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Handy-Notruf, "Satelliten-Märchen"? (Gelesen: 3838 mal)
Vogelfreund
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W-Nds
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Handy-Notruf, "Satelliten-Märchen"?
03.09.2006 um 14:57:47
 
Ein Hüttenwirt meinte, einen Handy-Notruf kann man auch dann im Gelände per 112 absetzen, wenn kein Netzempfang vorhanden ist.  ???  Es solle dann per Satellit funktionieren.   Schockiert
Als "Beleg" fügte er an, daß an seiner Hütte mehrfach Helikopter ankamen und Leute suchten, die jenseits von Gebieten mit Netzempfang (eingeschnittenes Tal) verunglückt waren und per Handy 112 trotzdem gewählt hätten.

Ja mei, oh Wunder. Ich glaube dies nicht. a) Die Entfernung zum nächsten Satelliten wären ja hunderte Kilometer, das schafft so ein handelsübliches Normalhandy nicht. b) Es müßte ja Rettungsleitstellen geben, die dann so ein Handy ohne Netzempfang via GPS bzw. Krezupeilung lokalisierten und die Rettungskette in Gang setzten. c) Man hätte selbst keine Kontrolle, ob es funktioniert hätte - und ausprobieren will ich das ohne Not lieber nicht.

Wir haben hier doch ein paar Bergwachtler. Könnten bitte diejenigen mit Sachkenntnis ggf. einmal nachhaken? Danke!
Vf
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tigerfishli
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Gauting
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Re: Handy-Notruf, "Satelliten-Märchen"?
Antwort #1 - 03.09.2006 um 16:20:54
 
Hallo,

hier handelt es sich um ein Handy Märchen...

a)Ein Notruf über die 112 ist NUR dann möglich, wenn irgendein Netz verfügbar. Beispiel (in D) mit D1 kein Netz, aber ein D2 Netz: Notruf läuft dann über D2.

b) ein (normales) Handy kann NICHT eingepeilt werden (im Gegensatz zu einem LVS) Grund: übertragung läuft hier digital. Eine Positionsbestimmung geht nur in Verbindung mit GPS (nicht Serienmässig) . Eine Positionsbestimmung ist über den Umweg der benutzten Funkzelle möglich. Was in der Stadt wegen der hohen Zahl der Zellen recht genau ist, ist in den Bergen wenn mit "müh und Not" eine Zelle zum einloggen efunden wurde recht ungenau.

c) Haben Rettungsleitstellen direkten Zugriff auf Funkzellendaten der Netzbetreiber ?

d) Satellitenhandys brauchen keine hohe Sendeleistung, da "Sichtverbindung" zum Satelliten - sind aber ein bisserl unhandlich.

Das grosse aber: Handys können eingepeilt werden: Technik ist aber aufwendig (ging bis vor 2,3 jahren problemlos in einen VW Bus  Zwinkernd ) und ist nicht ohne weiters zu haben. Wird von Polizei, Verfassungsschutz, BND zum abhören verwendet.

Das Problem haben die Rettungsleitstellen mit unseren Sportfreunden an der Küste:

Früher liefen Notrufe im Maritimen bereich über UKW, Kanal 16, konnte von KüfuSt. eingepeilt werden, Rettungskreuzer liefen direkt darauf zu.
Mittlerweile: Notrufe per Handy, zwar besserer Netzempfang als in den Bergen, aber kein Einpeilen möglich.

In der Hoffnung dies nicht zu brauchen !

grüsse

uli
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Lamл[tm]
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Re: Handy-Notruf, "Satelliten-Märchen"?
Antwort #2 - 04.09.2006 um 08:15:08
 
Zitat:
b) ein (normales) Handy kann NICHT eingepeilt werden (im Gegensatz zu einem LVS) Grund: übertragung läuft hier digital. Eine Positionsbestimmung geht nur in Verbindung mit GPS (nicht Serienmässig) . Eine Positionsbestimmung ist über den Umweg der benutzten Funkzelle möglich. Was in der Stadt wegen der hohen Zahl der Zellen recht genau ist, ist in den Bergen wenn mit "müh und Not" eine Zelle zum einloggen efunden wurde recht ungenau.

Es ist (theoretisch) möglich, wenn das Handy Kontakt zu drei Basisstationen hat. Über den Empfangspegel bei allen drei BS lässt sich die Position auf unter 100 Meter genau betimmen. Genutzt wird das derzeit nicht, im Gebirge muss man außerdem froh sein, wenn überhaupt eine BS erreicht wird.
Zitat:
c) Haben Rettungsleitstellen direkten Zugriff auf Funkzellendaten der Netzbetreiber ?

IIRC kann die RLS feststellen, über welche Basisstation der Notruf hereingekommen ist. Netzabdeckungskarten sind ebenso relativ detailliert vorhanden. Bei den recht großen außerstädtischen Funkzellen ist diese Information allerdings fast nutzlos.
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