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Hochtouren für jedermann???? (Gelesen: 6328 mal)
Marc
Gast


Hochtouren für jedermann????
25.11.2003 um 14:10:27
 
Hallo Forum!

Hab durch Zufall euere sehr interessanten Seiten entdeckt.
Bislang bin ich immer nur „normal“ gewandert, d. h. auf Wanderwegen bzw. –pfaden.
Meist so bis ca. 2500 m, einmal auch einen einfachen 3000er.
Mit Touren in höherem Gebiet habe ich keine Erfahrung.
Deshalb hier mal ein paar Anfängerfragen:

- Ist es prinzipiell für jeden normalen, einigermaßen sportlichen Menschen machbar auf 3500 m bzw. auch auf 4000 m zu gehen?
- Ist das Gefährliche an solchen Touren eher eine Gletscherüberschreitung oder mehr der Kletterbereich? (Auf den Fotos die ich hier so entdecken konnte, sieht man meistens nur Leute, die mit Seilen aneinandergebunden über schräge Schneeflächen gehen –sieht nicht so gefährlich aus).
- Wie wichtig ist Trittsicherheit? Ist ja auch relativ...Natürlich stolpere ich nicht andauernd, aber natürlich kann man mal wegrutschen oder so.
- Muss man für solche Touren schwindelfrei sein? (Bin ich nämlich nicht  verlegen) Wäre so was ein Handikap?? Oder gibt es auch Touren auf höhere Berge, bei denen man nicht schwindelfrei sein muss? Grundsätzlich würde ich mir von der Kondition her schon zu trauen mal einen 3500 m zu versuchen, allerdings gegen Schwindel kannst du nix machen – mist.

Ich hoffe, ihr könnt mir ein bisschen helfen, das Ganze richtig einzuschätzen, denn so Hochtouren würden mich schon seehhrr reizen. Diese gewaltigen Schneelandschaften und die Ausblicke.....

Marc
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Andy
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Anisag
Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #1 - 25.11.2003 um 14:43:01
 
Hallo Marc,
die Welt "da oben" ist zweifellos faszinierend! Deine Fragen sind nicht so einfach zu beantworten - da gibt es allerlei Berge - je höher sie sind, um so höher ist die Anforderung durch die Höhe selbst, Dinge die auf 2000 m noch einfach sind, können über 4000m schon problematischer sein. Es gibt in der Höhe sowohl Berge, die im Fels anspruchsvoll sind als auch im Eis und wiederum welche, die in beidem keine großen Anforderungen stellen. Nicht zu unterschätzen sind Wetterumschwünge in der Höhe. Da kann es selbst bei einfachsten Touren schnell lebensgefährlich werden. Generell würde ich dazu raten, solche Touren mit erfahrenen Leuten (zum Beispiel über Alpenvereinssektionen wie uns) anzugehen. Viele der hohen Berge sind vergletschert, deshalb sind die Leute auf den Bildern ja auch am Seil. D. h. Kenntnisse in Spaltenbergung sind erforderlich. Diese kann man in Eis- und Hochtourenkursen der Sektionen erwerben (wird auch bei uns immer wieder angeboten). Eine Alternative ist die Buchung eines Bergführers, kostet halt mehr (und befähigt weniger für eine spätere eigenständige Durchführung von Hochtouren) oder sich Leuten anschließen, die Erfahrung haben und etwas davon abgeben wollen.

Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter.
Herzliche Grüße,
Andy
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pet
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Pray for snow!

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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #2 - 27.11.2003 um 10:57:00
 
griaß di marc!

zum thema schwindelfreiheit:
auch das ist eine übungssache, zumindest zum großen teil. ganz wirst du ihn wohl nie überwinden, aber du wirst sehen, das problem wird kleiner, je mehr du unterwegs bist.

auch wer generell schwindelfrei ist, und viel erfahrung hat, kann durchaus mal in situationen kommen, in denen ihm der blick nach unten nicht mehr wirklich spaß macht. da kann auch die tagesform dazukommen.

also vertrau dich erfahrenen leuten an, lass dich sichern, wenn du dich unsicher fühlst, und du dich jedesmal wohler fühlen.

viel spaß am berg!
viele grüße,
pet
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hasei
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Der Weg ist das Ziel

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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #3 - 27.11.2003 um 16:37:36
 
Also Andy und Pet,
ich hätts nicht besser beschreiben können und sogar mein gutes deutsch hat Pet auch übernommen Schockiert GrinsendZitat:
und du dich jedesmal wohler fühlen.

