oder: ich liebe meine schneeschuhe!diesmal sollte es keine seniorentour werden (ausnahmsweise einmal), sondern es lief tatsächlich unter dem etikett "knackige tagestour"...
das aus dem munde bzw. der tastatur von unserem obertourenplaner yak - das schreit nach stirnlampe einpacken!
nachdem tarkan, mein nordlicht, am dienstag bei der feierabend-picknicktour hartnäckig an rolfs und bernhards fersen klebte und damit andy und mich ordentlich abgehängt hat, habe ich eigentlich keine bedenken, dass er eine knackige tagestour nicht überstehen würde. seine bergsteigerischen ambitionen erhalten aber doch einen kleinen dämpfer, als ich stichworte wie "4h aufstehen", "6 stunden aufstieg", "1550 höhenmeter", "gletscher", "spalten" und "seil" möglichst unauffällig einstreue...
aber egal, des passt scho!
wir treffen uns also um 5h mit bernhard, sind pünktlich um 6h30 am parkplatz in lüsens, melanie und alex warten auch schon, yak lässt auf sich warten, er hat sich angeblich an das zeitgefühl anderer heute nicht anwesender angepasst
das wetter ist vom allerfeinsten, um 7h marschieren wir auch schon los, noch etwas ungewohnt die schweren rucksäcke, das hatten wir in diesem jahr noch nicht allzu oft.
an der längentaler alm sind wir schön warmgelaufen, erste trinkpause.
alex hat scheinbar vor, tänzelnd den berg hinaufzuschweben, oder wie sind diese lockerungsübungen zu verstehen?
der seeblaskogel, den wir im oktober leider nicht geschafft haben - aber das ist heute egal, unser ziel liegt dahinter und wird noch lange... nicht in sicht kommen
unsere beiden langhaarigen führer
und nun wird es langsam feuchter - natürlich nicht von oben, denn im sellrain regnet es ja bekanntlich nie - sondern die nicht unerheblichen schneemengen, die hier vor sich hin schmelzen, haben dafür gesorgt, dass der bach überall fließt, auch da, wo eigentlich weg sein sollte.
aber das kann uns nicht schrecken, kneippen ist schließlich gesund (und vor allem bei senioren beliebt)!
irgendwann ist es doch soweit und melanie und ich stellen bei einem beherzten sprung fest, dass unsere beine doch nicht soo kurz sind, wie wir geglaubt haben
und damit haben wir das wassertreten in seiner ursprünglichen form erstmal hinter uns, und treten es nun in seiner kristallinen form weiter.
auf knapp über 2000m liegt doch noch ganz schön viel von unserem geliebten weiß!
auf der zweiten moräne machen wir mittagspause, die hälfte der höhenmeter haben wir hinter uns
wie es sich gehört, das yak und das andere zotteltier spuren:
echte helden der berge...
yak hat zum glück schneeschuhe, wie tarkan und ich auch.
für die anderen drei geht tatsächlich das wassertreten weiter, da sie im sehr weichen schnee doch ständig einbrechen, auch in unseren schneeschuhspuren. und so helfen auch die gamaschen nicht mehr viel, und es wird nass.
wundert mich eh, dass alle gamaschen dabei gehabt haben, denn es ist ja bekannt, dass wir die "eh nicht brauchen"? 8)
immer noch nicht auf dem gletscher...
ab hier hab ich leider keine fotos mehr, aber es waren ja noch mehr fotografen anwesend *winkmitdemzaunpfahl*
ich denke, es ist 13h, als wir nach einer weiteren kurzen pause die gurte anlegen und uns anseilen. die 6 stunden aufstieg, die eingeplant waren, sind mittlerweile um, aber es sind ja nur noch 400hm oder waren es 500? egal, um diese jahreszeit wird es eh erst um 22h richtig dunkel, wir haben also noch ewig zeit!
auf dem gletscher folgen wir zwei skispuren, die wohl höchstens ein paar tage alt sein dürften, es hatte ja kürzlich erst neuschnee. die av-karte wollte unser großer führer lieber nicht zu rate ziehen, weil da immer so viele spalten eingezeichnet sind
, da ist die kompass-karte doch viel angenehmer...
