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karwendelherbst - soiern + wörner (Gelesen: 5343 mal)
G
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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karwendelherbst - soiern + wörner
18.10.2006 um 17:04:07
 
Eigentlich sollte es ja auf ein paar Ammergauer Kraxelberge gehen. Aber dann tauchte diese Idee auf, dass es doch ganz nett wäre, in halber Höhe zu übernachten... und da wurde es dann doch das Karwendel. Für Sonntag stand Traumwetter zu erwarten, für Samstag sagten alle Wetterseiten bis auf eine wenigstens trockenes Wolken-Sonne-Gemisch voraus...

Samstag, 14. Oktober 2006


5:30 Aufbruch von der bewährten Abflugrampe in Ziegelstein - Nebel. Naja, is ja noch dunkel. München: Regen... O.K., hat gleich wieder aufgehört. Garmisch: mehr Regen... und erstmals die Umkehrfrage. Mittenwald und Parkplatz am Seinsbach (ca. 900m): Militaristische Akustik vom benachbarten Schießplatz, aber kein Regen... also aufrödeln und los. Typischer Fall von Denkste, nach 100m Forststraße fängt es an und entwickelt sich zum allerschönsten Landregen. Herumstehen unter einem Baum mit Bank und Papierkorb: Ob es wohl bald aufhört? Es hört nicht auf. Loslaufen oder aufgeben? Kommt nicht in Frage, jetzt sind wir so weit gefahren, und umdrehen kann man immer noch... und es MUSS doch besser werden, die Wetterfrösche können doch nicht ALLE irren! Am Ende ärgern wir uns bloß, dass wir den schönen Sonntag verpassen, den sie alle versprochen haben...

Also Schirm auf (Paul), Rucksackinhalt eingetütet (ich) und los. Erstmal Forststraße, schließlich sind wir im Karwendel, da wird einem nix geschenkt, wenn man kein Bike dabei hat. Für Karwendelverhältnisse ist der Talhatsch kurz (keine Stunde), dann geht es endlich links hinauf in den Kreuzgraben. Die Trupps, die vor uns aufgebrochen sind, kommen uns regenbemäntelt wieder entgegen. Na wenn schon, wir gehen weiter. Und tatsächlich, als wir die Waldgrenze erreichen, regnet es nicht mehr, zahlreiche Gemsen kreuzen, und als wir am Kamm der Soiernrunde ankommen, ist meine Hose schon wieder trocken und die Schöttelkarspitze (2050m) lacht uns an.

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"Schwierige Bergtour" steht in den meisten Beschreibungen... naja, das hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Trotzdem - nach dem Regen gibt es klare Sicht, u.a. auf den Soiernkessel...

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... und oben ein Gipfelkreuz mit Sitzbänken im Kreuzfundament, wow... Komfortbergsteigen? Nach kurzer Rast (windig hier oben) weiter, schließlich haben wir noch die ganze Runde bis zur Soiernspitze vor uns, das dauert. Der Gratweg muss wunderschön sein, leider nebelt es und reißt nur zwischendurch mal auf. Von der Kante guckt uns eine Gemse in so starrer Haltung zu, dass wir Mühe haben, an ihre Lebendigkeit zu glauben, bis sich sich dann doch mal bewegt.

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Die Belohnung kommt, als wir die Soiernspitze (2287m) erreichen - der Nebel ist weg und die Sicht hochdramatisch:

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Blick aufs Wettersteingebirge


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Rückblick über den Grat bis zur Schöttelkarspitze und weiter


Beim Abstieg zur Fereinalm (1387m) kommt dann das absolute optische Bonbon, Sonnenuntergang überm schon verschneiten Karwendelhauptkamm:

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Fast unten angekommen, tritt doch noch die Stirnlampe in Aktion, denn plötzlich wird es äußerst sumpfig... auf der Fereinalm ist zu unserem Erstaunen ein Licht zu sehen, wir hatten auch die ganze Zeit Kinderstimmen gehört - dabei hatte die Hüttenwartin am Telefon versichert, die Hütte sei geschlossen. Naja, jetzt im Dunkeln werden die alle in der HÜtte sein. Wir begucken uns das erste Gebäude, das auftaucht, aber da stehen Fenster offen, also kommt da bestimmt noch jemand vorbei. Ein Stück weiter gibt es eine Holzhütte mit einer Bank davor, gegenüber schützt ein großes Gebäude (Stall?) vor dem Wind - das passt. Also links und rechts der Bank Folien und Isomatten ausgebreitet, Schlafsäcke in die Biwaksäcke gestopft, und einem Tagesausklang auf der Bank mit mitgebrachtem Rotwein und fantastischem Sternenhimmel steht nichts mehr im Wege. Zwischendurch kommt ein Landmann, der unsere Stirnlampen gesehen hat und will uns - nein, nicht verscheuchen, etwas Gutes tun, und da fällt ihm immer wieder nur ein, wir dürften unseren Müll ruhig einfach unter die Bank stopfen, der würde dann am nächsten Tag mitgenommen... kommt natürlich nicht in die Tüte.


Sonntag, 15. Oktober 2006


Nach einer nicht ganz tiefschläfrigen Nacht wache ich zu meinem Erstaunen im Morgenlicht auf (eben war da doch noch nächtlicher Sternenhimmel gewesen?). Katzenwäsche am Brunnen, Biwak eingepackt und los, der Tag verspricht herrlich zu werden. Zunächst die Wörnerlahne hinauf mit Blick auf die gestrige Tour...