Lippen versiegelt
Ich entschuldige mich schon im voraus Pet Smiley  Smiley
Aber nichts desto Trotz, was die beiden geschrieben haben ist auch meine Meinung.
lg hasei
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Lamл[tm]
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #4 - 01.12.2003 um 22:29:20
 
Zitat:
Bislang bin ich immer nur „normal“ gewandert, d. h. auf Wanderwegen bzw. –pfaden.
Meist so bis ca. 2500 m, einmal auch einen einfachen 3000er.
Mit Touren in höherem Gebiet habe ich keine Erfahrung.
Deshalb hier mal ein paar Anfängerfragen:

- Ist es prinzipiell für jeden normalen, einigermaßen sportlichen Menschen machbar auf 3500 m bzw. auch auf 4000 m zu gehen?
- Ist das Gefährliche an solchen Touren eher eine Gletscherüberschreitung oder mehr der Kletterbereich? (Auf den Fotos die ich hier so entdecken konnte, sieht man meistens nur Leute, die mit Seilen aneinandergebunden über schräge Schneeflächen gehen –sieht nicht so gefährlich aus).
- Wie wichtig ist Trittsicherheit? Ist ja auch relativ...Natürlich stolpere ich nicht andauernd, aber natürlich kann man mal wegrutschen oder so.
- Muss man für solche Touren schwindelfrei sein? (Bin ich nämlich nicht  verlegen) Wäre so was ein Handikap?? Oder gibt es auch Touren auf höhere Berge, bei denen man nicht schwindelfrei sein muss? Grundsätzlich würde ich mir von der Kondition her schon zu trauen mal einen 3500 m zu versuchen, allerdings gegen Schwindel kannst du nix machen – mist.


Hallo Marc,

die Höhe allein sagt schon mal nix.

Ich kenne jemanden, der hat als Übungstour für den Aconcagua (ganz wenig unter 7000) die Wildspitze gemacht. War allerdings wirklich superfit- vom Basislager in einem Tag zum Berliner Platz und am nächsten Tag zum Gippl. Unglaublich was da alles hoch läuft meinte er.

Der Cerro (OT: In Trient unbedingt "tscherro" aussprechen sonst gibz Stadthiebe) Torre hat nicht mal 4000 und wird auf alle Zeiten nur den Besten der Welt vorbehalten bleiben.

Ich selbst bin mal als eher unterkondizionierter Wanderer auf 4800 gelatscht - in Venezuela auf den Pico Espejo. Stolpern wäre auf diese Schutthalde (man kommt dort hoch, wo die Seilbahn nicht hoch fährt) kein Problem gewesen, kam aber schon aufgrund der mangelnden Konzentrationsfähigkeit mehr als nur ein Mal vor.  Und das obwohl ich mich eigentlich als einiger Maßen trittsicher einschätze.

Gefährlich sind die Gletscher nicht, wenn man zu dritt oder viert geht. Zu zweit kann man sich überlegen, ob man am Seil bleibt und im Falle _eines_ Falles evlt. zu _zweit_ drin liegt oder das Seil weg lässt so dass der oben Gebliebene gegebenen _Falls_ noch die Leichenbergung anleiern kann, die dann allerdings sicher fällig ist.
Aber man kann natürlich auch (so wie ich 1999) Glück haben und den Spaltensturz des Seilgefährten allein fangen.

Beim Klettern ist die Gefahr zu jeder Zeit bewusst (so zu sagen allgegenwärtig und vor Augen) - und genau das macht die Sache bei sachgemäßer Anwendung der Sicherungsmittel verhältnismäßig sicher. Hier ist bei Abwesenheit von Bohrhaken natürlich eine erhebliches Maß an Erfahrung erforderlich. Für nicht schwindelfreie Personen fällt das aus. Versuche es vielleicht mal mit einem Hypnotiseur, der soll Dir beibiegen, dass es nix Schöneres gibt als runter zu kucken. Wenn es klappt und Du jetzt noch Deiner (hoffentlich privaten) Krankenkasse beibringst, dass Du endlich nur so wieder aus dem Bürofenster im 73. Stockwerk (so was prüfen die nie) schauen kannst, zahlen die das vielleicht sogar. Zwinkernd

Viel Glück!
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hasei
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #5 - 02.12.2003 um 10:00:32
 
Zitat:
Zu zweit kann man sich überlegen, ob man am Seil bleibt und im Falle _eines_ Falles evlt. zu _zweit_ drin liegt oder das Seil weg lässt so dass der oben Gebliebene gegebenen _Falls_ noch die Leichenbergung anleiern kann, die dann allerdings sicher fällig ist.
Aber man kann natürlich auch (so wie ich 1999) Glück haben und den Spaltensturz des Seilgefährten allein fangen.

