Heute geht es zur Siemens-Wolf. Vier Längen Vier und ein gemütlicher Abstieg - das ist im Vergleich zu den Vortagen geradezu ein Ruhetag. Am Scharnitzjoch ziehen wir die die Reihenfolge des Einstiegs bestimmende Nummer: noch 5 Seilschaften vor uns und eine halbe Stunde bis hin. Am Einstieg sehen wir dann den Verlauf der Route an den Kletterern darin.
http://www.bergsteigen.at/de/touren.aspx?ID=430
Übesicht über die Route
Blick an der Scharnitzspitze vorbei zum Bruchhaufen namens Oberreintalschrofen
Vom Einstieg nach unten entlang am Zugangsgrat
Die Zehen schmerzen von den engen Schuhen - zum Glück sind unten die meisten Tritte aus Gras und somit gut, um darauf barfuß zu klettern. Gelegentliches Treten in eine Wasserrille ist weniger unangenehm als meine Füße wieder in die von mir sonst nur zum Sportklettern genutzten Schuhe zu zwängen. Die weiten Schuhe liegen beim Schuster zur Neubesohlung. So kann ich meinen Zehen noch drei der vier Längen die Freiheit lassen.
Ich bin erschreckt vor mir selbst, denn zusätzlich zu den je zwei bis drei Zwischenhaken auf den vier 35-55 Meter langen Seillängen lege ich fast nichts - es ist alles nur genießerisches Steigen. Nur fallen sollte man unter diesen Umständen nicht.
Oben sind wir schneller als gedacht
Dieses finstere Loch ist im Sommer das Kletterdorado schlechthin: Das Oberreintal
Der Abstieg hatte dann doch noch eine Überraschung parat. Irgend ein nicht so nette Person hat die massiven, den überaus brüchigen Westgrat sichernden Haken fein säuberlich abgesägt. Nicht mal einen Stummel, den man abbinden könnte, hat dieses nutzlose Subjekt stehen gelassen. Frei gehen ist da nur für Gemsen und Eingeborene drin. Obwohl Franzl noch nie alpin geklettert ist, findet er doch ein paar massive Köpfe, um Schlingen drüber zu werfen. Auf diese Weise bin ich auch im Abstieg einiger Maßen sicher. Nach etwa 30 Metern kommt dann auch an der ehemaligen (jetzt abgesägten) ersten Abseilstelle ein einzelner, wenn auch nur kleiner Bohrhaken. Selbst wenn sich dieser Hakenvandale in der Siemens-Wolf ausgetobt hätte, wäre das nicht so tragisch - die Zwischensicherungen der Route sind durchaus auch mit großen Keilen und Friends zu realisieren. Wir seilen 20 Meter ab, folgen zwei Eingeborenen zur nächsten Abseilstelle und sind kurz nach 3 wieder am Einstieg.
Der Abstieg muss doch irgendwie zu sichern sein.
Ins oberste Puittal, rechts die Gehrenspitze
Rushhour unterhalb der Wangscharte: Oben ist Stau
Tipp: Die Route ist ideal für Alpin-Anfänger - diese sollten aber ein Doppelseil benutzen und die Route abseilen. Außerdem sind ein paar _große_ Keile und Friends sehr sinnvoll.
Für Karen und Mangiari hingegen ist heute der große Tag: Ideale Verhältnisse im Bayerischen Traum.
http://www.topoguide.de/__Tourenubersicht/Nach_Regionen/Nordalpen/Schusselkar__P...http://www.alpinrouten.de/files/routen/z_baytr.htmUm 18 Uhr sind die zwei wieder auf der Wangalm. Ein Traum ist Wirklichkeit geworden, die Füße sind wund und schmerzen, die letzten Reserven sind aufgezehrt. 40 Meter anhaltend VI+ waren mit 3 Friends zu steigen; keine Platte schleichen sondern mit den Füßen 10 cm unter der Hand hangeln. Die 6 Meter Schlüsselstelle (VIII-) sind dagegen angeblich nichts - Karen ist schon ein wilder Hund...
Die Luft ist jetzt aber auch hier raus. Wer will schon nach so einer großartigen Route, deren weltweite Bekanntheit den Vergleich mit der großen Zinne-Nordwand nicht scheuen muss, noch 75 Kilo Fleisch irgend einen Allerweltssechser hochziehen? Und das am 30.Geburztag eines Freundes?
Karen und Mangiari verabschieden sich ins Tal zur Geburztaxparty. Auf der Hütte ist noch eine Dreierseilschaft, die einen vierten Mann brauchen kann.