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Die neue Welt der Alpen (Gelesen: 2190 mal)
strauchdieb
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Keltern
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Die neue Welt der Alpen
30.03.2007 um 10:47:16
 
Ergebnisse der Alpinismustagung 2007: Die neue Welt der Alpen.

Die Tagung stand eindeutig unter dem Einfluß der aktuellen Klimadebatte. Allerdings wurde (nicht nur)  in meinen Augen die Chance vergeben, die Arbeit in den Arbeitsgruppen des 2. Veranstaltungstages für grundlegende Diskussionen zu nutzen. War am 2. Tag leider nicht mit dabei, deshalb steht mir nicht das Recht zur Kritik zu, weiß auch nicht, ob ich als Teilnehmer einer der Arbeitsgruppen anders argumentiert hätte. Allerdings finden sich immer wieder wichtige ökologische Ansätze, die ohne die Vorträge und Diskussionen des Vortages möglicherweise nicht berücksichtigt worden wären.

Hier jedenfalls die Ergebnisse aus den 4 Gruppen. Eine fünfte (Montainbike) fand mangels Interesse nicht statt, die erste (Bergwandern-Klettersteige) war so groß, dass der Bereich Klettersteige in einer eigenen Gruppe behandelt wurde.



1.1.      Klettersteige
-      AV soll keine Vorreiterrolle beim Bau einnehmen
-      Immer nach dem Motto- je Höhe die Lage, desto sparsamer der Technikeinsatz
-      Ökologische Gesichtspunkte berücksichtigen

1.2.      Wandern/Bergsteigen
-      40.000 km Wegenetz ist zu erhalten
-      Berge werden inszeniert
-      Infrastruktur schafft Nachfrage
-      Mehr Lenkung statt Zonierung
-      Ausgewiesene Ruhezonen von jeglicher Nutzung freihalten
-      Ja zur Masse, aber gelenkt
-      Brückenschlag zum (Tal)-Tourismus
-      Überleben der Hütten sichern durch attraktive Hüttenangebote (z.B. Familienbergsteigen)
-      Wegerückbau, z.B. nur einen Gipfel um die Hütte mit gut ausgebautem Weg, die anderen Anstiege rückbauen

2.      Klettern
-      DAV schätzt, dass es 200.000 Hallenkletterer gibt , davon wollen 80% ins Freie, allerdings mit der hallengewohnten Sicherheit (Plaisir)
-      Jede Form des Kletterns ist zu respektieren
-      Eigenverantwortung fordern und fördern
-      E-Bewertung von Routen (Ernsthaftigkeit),d a der reine Schwierigkeitsgrad nichts über die Gefahren im Gelände aussagt)
-      Netzwerke zur Lenkung
-      Leitlinien um Raumordnung erweitern, z.B. in welchen Abständen in welche Dichte neue Kletterrouten akzeptiert sind (Regional)
-      Öffentlichkeitsarbeit um die Wertschätzung von Abenteuerrouten mit Selbstbeschränkung zu erhöhen

3.      Skibergsteigen/Schneeschuhgehen
-      Basis ist ‚Skibergsteigen umweltfreundlich’ und ‚Wildtiere und Skilauf im Gebirge’
-      Umsetzung ist gut. Es gab allerdings im laufenden Jahr aufgrund der Schneelage Probleme
-      Ausweitung auch auf die Mittelgebirge
-      Ausweisung der Schutzzonen auch auf den Karten
-      Abstimmung via Internet

Als konkrete Maßnahmen werden vorgeschlagen:
-      Internetseite mit Skitouren/Schneeschuinfo,
-      Verknüpfung von Schutzgebieten
-      Darstellung auf allen Karten
-      Flyer mit Infos bei Ausleihprodukten mitgeben.
-      Autoren von Führern einbeziehen
-      Regelungen im nächsten Panorama veröffentlichen.

4.      Hütten
-      Klimawandel als Herausforderung
-      An das Nutzerverhalten angepaßte Veränderungen
-      Auch Rückbau, dann aber in regionale Konzepte einbinden also z.B. alle Hütten eines Gebirgszuges zu SV-Hütten
-      Konzepte ansonsten für jede Hütte individuell. Anpassung an Umweltstandards (Energie, Versorgung)



Das ist jetzt natürlich nicht das offizielle Protokoll, sondern nur meine Kurzmitschrift, sollte Usch oder Lampi Ergänzungen oder Korrekturen vornehmen wollen/können, bitte gerne.

Beachtenswert ist auch, dass an mehreren Stellen das Internet als wichtiges Kommunikations- und Diskussionsmedium erkannt und genannt wurde.

