem freigeblasenen Grat weiter, vorher noch ein etwas Material deponieren. Es ist zwar sonnig aber doch etwas frischer als gedacht (Thermometer zeigt immer noch -15 Grad), da ist der Durst begrenzt, also deponieren wir einen Liter Cola, den Eispickel und die große Brotzeit- und Bratenplatte an einem Felsen. Der Rucksack ist gleich 3kg leichter, jetzt wird Yak über den Schnee schweben !
*Rumms*
Den Blick dominiert inzwischen die 3443m hohe Lagaunspitze, in der zweiten Karte ist sie nur 3439m hoch.
Rechts die Lagaunspitze
Auch ansonsten weisen die Karten eklatante Unterschiede auf. Gipfel sind an ganz anderen Positionen und haben unterschiedliche Höhen. Aber das ist wurscht, für irgendeinen wirds schon langen.
Es geht mühsam höher, die Zeit verrinnt, der Hang wird steil, der Schnee noch schlechter, dann ist eine Querung nötig, aber der Blick zurück zeigt : Ein gutes Stück ist schon geschafft.
Blick zurück, über dem Stausee der Similaun
Dann kommt eine Art Rampe. Wohl eine ehemalige oder auch noch aktuelle Gletscherzunge, im Gegensatz zum Tal liegt hier doch etwas mehr Schnee, genaue Strukturen sind nicht mehr erkennbar. Aber unter einer dünnen Schicht Pulverschnee ist eine harte Eisschicht, die Schneeschuhe halten schlecht, hier besteht Abrutschgefahr. Sowieso ist Yak langsam ziemlich alle. 3000m sind ereicht, es war zermürbend bis hier hin, das Thermometer zeigt -18 Grad und obwohl ich längst alles anhabe was ich dabei hab, ist es kalt. Die Wangen sind eisig, genau wie die Nase und auch die Füße sind kalt, Lederschuhe waren keine gute Idee.
Umkehren ?
Was würde unser verantwortungsvoller Tourenreferent dazu sagen ? Würde er die umsichtige und vorsichtige Verhaltensweise loben ?
Hmm, vermutlich würde er wie immer reagieren :
Außerdem ists in China wohl auch kaum wärmer,also Schluß mit der Warmduscherei, Steigeisen raus und weiter !
Auf 3100m ist das Gletscherbecken erreicht, die Lagaunspitze kommt wieder ins Bild.
Die Lagaunspitze ist wieder da
Aber irgendwie stimmt die Szenerie nicht mit der Karte überein. Naja ein Kompaßteil halt, aber auch die italieniche Karte kann nicht so ganz stimmen. Die Saldurspitze soll vom Standpunkt aus angeblich hinter der Lagaunspitze sein, aber da ist nix. Der obere Saldurkopf müßte direkt voraus sein, aber es ist wohl eher der Gipfel links und daneben das wird die Saldurspitze sein.
oberer Saldurkopf.
Inzwischen ist es wirklich kalt geworden und auch spät. Die Uhr zeigt 16:00, eigentlich längst Zeit zum umkehren. Thermometer steht bei -19 Grad, ein leichter Wind bläst.
Links das müßte der untere Saldurkopf sein und direkt neben mir die innere Saldurspitze, aber dort ist unangenehmer Fels, also rüber zum Saldurkopf. Die Finger sind eiskalt und im Kopf dröhnt dauernd "eisgekühlter Bommerlunder", jetzt aber flott sonst gibt es Tiefkühlyak am Stück. Die knapp 100m zum Gipfel sind einfach, aber der Schritt ist langsam, die Kälte laugt völlig aus, zudem wird der Wind jetzt immer stärker. Die Gesichtshaut wird gefühllos, trotz Gesichtsmaske, Mütze und Kapuze, die Zehen sind eiskalt.
Die letzen Meter zum unteren Saldurkopf 3229m
Endlich am Gipfel. Der ist auf der Kompaßkarte gar nicht eingezeichnet oder anders bezeichnet. Der Höhenmesser zeigt 3270m aber laut Karte ist der Gipfel nur 3229m hoch. Alles sehr seltsam hier, aber was solls. Das Thermometer zeigt "EEEE"
Was soll das jetzt heißen ?
Erfroren ?
Ende ?
Eklig eiskalt ?
Ich spür die Fingerkuppen nicht mehr, dünne Fleecehandschuhe sind wohl doch etwas wenig für die Tour heute. Yak hat getan was getan werden mußte, jetzt aber runter hier, es ist 17:00. Noch ein Stückchen Cola lutschen (für was sind diese Thermohüllen eigentlich zu gebrauchen ?) , im Kopf läuft weiter "eisgekühlter Bommerlunder" und mit den Schneeschuhen in einer Schnee gefüllten Rinne abwärts. Das geht recht flott, aber immer wieder ist der Schnee bretthart, dann wieder nur mit einer Harschschicht versehen.
*Rumms*
"Eisgekühlter Bommerlunder"
ICH WILL HEIM !!
Mit Skiern hätte ich mir inzwischen alle Bänder gerissen die es in den Gelenken so gibt. Über dieFelsen zu gehen wie im Aufstieg macht runter auch keinen Sinn,also weiter, dann wieder Pulverschnee und der Teil des Abstiegs macht richtig Spaß, zudem brennen Fingerkuppen, Wangen und Naseinzwischen wie Feuer. So ein Ansatz von Erfrierung also, aber nix ernstes, also richtig eingeschätzt. Gute Übung für China
Um 18:30 ist das Materialdepot wieder erreicht, es ist fast dunkel, aber der Mond steht hoch am Himmel. Ein Schluck Cola wäre gut, aber wie die rausbekommen aus der Flasche ? Kein Gaskocher dabei, noch ein Fehler, also weiter runter jetzt wieder mit zusätzlichem Gewicht. Die eine Flasche in die Hosentasche stecken damit sie auftaut. Der Weg führt wieder in den Wald, hier ist der Schnee locker und sitz direkt auf dem Untergrund auf, es gibt keine Unterlage, manchmal ist unter dem Schnee nur ein Loch, toll. Zudem wird das Bein eiskalt von der Colaflasche, auftauen tut da gar nix "eisgekühlter ....."
Hätte ich nur dieses verfluchte Lied nicht gehört. Andererseits,wer weiß was einem dann durch den Kopf gehen würde. Manche Leute hören da Boney M, das wäre die Maximalstrafe gewesen...
Aber dann um 19:30 endlich wieder am Auto. Sitzheizung ist doch was tolles, jetzt fehlt zum vollkommen Glück nur noch eins. Das gibt es knapp 2 Stunden später in Innsbruck. Ein Big Tasty Maxi Menü. Mit der Riesentüte Pommes und dem 1 Liter Becher Coke. Haaaa !
Auf dass wir auch bei der nächsten Tour nicht zu elegant über den Schnee schweben. Dünn und grazil paßt einfach nicht zu Yak.
Fazit : theoretisch ne schöne Schneeschuhtour. Der obere Saldurkopf (3428m) wäre mit etwas mehr Zeit und höheren Temperaturen auch erreichbar gewesen. Besser bis April oder Mai warten !