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Am Wörnersattel (1995m) tauchen aus dem Tal die ersten Wanderer auf. Pause. Paul entdeckt, dass es einen Heimweg "obenrum" über die Zunderweidköpfe zu geben scheint... laut Karte (ganz klein schwarz gestrichelt) macht der zwar eine Schleife zurück zur Fereinalm, aber das kurze Stück zur Rehbergalm, von der der "offizielle" Weg dann weitergeht, schaffen wir zur Not auch weglos. Jedenfalls wird uns das die lange Runde auf halber Höhe durch den Schönwald ersparen.

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Überm Sattel prangt am Einschlupf zum Gipfelaufstieg ein regelrechter roter Farbguss - da musste der Eimer wohl endgültig geleert werden. Na, wenn die Route jetzt durchmarkiert ist, ist es kein Wunder, dass sie nicht mehr einsam ist... jedenfalls beginnt hier der amüsante Teil der Tour, schönste Genusskraxelei bis oben hin. Die paar IIer-Stellen, die es hier geben soll, sind kaum zu identifizieren, uns kommt alles sehr leicht vor.

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Die Aussicht von oben (2474m) ist vom Feinsten...

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Karwendelhauptkamm


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Panorama Ost


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wieder mal Wetterstein...


Man mag gar nicht wieder runter, so schön ist es. Aber schließlich will auch die Heimreise noch zu christlicher Zeit absolviert werden. Im Abstieg ist das Kraxelgelände etwas mühsamer als im Aufstieg, wer hätte das gedacht  Zwinkernd.

Natürlich wird der Steinkarlkopf (1979m) auch mitgenommen und zur Vernichtung der vorletzten Vorräte genutzt. Weiter geht es über den schönen Latschengrat der Zunderweidköpfe...

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Rückblick auf Wörnersattel und Wörner


... über den die anderen Wörnerbesteiger gekommen zu sein schienen. Und richtig, der kleine Pfad geht weiter durch den Sattel und bis zur Rehbergalm. Ein bisserl Pfadfinden auf Sattel und Alm, aber da sind sogar verblasste Uraltmarkierungen. Unterwegs letzter Blick auf unseren Gipfel:

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Auf der Rehbergalm weist ein Wegweiser nur nach Mittenwald. Hier muss es aber doch auch einen Weg ins Seinsbachtal geben... ganz einfach, 100m weiter kommt der nächste, und da ist dann auch die Verzweigung. Der Pfad schlängelt sich mit eher sanftem Gefälle und oft weichem Grund (Laub, Nadeln, Humus) relativ kniefreundlich nach unten bis zur Aschauer Alm. Da ab hier die Fahrwege beginnen, kann die Stirnlampe im Rucksack bleiben. Um die Zeit hatten wir natürlich gehofft, dass die üblichen Ausflugsstaus sich schon aufgelöst hätten. Reingefallen... auf der Garmischer Autobahn war erstmal eine Stunde Schneckentempo angesagt....

Summa:
Sehr schöne Karwendelrunde!
Aber bitte beachten (auch wenn wir es diesmal sträflicherweise vergessen und diesbezüglich Glück gehabt haben): Im Karwendelfels herrscht "Helmpflicht"!

Text + Fotos © Gisela
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« Zuletzt geändert: 18.10.2006 um 21:18:46 von G »  
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strauchdieb
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Re: karwendelherbst - soiern + wörner
Antwort #1 - 18.10.2006 um 17:14:38
 
Zitat:
Reingefallen... auf der Garmischer Autobahn war erstmal eine Stunde Schneckentempo angesagt....




Schöner Bericht und tolle Bilder.

Wir konnten den Oberauer Stau am Sonntag Abend bewundern, anhand der roten Rücklichter vom Gipfel aus. Wie wir dann unten warn, hatte sich natürlich schon längst alles in Wohlgefallen aufgelöst.

Gruß, Strauchdieb
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Re: karwendelherbst - soiern + wörner
Antwort #2 - 18.10.2006 um 19:40:03
 
Zitat:
tolle Bilder
tja, strauchdieb, ich hatte eine tolle kamera dabei...  Zwinkernd

danke fürs kompliment!
auf welchem gipfel wart ihr nochmal? irgendwas im wetterstein?

gruß
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Re: karwendelherbst - soiern + wörner
Antwort #3 - 19.10.2006 um 08:02:30
 
Hallo Gisela,

da fällt mir ein.... nach 10 Jahren muss ich mal wieder ins Karwendel.

Nett wenn es immer wieder Leute gibt, die mich dran erinnern. Und mit schönen Bildern neue Lust machen.
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strauchdieb
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Re: karwendelherbst - soiern + wörner
Antwort #4 - 19.10.2006 um 09:09:49
 
Zitat:
auf welchem gipfel wart ihr nochmal? irgendwas im wetterstein?

gruß
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Wetterstein stimmt schon, wie sonst hätten wir so einen schönen Blick auf den Stau gehabt?

Bin mit Nordlichtangel über den Nordgrat auf den Höllentorkopf. Ist von Osten nur ein kleiner Muggel, vom Höllental aus aber ein stattlicher Zacken.

...

Gruß, Strauchdieb
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« Zuletzt geändert: 19.10.2006 um 14:07:13 von strauchdieb »  

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Re: karwendelherbst - soiern + wörner
Antwort #5 - 19.10.2006 um 12:36:27
 
auch Glückwunsch zu den Bildern - Schöttelkarspitze hatten wir ja auch als Monatstour Juli  - kann also Bilder zum Vergleich bieten: http://home.arcor.de/karsten.seliger/SAN/Monatstouren/Juli06-Schoettelkarspitze/...

Und wir haben das Wochenende auf Trenkers Tour in den Tannheimer Bergen genossen - mit ähnlich fantastischen Ausblicken (Bericht kommt von Ulli). Nur das wir trocken aufgestiegen sind - der Regen blieb in Deutschland....
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