Also ich bin ja der Meinung, daß wenn sich 2 auskennen und die Tour nicht allzu extrem und einsam ist eine Seilschaft im Gletschergebiet auch aus lediglich 2 Personen zusammensetzen kann. Machste Sackstich in Seil bremste gut.  ZwinkerndBesser wären natürlich zwei 2er Seilschaften aber man kann ja nicht immer alles haben.
Jetzt schweif ich zwar schon wieder von der Ursprünglichen Frage ab Smiley, aber is ja ein Diskussionsforum oder
Smileylg hasei  Smiley
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #6 - 02.12.2003 um 12:03:54
 
Zitat:
und sogar mein gutes deutsch hat Pet auch übernommen Schockiert Grinsend
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ich nix verstähen ???
jaja, deutsches sprach, schweres sprach...
Zunge

aber hat sich doch gelohnt, sonst hätte ich ja nie so schöne blumen vom hasei bekommen!
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danke!
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #7 - 10.12.2003 um 09:26:19
 
Zitat:
Hm - leider eben nur verhältnismäßig sicher, etwa im Vergleich zum Tiefseetauchen? Das Risiko beim Klettern tödlich zu verunglücken ist erfahrungsgemäß sechsmal höher als beim sonstigen Bergsteigen. (DAV-Unfallstatistik)
Smiley


Ich denke, das Risiko liegt nicht wesentlich höher, sondern wahrscheinlich tatsächlich niedriger, denn man muss das ja auf die Zahl der Ausführenden umlegen. Kletterer gibt es einfach wesentlich mehr. Auch ist die Hürde für den Hochtourismus höher. Vermutlich ist der Anteil derer, die das Hochgebirgsbergsteigen über den DAV und dort angebotenene Kurse anfangen, höher als beim klettern. Es ist ein schwieriges Unterfangen das zu untersuchen, aber ich würde wetten, dass das Risiko durch den Besuch von Kursen deutlich sinkt.
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #8 - 10.12.2003 um 18:06:40
 
Zitat:
Hm - leider eben nur verhältnismäßig sicher, etwa im Vergleich zum Tiefseetauchen? Das Risiko beim Klettern tödlich zu verunglücken ist erfahrungsgemäß sechsmal höher als beim sonstigen Bergsteigen. (DAV-Unfallstatistik)
Smiley

Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst ...
Du hast es halt nur halb gelesen: Ich habe geschrieben "bei sachgemäßer Anwendung der Sicherungsmittel".
Die tödlich (oder schreibt man das jetzt "tötlich" Zwinkernd ) Verunglückten waren fast alle solo oder so gut wie solo (d.h. mit überstiegener Zwischensicherung) unterwegs.
Dieses Jahr hatte ich ein paar "nette" Abstiege in den Dolomiten. Mein möglicher Absturz wäre wohl dem Klettern zugeschlagen worden. Dabei befanden wir uns auf dem Normalweg.
Die Leute, die den Normalweg rauf und runter machen und dabei zu Tode stürzen, werden dann den Bergsteigen zugeschlagen.

Dass es nicht immer möglich (ausschließlich loses Gestein) oder praktikabel (laaaaaange Platten oder 15 cm breite Risse, wo man tonnenweise Material braucht)  oder sinnvoll (2000 Meter langer Grad im 2. Grat und Gewitter im Anzug) ist, die ganze Strecke zu sichern, ist auch mir bekannt. Es gibt genug Touren, wo man so was nicht machen muss.

@andi: Klettern machen zwar viele, aber die meisten nur in Klettergärten, und von denen die meisten nur in Halb-Seillängen-Routen.
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Re: Hochtouren für jedermann????
Antwort #9 - 10.12.2003 um 22:48:19
 
Zitat:
[color=Blue]Wesentlich mehr Kletterer als "sonstige" Bergsteiger?
Andi, Du meinst eher das Gegenteil, oder?

Hallo Jan,

Du maxt im Alpen(vor)land Recht haben.

Aber .de ist etwas größer und keine 10% der Deutschen können sinnvoll für einen Tagefsausflug ins Gebirge, über 70 % müssen außer zu Ostern Urlaub nehmen.

Klettern geht für fast alle Deutschen (außer HH vielleicht) als Tagesausflug.

Im Gebirge ist selbst allerdings (zum Glück) wirklich seltener als Wandern und Hochtouren- man denke nur an die Karawanen zum Mont Blanc oder zum Barre d'Écrins...
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