Gruß,

Strauchdieb
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strauchdieb
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Keltern
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Re: Die neue Welt der Alpen
Antwort #1 - 30.03.2007 um 11:57:06
 
Die Tagungen in Bad-Boll enden traditionsgemäß, vor den letzten Schlußworten der Veranstalter, mit Worten von Freunden.

Freunden des Alpenvereins, die eingeladen sind, die Tagung zu begleiten (leider hatten nur 2 der 4 Freunde Zeit dazu) und die Ergebnisse zu bewerten. Und wie man es von echten Freunden erwarten kann, möglichst ohne falschverstandene Rücksichtnahme, offen und ehrlich.

Im Folgenden mein sehr persönlich gefärbter Eindruck der 4 Vorträge:

Worte von Freunden:

S. Wiedenmann
Tourismusbüro Bayern

Lange Power-Point Werbeveranstaltung für ihr staatlich gefördetes Marketingunternehmen. Glaubt durch die Klimadabatte würden die Menschen verstärkt die Berge besuchen. Bricht eine Lanze für den Tourismus und die sicheren Arbeitsplätze, da diese nicht ins Ausland abwandern können (Meine Meinung: .... die Gäste aber schon) Sieht die Klima-Problematik der 500 Mio Tagesausflügler, davon alleine 8 Mio in der Zugspitzregion. Fordert  eine nachhaltige Entwicklung. Sieht den DAV in einer Vorreiterrolle.

Josef Klenner
Präsident des CAA (club arc alpin = Zusammenschluss aller alpinen Vereine der Länder des Alpenbogens)

Zitat: „Die neue Welt der Alpen ist die Alte geblieben“. Chance vertan aus dem Freitag etwas zu machen. Sieht die Ergebnisse der Arbeitsgruppen im krassen Gegensatz zum Töpfervortrag.
Der AV hat eine besondere Verantwortung  für den Erhalt der Alpen, auch den Mitgliedern gegenüber auch für zukünftige Generationen. Um den Klimawandel zu begrenzen, müssen wir selbst Maßnahmen ergreifen und zwar jeder dort, wo er selbst Einfluß nehmen kann. Der DAV kann dabei als Sprachrohr dienen

Dr. Gisela Splett
MDL BW, Geo-Ökologin

Vermißte ebenfalls Konsequenzen und Handeln. Der Klimawandel ist die größte Zukunftsaufgabe. Schildert zwei Beispiele der Klimawandels in Regionen mit hoher Reliefenergie (Gletscherschwund/Ihre Diplomarbeit)und Sedimentbefund Ruanda (Ihre Dissertation). Sieht ebenfalls die Probleme bei der Anreise. Menschen haben ein Recht auf Stille, Ruhe und Erholung. Sie werden nur für etwas schützend einschätzen, das sie schätzen. Naturerlebnis ist wichtiger als der letzte Kick im Abenteuer.

Robert Jasper
Schweizer Profibergsteiger

Erscheint relativ unvorbereitet, ist aber auch im Auftritt ein Profi. Es gelingt im geschickt, ein aktuelles Erlebnis mit dem aktuellen Thema zu verknüpfen.

Die Erschließung der Alpen (Gemeint der touristische Nutzung) fand nicht durch die Bewohner, sondern durch Außenstehende statt. Abenteuer als Anlaß des Tuns, Natur als Erlebnis.

Jugendarbeit: Naturverständnis ist wichtig, und zwar aus ganz egoistischen Gründen – um die Natur auch in Zukunft fürs Abenteuer zu nutzen.

Erzählt von seiner gestrigen Erstdurchsteigung der Nordflanke der Fiescherhorn-Gabelhorn-Wand. Ganz bewußt mit reduziertem Technikeinsatz. Statt Übernachtung auf der Konkordiahütte Biwak auf dem Aletschgletscher: Schildert eindrücklich, dass durch diese Reduktion das Naturerlebnis nur noch größer, noch intensiver wird. Waren in 12 Stunden auf dem Gipfel ohne Spuren zu hinterlassen um so das Abenteuer auch für nachfolgende Seilschaften zu erhalten.

Sieht die Problematik von Auslandsbergfahrten (Patagonien), beschränkt diese jedoch und sucht verstärkt Herausforderungen im Alpenraum. Wenn in Übersee, dann vor möglichst umweltschonend.



Ein jugendlicher Teilnehmer dazu:  Durch seine Auslandsfahrten sei er kein Vorbild für ihn. Statt (nach Töpfer) unter den ökologisch vertretbaren Tourenzielen, diejenigen heraus zu suchen, die das größte Abenteuer versprechen, würde er die abenteuerlichsten Touren nur ökologisch optimieren.


Gruß,

Strauchdieb
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