aber es stellt sich raus, dass die av-karte trotz gletscherstand 1970 doch gar nicht so unrecht hat, man kann gar nicht so wenig spalten auf den wunderbaren skihängen erkennen (bernhard ärgert sich inzwischen wohl doch ein bisschen, dass er diesmal ohne ski hier ist
)
aber es liegt genug schnee, wir arbeiten uns langsam weiter vor, inzwischen wird es auch für yak anstrengend, der schnee immer weicher, und sogar chelly bleibt immer brav hinter ihm
am gipfelgrat wird der schnee wieder härter, und das letzte stück ist dann auch bald überwunden, wir stehen am "vorgipfel" auf 3200m.
hier ist dann allerdings schluss für tarkan und mich, erst vor 10 tagen hat er seine ersten 2000er bestiegen, und ich habe schon angst, dass er in dem tempo weitermacht und mich im august auf den mt. everest zwingt!
aber die höhe und die anstrengung zeigen nun doch wirkung, und so pausieren wir, während das gipfelteam sich die letzten 20, 18 oder wieviel auch immer meter hochkämpft.
erstaunlicherweise scheinen sie alle mit der höhenkrankheit geschlagen zu sein, denn sie behaupten alle, dass der großvenediger nicht zu sehen war... das geht doch gar nicht? der ist doch schließlich da hinten!
aus den 6 stunden aufstieg sind mittlerweile 9 stunden geworden, einige von uns haben nicht mal mehr hunger, und müssen schon fast zum essen gezwungen werden.
von oben sehen wir dann, dass es sogar noch mehr spalten waren als wir bisher bemerkt hatten, und dass unsere spur sich mitten durch die spaltenzone zieht - umgehen hätte man sie allerdings auch nicht können.
melanie beginnt den abstieg zu führen, aber ohne schneeschuhe ist das wirklich kein spaß, also darf ich bei meiner hochtourenpremiere nach vorne. ein bisschen adrenalin kommt schon ins spiel, aber wie im aufstieg ist die schneedecke zwar weich aber offensichtlich noch ziemlich dick.
nachdem wir den gletscher hinter uns gebracht haben, können wir es wieder krachen lassen und im weichen schnee runtersausen.
mittlerweile treten zumindest die schneeschuhlosen unter uns ganz ordentlich wasser - und zwar in ihren schuhen!
den bach können wir diesmal allerdings auf einem lawinenrest ohne große sprünge überqueren und kommen so schon um kurz nach 20h an der längentaler alm an, wo wir nochmal eine abschließende gemütliche rast einlegen.
im oktober war das allerdings in einem punkt besser, hasei war damals dabei und hatte weißbier im rucksack - was würden wir darum jetzt geben!
um 21h30 sind wir dann endlich alle am parkplatz, endlich raus aus den schuhen, meine sind zwar immer noch trocken, aber das gefühl ist trotzdem schön!
der gasthof hat wegen reichtum geschlossen, und so beschließen wir, noch in gries ein bier zu trinken.
als wir das dann tun und gemütlich in einem cafe sitzen, stellen wir fest, dass gries definitiv nicht zu sellrain gehört - es fängt nämlich an zu regnen, nein zu schütten!
offensichtlich muss sich eine einzelne wolke hierher verirrt haben...
auf der heimfahrt treten dann auch noch die autos ein wenig wasser, ach nein, da heißt das ja aquaplaning. dass im sellrain aber auch unbedingt nachts die strassenreinigung solche mengen von wasser auf die straßen spritzen muss!
kurz und gut, es war eine wunderschöne, lange und auch anstrengende tour - wobei sich vor allem melanie, alex und bernhard ein ganzes stück mehr anstrengen mussten ohne schneeschuhe.
yak hat sicherlich auch eine menge kalorien verbrannt im kampf mit dem weichen sulz, und tarkan braucht sich nun wirklich vor keinem bergfex mehr zu verstecken
meinetwegen gerne bald wieder, tarkan ist sich da noch nicht so sicher - aber wer nicht mal muskelkater hat am nächsten tag, der war doch nicht wirklich ausgelastet, oder?